Social Media als gewinnbringendes Instrument

"Ohne Social Networking geht gar nichts"

Uhr | Aktualisiert

Die Wirtschaftsfrauen Ostschweiz luden am 26. April zum fünften Connect-Event in St. Gallen ein. Beauty-Bloggerin Julia Graf, alias MissChievous, führte die Teilnehmerinnen anhand des eigenen Beispiels in die Geheimnisse von Social Media als Geschäftsmodell ein.

Letzten Donnerstag drehte sich im Gewölbekeller der Vadian Bank in St. Gallen alles ums Thema Social Media. Am fünften Connect-Event der Wirtschaftsfrauen Ostschweiz referierte die erfolgreiche Beauty-Bloggerin Julia Graf vor über 40 Teilnehmerinnen über "Youtube, Facebook & Co - Social Media als Geschäftsmodell".

Die Zahlen verdeutlichen Julia Grafs Erfolg mit Social Media: Annähernd eine halbe Million Youtube-Abonnenten, die dem Hauptkanal insgesamt mehr als 100 Millionen Klicks einbrachten, mehr als 130'000 Fans auf Facebook, 43'000 Follower auf Twitter und mehr als fünf Millionen Besucher auf der eigenen Website.

Wie Social Media richtig nutzen?

Die Wirtschaftsfrauen Ostschweiz als regionale Gruppe im Dachverband Wirtschaftsfrauen Schweiz organisieren regelmässig Connect-Events für ihre Mitglieder, wie Iris Müller, Vorsitzende der Leitungsgruppe Ostschweiz, in ihrer Einleitung ausführte. Frauen begegnen im Wirtschaftsleben anderen Fragen und Problemen als Männer. Der regelmässige Austausch unter Wirtschaftsfrauen sei deswegen wertvoll. Ziel des Abends sei es, Ideen und Inputs zur richtigen Nutzung des Instruments "Social Media" zu erhalten.

Thomas Brägger von der Vadian Bank wies in seiner Ansprache darauf hin, dass man nicht "Nicht-Kommunizieren" könne. Es sei allerdings nicht immer einfach, mit Social Media umzugehen. So besässe er beispielsweise kein Facebook- und kein Xingkonto. Mit diesern Betrachtungen und einigen amüsanten Illustrationen leitete er zum Referat von Julia Graf über.

Wichtigkeit von sozialen Netzwerken

Zu Beginn ihrer Präsentation führte Julia Graf alias MissChievous den Anwesenden die Wichtigkeit von sozialen Netzwerken mittels Beispielen vor Augen. So seien bereits 82 Prozent aller über 15-jährigen Internetnutzer aktive Mitglieder mindestens eines sozialen Netzwerks. Das Smartphone spiele hier eine wichtige Rolle bei den steigenden Nutzungszahlen.

Nach der allgemeinen Einleitung schilderte Julia Graf den Verlauf ihrer Social-Media-Karriere. Unter dem Pseudonym MissChievous begann sie 2008 regelmässig Videos zu drehen und auf die Videplattform Youtube zu laden, in denen sie Schminktutorials an sich selbst filmte und erklärte. Ergänzt werden diese Schminktipps mit Haar- und Nagelstylingtipps. In den folgenden Jahren baute sie eine eigene Website und einen zweiten Youtubekanal auf, erstellte eine Facebookseite und begann zu twittern.

Das Hobby wird zur Einnahmequelle

Die Schweiz-Kanadierin mit Wohnsitz im Kanton Bern war zu Beginn selbst überrascht vom Erfolg, den sie hatte. Was zu Beginn ein einfaches Hobby war, entwickelte sich spätestens mit dem Youtube-Partnerprogramm zu einem regelmässigen Einkommen. Berichte in Zeitungen und Zeitschriften auf der ganzen Welt, ein Auftritt in der Sendung 10vor10, eine Zusammenarbeit mit dem Museum für Gestaltung in Zürich, zahlreiche Blogger- und Fantreffen und die Kooperation mit Lancôme und anderen Firmen folgten. Mittlerweile arbeitet Graf nur noch Teilzeit, um möglichst flexibel zu sein.

Social Media für Unternehmen

Wie nutzt man Social Media als Instrument richtig? Auch hierzu gab Julia Graf den Teilnehmerinnen Tipps mit auf den Weg. Wichtig sei es, sich zu überlegen, welche Plattform für die eigenen Interessen und für die Zielgruppe, die man erreichen wolle, geeignet sei. Es lohne sich eher, nur auf wenigen, ausgesuchten Netzwerken und Plattformen vertreten zu sein, diese dafür aber intensiv zu betreuen. Ausserdem müsse man sich überlegen, wie viel Zeit, Aufwand und finanzielle Mittel man investieren wolle, oder ob man eventuell eine PR-Agentur mit der Social-Media-Strategie beauftragt.

Letzteres sei gerade dann anzuraten, wenn die eigene Marke schnell viel Beachtung finden solle oder wenn man im Umgang mit sozialen Netzwerken wenig geübt sei. Personen, die vom klassischen Marketing her kämen, seien rasch überfordert mit den Spielregeln und Funktionsweisen von sozialen Netzwerken und Plattformen. Fehlende oder mangelnde Kundenbetreuung sieht Julia Graf denn auch als eines der Hauptprobleme. Wer alles zuerst mit dem Chef absprechen müsse, der könne für die schnelllebigen sozialen Plattformen zu wenig rasch reagieren.

Julia Grafs Erfolgsfaktoren

Im Umgang mit Social Media erachtet Julia Graf denn auch die Aktualität der Inhalte, Kunden bzw. Fanbetreuung sowie das eigene Branding als wichtige Kriterien. Ihre Videos auf Youtube seien kurz und bündig, unterhaltsam, kreativ, von technisch hoher Qualität, erscheinen regelmässig und enthielten eine persönliche Note. All dies trage zu ihrem Erfolg auf Youtube bei. Die stetige Verlinkung auf weitere soziale Netzwerke sowie ihre Website sei ebenfalls wichtig.

Gerade die mögliche Viralität von Inhalten und Videos sei ein Hauptbestandteil des Erfolgs in sozialen Netzwerken. Was interessant ist, wird von vielen Fans kommentiert, auf der eigenen Facebookseite oder auf Twitter weiterverbreitet und erreicht so potentiell noch mehr Leute.

Nischenplatzierung

Abschliessend gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Welche Unternehmen sich denn nicht für soziale Medien eignen würden? Julia Graf sieht potentiell bei jedem Unternehmen die Möglichkeit, sich in sozialen Netzwerken zu positionieren. Wer eine Nische bediene, ziehe das Publikum, das sich dafür interessiere, automatisch an, weil es möglicherweise das einzige Angebot sei.

Von Social Media leben

Auf Nachfrage einer Teilnehmerin erfuhr man auch, dass Graf mittlerweile von ihrem Einkommen als Beauty-Guru leben könnte. Allerdings wisse man nie, was die Zukunft bringe. Es sei harte Arbeit, an der Spitze zu bleiben, denn die Konkurrenz schlafe nie.

Beim anschliessenden Lowcarb-Apero hatten die Teilnehmerinnen reichlich Zeit, die Einblicke, die das Referat in das Thema Social Media ermöglichte, zu diskutieren und weitere Kontakte zu knüpfen. Ganz nach Julia Grafs Motto: "Ohne Social Networking geht gar nichts".