Ärger beim Bund

Zwei Bundesämter, zwei CMS-Projekte, ein Lieferant

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Die Eidgenössische Finanzkontrolle kritisiert zwei Bundesämter. Sie haben bei Namics zwei ähnliche CMS-Projekte in Auftrag gegeben, ohne sich dabei abzustimmen.

Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) sind von der Eidgenössischen Finanzkontrolle kritisiert worden.

Beide Bundesämter haben ein CMS-Projekt in Auftrag gegeben und sie haben Namics als Dienstleister gewählt. Einem Bericht der EFK zufolge wussten zudem beide vom Projekt des jeweils anderen: "Eine Zusammenarbeit wurde auf Stufe Projekt kurz geprüft. Vertiefte Abklärungen fanden jedoch nicht statt", schreibt die EFK. Grund: "Es gab keine Stelle, die übergeordnete Interessen vertreten und eine engere departementsübergreifende Koordination oder gar Kooperation durchgesetzt hätte."

Beide CMS basieren auf dem Produkt Adobe Experience Manager (AEM). Das BIT baut den Service mit Unterstützung der Firma Namics auf und wird weiterhin als Leistungserbringer auftreten. Im CMS-Projekt des VBS wurde der Service an Namics ausgelagert. Die beiden CMS sind laut Bericht hinsichtlich Funktionalität, Servicequalität und ICT-Sicherheit vergleichbar.

Zu spät für Zusammenarbeit

Ein Zusammenlegen der beiden Projekte ist aber gemäss der Untersuchung der EFK nicht mehr möglich: Zwar lege die rein zahlenbasierte Betrachtung eine Fusion der Projekte nahe, so die EFK. Jedoch konnte die Faktenlage "aus Zeitgründen nicht ausreichend erhärtet werden, um die Konsequenzen einer Zusammenlegung der Projekte abschliessend zu ermitteln."

Ausserdem sei Zeitpunkt für ein solches Vorgehen ohnehin zu spät, da beide Projekte auf Kurs und weit fortgeschritten seien. "Die mit der Neuplanung verbundene Verzögerung könnte für einige Ämter kritisch werden und weitere Nachteile mit sich bringen", so die EFK weiter. Sie verzichtet deshalb darauf, eine Zusammenlegung der Projekte zu empfehlen.

Weiter befürchtet die EFK, dass Namics die eigene Rolle zu Ungunsten der Bundesverwaltung ausnützen und gewisse Dienstleistungen beiden Projekten in Rechnung stellen könnte. Dieser Situation könne aber entgegengewirkt werden, indem sich die beiden Projekte bezüglich der durch Namics zu erbringenden Leistungen eng abstimmen, so die EFK.

Wie weiter?

Um eine ähnliche Situation in Zukunft zu vermeiden, hat die EFK zudem überprüft, ob auch in anderen Ämtern CMS-Projekte geplant oder bereits in Umsetzung sind. Dies ist der Fall, unter anderem im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA).

Die geplanten Projekte setzen laut EFK-Bericht ebenfalls auf Adobe Experience Manager als Produkt (Internet EDA) beziehungsweise Namics als Lieferant (FINMA). Folglich will die EFK die aktuell gewonnenen Erkenntnisse auch auf weitere CMS-Projekte übertragen.

Weiter gibt die EFK eine Reihe von Empfehlungen für die Zukunft ab, die teilweise schon umgesetzt sind oder noch umgesetzt werden müssen. Die Empfehlungen zielen grundsätzlich auf eine stärkere Kontrolle seitens des Informatiksteuerungsorgans des Bundes (ISB) sowie eine verstärkte Zusammenarbeit ab.

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