Auf der Suche nach der echten hybriden Cloud
Öffentliche und private Cloud-Infrastrukturen sollten Seite an Seite stehen. Oft ist jedoch eine tiefgehende Integration in der Multi-Cloud nur schwer zu erreichen. Das altbekannte Siloproblem droht sich daher nur zu verlagern. Was fehlt, sind echte hybride Cloud-Umgebungen.
Cloud Computing hat sich bei den Unternehmen in Europa fest etabliert. Die Realität dahinter ist jedoch vielschichtig. Die Firmen suchen nach Wegen, echte hybride Cloud-Umgebungen zu implementieren. Diese zeichnen sich durch ein zentrales Management aller Cloud-Varianten und die bedarfsgerechte Migration von Daten und Workloads aus. Sicherheits- und Datenschutzbedenken, Implementierungs- und Managementhürden sind jedoch neben zu hohen Kosten die Haupthindernisse auf dem Weg zur hybriden Cloud. So lauten einige der zentralen Ergebnisse einer Umfrage der britischen Analystenfirma Quocirca in vier europäischen Ländern, die im Auftrag von Nutanix durchgeführt wurde.
Von den insgesamt 400 im Mai und Juni dieses Jahres befragten Unternehmen – je 100 in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und den Niederlanden – zählten über die Hälfte Sicherheitsbedenken (229 Befragte oder 57,25 Prozent) und jeweils ein knappes Drittel die Komplexität bei der Implementierung (118 oder 29,5 Prozent) und beim Management hybrider Plattformen (124 oder 31 Prozent) zu den drei wichtigsten Hindernissen in technischer Hinsicht. Von den deutschen Unternehmen sahen 57 Prozent der Befragten mangelnde Sicherheit sogar als grösste Hürde an. Hinzu kommen geschäftsrelevante Bedenken: Fast die Hälfte nannte hier den Datenschutz (199 oder 49,75 Prozent) als eine der drei grössten Hürden, während 39,5 Prozent (158) den für hybride Plattformen nötigen Kostenaufwand unter den Top-3-Hindernissen sahen.
Dabei sind die Unternehmen in Europa der Cloud gegenüber positiv eingestellt und mit ihrer bisherigen Nutzung unabhängig von den gewählten Varianten durchaus zufrieden, scheinen diese doch die grossen Cloud-Versprechen wie höhere Flexibilität, niedrigere Gesamtkosten und bessere Ressourcenauslastung zu erfüllen. Nur neun Befragte widersprechen diesem Befund hinsichtlich Flexibilität, vierzehn bezüglich Kosten und nur acht im Hinblick auf die Ressourcennutzung. Gerade letzter Punkt verwundert nicht, liegt doch die Auslastung der Speicherkapazitäten in der eigenen Infrastruktur länderübergreifend bei bescheidenen 33,6 Prozent und die Nutzung der Serverleistung bei 36 Prozent.
Multi-Cloud: Die Silos kehren zurück
Weil die Versprechen eingelöst werden, sehen die Unternehmen weitere Investitionen in die Cloud-Nutzung vor. Während rund 35 Prozent der Befragten bereits Workloads in der Cloud implementiert haben, planen weitere 19 Prozent, dies in den kommenden zwölf Monaten, und 22 Prozent dies längerfristig zu tun. Nur ein knappes Viertel (rund 24 Prozent) gab an, auf die Cloud-Nutzung ganz zu verzichten.
Auf die Frage, welches Cloud-Modell sie in den kommenden zwölf Monaten erweitern wollen, gaben 72 Prozent der Befragten die private Cloud, 66 Prozent die öffentliche Cloud und demgegenüber nur 46 Prozent die hybride Cloud zur Antwort. Damit werden in Europa Multi-Cloud-Umgebungen in den Unternehmen weiter zunehmen, mit dem entsprechenden gegenüber einem echten hybriden Modell grösseren Managementaufwand.
Sieht man sich die verschiedenen Workloads etwas genauer an, gibt es durchaus Überraschungen. Denn anders als viele vielleicht spontan vermuten würden, präferieren die Unternehmen nicht nur für Workloads mit stabiler Ressourcennutzung (232 der Befragten oder 58 Prozent), sondern auch für solche mit stark schwankenden Auslastungsgraden (238 oder 59,5 Prozent) private Cloud-Umgebungen. Die entsprechenden Werte für die öffentliche Cloud lauten 145 Antworten (36,25 Prozent) und 123 Antworten (30,75 Prozent). Die hybride Cloud bevorzugen 137 Befragte (34,25 Prozent) bei stabiler Ressourcennutzung, lediglich 59 (14,75 Prozent) bei schwankender Auslastung.
Dabei sind diese Präferenzen offenbar unabhängig davon, ob es sich um geschäftskritische oder nicht geschäftskritische Workloads handelt. Entscheidender scheint vielmehr zu sein, wie einfach die Cloud-Nutzung ist und ob entsprechende Angebote bestehen. So gaben knapp 45 Prozent der Befragten an, Sicherheitsservices in der Cloud zu betreiben, dicht gefolgt von Lösungen für das Personalwesen (43 Prozent) oder Kundenbeziehungsmanagement (41 Prozent). Demgegenüber fallen die Werte für ERP (28 Prozent), SCM (25 Prozent) und vor allem IoT (24 Prozent) etwas ab. Allerdings planen weitere 56 Prozent der Befragten, ERP in Zukunft in der Cloud zu nutzen, beim Thema SCM sind es immerhin knapp 41 Prozent. Das Internet der Dinge (IoT) scheint hingegen bei den Unternehmen die grösste Skepsis hervorzurufen, was die Cloud-Nutzung angeht. Lediglich weitere 35 Prozent wollen damit in die Cloud gehen, während 41 Prozent in diesem Bereich keinen Cloud-Bedarf sehen (Grafik 1).
Freilich liegt der Schwerpunkt der Cloud-Nutzung in allen vier untersuchten Ländern gegenwärtig noch bei den als nicht geschäftsrelevant eingestuften Workloads. Deutschland liegt hier mit 53 Prozent der Unternehmen knapp hinter Grossbritannien (56 Prozent), aber vor den Niederlanden (51 Prozent) und Frankreich (45 Prozent). Umgekehrt liegt Frankreich mit 15 Prozent der befragten Unternehmen an erster Stelle, die sich als «Cloud First»-Organisation bezeichnen und dementsprechend bereits alle Workloads auf einer Cloud-Infrastruktur betreiben oder es planen. In Deutschland liegt dieser Wert hingegen bei 11 Prozent, gleichauf mit Grossbritannien und knapp vor den Niederlanden mit 10 Prozent.
Cloud Computing: gut, aber nicht genügend integriert
Präferenz für die gleichzeitige Nutzung von privaten und öffentlichen Cloud-Umgebungen, Nachholbedarf beim Cloud-Betrieb von geschäftskritischen Anwendungen und die Zufriedenheit mit den Vorteilen des Cloud Computing – so liessen sich die Ergebnisse der Quocirca-Studie kurz zusammenfassen. Doch der Nutzen könnte noch weit höher sein und die Unternehmen sind sich dessen durchaus bewusst. Denn spiegelbildlich zu den Hindernissen auf dem Weg zu einer echten hybriden Cloud hat Quocirca die Unternehmen nach dem aus ihrer Sicht an erster Stelle stehenden Faktor gefragt, der sie zu einer Einführung und Nutzung einer hybriden Cloud-Umgebung bewegen würde: Die Antworten lauteten länderübergreifend eine bessere plattformübergreifende Unterstützung für Standards (23,75 Prozent), eine einfachere plattformübergreifende Migration der Workloads (21 Prozent), eine automatisierte Nutzung von Schnittstellen zur Integration verschiedener Plattformen (16 Prozent), eine intelligente plattformübergreifende Automatisierung des Workflowmanagements (15,5 Prozent) und eine einfachere Implementierung hybrider Plattformen (10,25 Prozent). Kurz gesagt: Wäre die Cloud-Nutzung unabhängig von den verschiedenen zugrundeliegenden Technologie-Stacks, wäre die Akzeptanz echter hybrider Cloud-Umgebungen viel grösser (Grafik 2).
Vor diesem Hintergrund kommt die Quocirca-Studie zu dem Schluss: «Systeme mit der Fähigkeit, Provisionierung, Management, Aktualisierung etc. von Workloads sowohl in der privaten als auch öffentlichen Cloud vollständig zu orchestrieren, stellen die bestmögliche Plattform dar, um das Geschäft zu unterstützen. Die Systeme müssen in der Lage sein, Automatisierung sowohl gegen technische als auch geschäftsrelevante Regeln zu unterstützen. Nur so lassen sich die Anforderungen bezüglich Sicherheit, aber auch bezüglich Governance, Risk and Compliance (GRC) wie die detaillierten Vorgaben zum Datenschutz in der kommenden Verordnung EU-DSGVO erfüllen.»