So digital ist die Schweizer Verwaltung
Schweizer Verwaltungen riskieren, den Anschluss an die digitale Welt zu verlieren. Das zeigt eine Studie von KPMG Schweiz und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und KPMG Schweiz haben eine Studie durchgeführt. Sie durchleuchtet die Verwaltung in der Schweiz und befasst sich mit Themen wie E-Government, E-Participation, Open Innovation, Big Data, Open Government Data, Internet der Dinge und Prozessautomatisierung.
Laut den Autoren riskiert die Schweizer Verwaltung, den Anschluss an die digitale Welt zu verlieren. Die Schweiz sei zwar seit acht Jahren an der Spitze des Global Competitiveness Reports des World Economic Forums. Im "digitalen Ranking" falle sie im Vergleich zu den, im Standortwettbewerb relevanten, Staaten aber deutlich ab.
Die Studienautoren kamen zu folgenden Ergebnissen:
Die "skills of the future workforce" entwickeln sich in der Schweiz "voraussichtlich negativ". Leider sagen die Autoren nicht, was sie damit genau meinen. Sie verweisen lediglich auf eine Studie, die das World Economic Forum 2016 veröffentlichte.
Viele Mitarbeiter brauchen neue Kompetenzen. Etwa die Fähigkeit, in Prozessen zu denken, oder ein grundlegendes Verständnis für IT und Offenheit für Innovationen. Auch Fähigkeiten im Projektmanagement und der Kommunikation fehlen oft. Ebenso ein Verständnis für rechtliche und politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Prozesse.
Die Schweiz hat eine ineffiziente Behördenbürokratie. "Trotz einer digitalen Bevölkerung und einer digitalen Wirtschaft droht die Schweizer Verwaltung den Anschluss an die digitale Welt zu verlieren", heisst es in der Studie.
Die Verwaltung muss ihr Geschäftsmodell hinterfragen und stärker auf Informations- und Kommunikationstechnologien setzen, um Leistungen effizienter und kundenorientierter zu erbringen.
Finanzielle Rahmenbedingungen sind die grössten Hürden für die digitale Verwaltung.
Föderalismus kann Insellösungen schaffen, die nicht miteinander kompatibel sind.
Weitere Probleme sind Zeitmangel und mangelndes Wissen.
Das Nebeneinander von analogen und digitalen Dienstleistungen erhöht die Gesamtkosten zusätzlich. Es ist aber notwendig, da nicht alle Menschen Zugang zu digitalen Angeboten haben.
Die Schweiz hat noch keine E-Identität. Viele Experten sehen diese aber als Grundlage für die Digitalisierung der Verwaltung.
"Herrschende Perfektionsansprüche" sind ein weiteres Hemnis. Sie führen zu überladenen Projekten, die oft scheitern.
Rechtliche und politische Vorgaben können Veränderungsprozesse in der Verwaltung zusätzlich bremsen. Dieser Effekt ist in der Privatwirtschaft weniger stark.
Die Haltung der Mitarbeiter ist in der Verwaltung oft von hierarchischen Strukturen geprägt. Das erschwert die Zusammenarbeit über Verwaltungseinheiten hinweg.
Der Bund muss sich mit rund 2400 Gemeinden und 26 Kantonen in vier Landessprachen abstimmen. Das ist eine grosse Herausforderung.
Wie kann die Verwaltung all diese Probleme lösen? Die Autoren der Studie schlagen einen digitalen Gesellschaftsvertrag vor. Mit dem Ziel, das Gemeinwohl, die persönliche Entwicklung, die Bürgerbeteiligung und die digitalen Kompetenzen zu stärken.
"Eine koordinierte digitale Strategie ist mit höchster Priorität voranzutreiben", heisst es in der Studie. Es brauche Aus- und Weiterbildungen und neue Kompetenzprofile. "Ein Innovationspakt zwischen Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung soll die digitale Transformation der Verwaltung unterstützen."
Die Studie gibt es bei der ZHAW als PDF zum Download.