Die Schweiz entwickelt sich zum ICO-Hub
4,6 Milliarden US-Dollar haben Unternehmen gemäss einer PWC-Studie mit ICOs bislang gesammelt. Die Schweiz ist als Standort dabei besonders attraktiv. Doch Regulatoren und Cyberkriminelle sind der neuen Finanzierungsmethode auf den Fersen.
Initial Coin Offerings (ICOs) haben im Umfeld von Kryptowährungen und Blockchain-Anwendungen in den vergangenen Monaten viel Interesse auf sich gezogen. Wenn Unternehmen digitale Währungen oder Anteile, sogenannte Tokens, an Anleger verkaufen, und so Startkapital in Millionenhöhe aufnehmen, ist ihnen das Interesse von Finanzwelt und Regulatoren gewiss.
Das Beratungsunternehmen PWC und die Zuger Crypto Valley Association haben versucht, mit einer Studie einen Überblick über das Fintech-Phänomen zu schaffen (Download als PDF). 514 ICOs verzeichneten die Autoren der Studie seit 2013, davon 438 im vergangenen Jahr. Die durchschnittlichen Einnahmen pro Offering seien in diesem Zeitraum von 381 auf 11'726 US-Dollar gestiegen.
(Source: PWC/Crypto Valley Association)
2017 brachten ICOs global fast 4,6 Milliarden Dollar ein, wie es weiter heisst. Alleine im Oktober und November seien rund 1,8 Milliarden Dollar dazugekommen. Im Vergleich mit den gesamten Einnahmen des Jahres 2016 - 236 Millionen Dollar - wuchs die Summe markant an.
Auf Platz 1 der 15 grössten ICOs liegt laut Studie die Finanzierungsrunde von Filecoin mit 257 Millionen Dollar im September 2017. Während dieses Offerings in den USA stattfand, sind auf den folgenden Plätzen der Rangliste viele Schweizer ICOs zu finden. Darunter jene von Tezos, Bancor und The Dao.
(Source: PWC/Crypto Valley Association)
Die Schweiz, so heisst es in der Studie, entwickle sich denn auch zunehmend zum Hub für erfolgreiche ICOs. Das Land verfüge über einen attraktiven Finanzmarkt, eine aktive Forscherszene und gute politische Rahmenbedingungen - ideale Voraussetzungen für kommerzielle Projekte im Blockchain-Umfeld.
Trotzdem seien beim Thema ICO noch einige Fragen ungelöst. Regulierung und Besteuerung seinen erst im Entstehen begriffen und sehr unterschiedlich. Während einige Staaten eher auf Repression und Intervention setzten, stünden andere, wie die Schweiz, ICOs offen gegenüber. Rechtssicherheit und die Klärung von Steuerfragen seien aber letzten Endes positiv zu bewerten, denn sie könnten Bedenken vieler Investoren ausräumen.
Eine weitere Herausforderung sei die Cybersicherheit. Viele ICO sind nach Ansicht der Autoren nicht genügend auf Bedrohungen durch Kriminelle vorbereitet, was Investoren abschrecke. Sie verweisen dabei auf ICOs, die in der Vergangenheit das Ziel von Hackern und Diebstählen geworden seien.
Unter dem Strich erwarten PWC und die Crypto Valley Association mehr Regulierung aber auch mehr Akzeptanz von ICOs. Je mehr Firmen sich mit Erfolg über das neue Instrument finanzieren, die Sicherheit in den Griff kriegen und sich in Governance-Fragen mit den Behörden einigen, umso mehr würden sie sich als neue Form der Kapitalbeschaffung etablieren.