Trump verhagelt IT-Grössen die Bilanz
Viele IT-Firmen melden momentan exorbitante Verluste. Schuld soll die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump sein. Sie bietet Unternehmen tiefere Steuern, wenn sie zu einer einmaligen Nachzahlung bereit sind.
Die erste Berichtsaison des neuen Jahres ist angebrochen. Im Stundentakt gehen die Quartals- oder Jahreszahlen von börsennotierten IT-Unternehmen durch die Schlagzeilen. Was in diesem Frühjahr auffällt: Eigentlich gut aufgestellte Firmen melden plötzlich Milliardenverluste.
Der Grund liegt in der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump. Diese führte im 4. Quartal 2017 bei vielen Unternehmen zu hohen Abschreibungen, wie Reuters berichtet. Firmen kämen demnach künftig in den Genuss von tieferen Steuern, wenn sie Profite in Übersee einmalig in die USA "repatriieren"
Dickes Minus in Redmond verdeckt Umsatzwachstum
Microsoft habe durch die neuen Steuerregeln in den USA die happige Summe von 13,8 Milliarden US-Dollar abschreiben müssen, schreibt Reuters. Unter dem Strich stehe dadurch im vergangenen Quartal ein Verlust von 6,3 Milliarden Dollar - nach fast einem ebenso hohen Gewinn im Vorjahresquartal.
Der Verlust steht im Kontrast zu den übrigen Zahlen des in Redmond beheimateten Unternehmens. Diese hätten die Erwartungen der Analysten nämlich übertroffen, schreibt Reuters. Der Quartalsumsatz von Microsoft stieg laut Bericht um 12 Prozent auf rund 29 Milliarden Dollar.
Vor allem das Wachstum der Cloud-Sparte habe seinen Teil zum Umsatzwachstum beigetragen. Das Segment "Intelligent Cloud" verbuchte Reuters zufolge Einnahmen von 7,8 Milliarden Dollar - 15,3 Prozent mehr als im Vergleichsquartal. Der Cloud-Service Azure sei zum zehnten Mal in Folge um mehr als 90 Prozent gewachsen.
Lenovos Mobilsparte schwächelt
Bei Lenovo fiel das Minus im vergangenen Geschäftsquartal zwar weitaus kleiner aus als bei Microsoft. Das chinesische IT-Unternehmen habe dafür grössere Herausforderungen zu bewältigen, so Bloomberg.
Lenovo habe einen "überraschenden" Verlust von 289 Millionen Dollar gemeldet. Der Umsatz stieg laut Angaben von Bloomberg gleichzeitig um 6 Prozent auf rund 13 Milliarden Dollar. Einen Einbruch von 5 Prozent verbuchte die Mobilsparte. Lenovo-CEO Yang Yuanqing gehe nicht davon aus, dass das Segment im ersten Halbjahr 2018 noch aus den roten Zahlen kommen werde. Die Zahl der PC-Verkäufe sei dagegen um 8 Prozent gestiegen, heisst es im Bericht weiter.
Höhere Kosten bei Google
Auch die Google-Mutter Alphabet machte im vergangenen Quartal einen Milliardenverlust. Insgesamt 9,9 Milliarden Dollar habe der Suchmaschinenbetreiber an den US-Fiskus gezahl, schreibt das Handelsblatt. Unter dem Strich stehe deshalb ein Nettoverlust von 3 Milliarden Dollar im vierten Quartal.
Laut Handelsblatt liegen die eigentlichen Probleme des Unternehmens aber woanders. Zwar konnte Alphabet mir 32,3 Milliarden Dollar einen höheren Quartalsumsatz melden, gleichzeitig seien aber die "Traffic Akquisition Cost" angestiegen. Das sei eine Abgabe, die Alphabet an Partner zahle, wenn sie Google als Standard-Suchmaschine anbieten. Auch gestiegene Marketing-Ausgaben drückten auf die Marge von Alphabet, heisst es weiter.
"Keine Grosse Sache"
Microsoft, Lenovo und Apple stehen mit ihren Steuer-Abschreibungen nicht allein. Auch Nokia, Ebay, Xerox und Qualcomm gaben Verluste wegen der Reform bekannt. Nach Meinung von Analysten handle es sich dabei allerdings um einen einmaligen Vorgang.
"Wenn es das einzige Unternehmen wäre, das so eine Steuer-Abschreibung verbuchen müsste, wäre das ein Grund zu Sorge", kommentiert etwa Adam Sarhan von der Investment-Beratung 50 Park Investments den Verlust von Microsoft im Reuters-Bericht. "Aber der Fakt, dass gerade fast alle Unternehmen solche Abschreibungen machen müssen, zeigt: Das ist keine grosse Sache."
Ein Unternehmen tanzt aus der Reihe. Apple hat anscheinend keine Abschreibungen vorgenommen und im Weihnachtsquartal Rekorde aufgestellt, wie die NZZ berichtet. 88,3 Milliarden Dollar Umsatz und 20 Milliarden Dollar Gewinn - soviel verdiente das US-Unternehmen noch nie in drei Monaten.
Einen Wermutstropfen gebe es allerdings. Der Absatz des iPhones schrumpfte im Jahresvergleich um eine Million auf 77,3 Millionen Stück. Auch beim Absatz von Macs habe es einen Einbruch von 5 Prozent gegeben. Höhere Preise für iPhones und iPads sowie Wachstum in anderen Sparten hätten dennoch ein Umsatzwachstum ermöglicht, heisst es bei der NZZ.