Event von swissICT

Informatiker über 50 werden nicht diskriminiert

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An einem Event hat swissICT die neueste Auflage seines Werks "Berufe in der ICT" vorgestellt. Fünf neue Berufe kamen hinzu. Am Event diskutierten Branchenvertreter, wie ältere Informatiker im Beruf gehalten werden können.

Die 9. Auflage "Berufe der ICT" (Quelle: Susanne Bär, swissICT)
Die 9. Auflage "Berufe der ICT" (Quelle: Susanne Bär, swissICT)

swissICT hat in den Räumen des OIZ einen Event für das Nachschlagewerk "Berufe in der ICT" abgehalten. Das Buch erscheint bereits in der 9. Auflage. Trotz des Trends zur Digitalisierung gibt es das Werk immer noch nur in gedruckter Form und als PDF. Die zehnte Auflage könnte auch in digitaler Form erscheinen, kündigten die Studienautoren am Event an.

Weiterentwicklung des Standardwerks

Die erste Ausgabe des Nachschlagewerts erschien im Jahr 1986, damals noch unter dem Titel: "Berufe in der Wirtschaftsinformatik". Mit dem Buch sollte Ordnung im Wirrwarr der Berufsbezeichnungen in der damals noch jungen ICT-Branche geschaffen werden, sagte Walter Bodenmann, Mitglied der Arbeitsgruppe Berufe der ICT bei swissICT. Alle Berufe und die Tätigkeiten wurden genau beschrieben.

Walter Bodenmann zeigt die erste Auflage des Nachschlagewerks. (Quelle: Netzmedien)

In späteren Ausgaben kamen neue Berufsfelder hinzu und andere verschwanden. Auch wurden in der Arbeitsgruppe die aktuellen fünf Fach- und vier Führungsstufen in der ICT definiert. Weiterhin schuf das Werk die Grundlage für die ICT-Prüfungen, sagte Bodenmann weiter.

In der 9. Auflage kamen auf Anregung der Industrie fünf neue Berufsbeschreibungen hinzu. Diese sind:

  • ICT-Auditor

  • Data Scientist

  • ICT-Security-Spezialist

  • User-Experience-Architekt

  • ICT-Security-Operations-Manager

Daneben wurde der Bereich Ausbildung überarbeitet. Er soll den Lesern einen Einblick in die Karriereplanung, sowie auch Aus- und Weiterbildungen geben. Das Buch richtet sich vor allem an HR-Abteilungen und Arbeitsvermittler. Für Nicht-Mitglieder von swissICT kostet das Buch 76 Franken. Mitglieder zahlen 39 Franken. Es kann auf der Website des Verbands in gedruckter Form und als PDF bestellt werden.

Keine Altersdiskriminierung zu erkennen

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um die Problematik älterer arbeitsloser Informatiker. Andrej Vckovski, CEO bei Netcetera, stellte in seinem Vortrag die Frage, ob man den Beruf eines Informatikers bis ins Pensionsalter ausüben könne. Die überwiegende Mehrheit des Publikums war der Meinung, dass die Rentenfähigkeit des Berufs ein Problem ist, wie eine Saalumfrage zeigte.

Netcetera-CEO Andrej Vckovski (Quelle: Netzmedien)

Bestätigt werde dies von der Arbeitslosenstatistik, zeigte Vckovski mit einer RAV-Studie aus dem Jahr 2013 auf. Anders als im Schweizer Durchschnitt nimmt die Zahl der arbeitslosen Informatiker in der Erhebung ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu.

Für Vckovski beweise dies jedoch nicht zweifelsfrei, dass ältere Informatiker diskriminiert werden. Tendenziell ist Arbeitslosigkeit in dem Alter ein Problem, eine "bewusste Altersdiskriminierung" kann er aber nicht erkennen, wie er betonte.

Der Erhalt der Arbeitsfähigkeit ist eine gemeinsame Verantwortung von Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Gemeinsame Aufgabe von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

Zweifellos sollten ältere Informatiker aber im Beruf gehalten werden, führte Vckovski weiter aus. Dies sei ein wichtiger Beitrag, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Vor allem müssten Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitern angegangen werden. Meinungen, dass sie teuer, schwer zu führen oder unflexibel sind, seien weit verbreitet. Durch Aspekte wie Erfahrung, Netzwerk in der Branche, eine höhere Belastbarkeit oder Loyalität würden die zuerst genannten Mängel Vckovskis Meinung zufolge aber aufgehoben.

Zum Abschluss seines Vortrags präsentierte Vckovski seine Zauberformel. Sie lautet "Weiterbildung". Darunter versteht er Weiterbildung im Beruf (on the job), durch externe Anbieter (off the job) wie auch eine Despezialisierung. Beim dritten Punkt müssten Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber vermeiden, dass Wissenssilos entstehen. Diese würden langfristig beiden Seiten schaden. Der Arbeitgeber werde so abhängig vom Wissen einer Person und gleichzeitig könnte der Mitarbeiter beim Wegfall seines Spezialgebiets hart getroffen werden, falls er den Absprung nicht mehr schafft.

Mitarbeitende sollten daher ein Mix aus Generalist und Spezialist sein. Dies zu erreichen sei Aufgabe von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. "Der Erhalt der Arbeitsfähigkeit ist eine gemeinsame Verantwortung von Arbeitnehmer und Arbeitgeber", betonte Vckovski. Mit ausreichend Engagement in der Weiterbildung könnten auch Informatiker den Beruf bis zur Pensionierung ausüben, schloss Vckovski seinen Vortrag.

Motivation für Weiterbildungen steigern

Zum Abschluss des Events diskutierten alle Referenten auf einem Podium über das Problem Informatiker Plus 50 und über Weiterbildungen. Edgar Spieler unterstrich zunächst, dass er keine Anzeichen für eine Altersdiskriminierung in der Informatik sieht. Er ist Leiter Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich. Spieler sieht bei vielen arbeitslosen Informatikern vor allem das Problem, dass sie nicht erkannt haben, welche Fähigkeiten gefragt sind und sich nicht entsprechend weiterbilden. Das RAV könne diesen Fehler nicht reparieren, sondern nur beratend intervenieren und Weiterbildungen vorschlagen, sagte er.

Das Podium. (Quelle: Netzmedien)

Vckovski hob auf dem Podium hervor, dass es schwierig sei, die Mitarbeitenden für Weiterbildungen zu motivieren. Es brauche daher vom Arbeitgeber bei manchen Personen einen gewissen Anschub. Diesen Punkt unterstich auch Claudia Lienert, Head of Competence Center Software, Development bei SBB IT. Die SBB stelle ihren Mitarbeitern 5 bis 7 Prozent der Arbeitszeit für Weiterbildungen frei, dies werde aber bei weitem nicht von allen ausgeschöpft, sagte sie. Vckovski machte daher den Vorschlag, dass Informatiker schon in der Ausbildung lernen sollten, wie man sich weiterbildet. Er sieht die Fähigkeit sich weiterzubilden als eine Sache, die erlernt werden könne.

Letztendlich waren die Podiumsteilnehmer eher optimistisch, dass das Problem älterer Informatiker angegangen werden kann. Die Branche sei sich des Problems bewusst. Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber müssten sich engagieren, anders gehe es nicht. Der Event schloss mit einem Apéro, der von den Gästen noch eifrig zum Austausch und Networking genutzt wurde.

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