E-Tailer fürchten Umsatzeinbussen

Strengere Sicherheitsvorschriften verunsichern Onlineshops

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von Thomas Häusermann, Werbewoche

Die EU verlangt bald beim Onlineshopping bald die 2-Faktor-Authentifizierung. Die Branche ist unzureichend vorbereitet und fürchtet Umsatzeinbussen.

(Source: Antonioguillem / Fotolia.com)
(Source: Antonioguillem / Fotolia.com)

Ab 14. September müssen in der EU alle Onlineshops alle Einkäufe über 30 Euro über eine 2-Faktor-Authentifizierung bestätigt werden – Shopping mit einem Klick gehört dann der Vergangenheit an. Das berichtet die "Sonntagszeitung" in ihrer aktuellen Ausgabe. Die Änderung soll Betrügern das Leben schwer machen. Wie beim Onlinebanking bereits Standard, reichen in Zukunft Benutzername und Passwort nicht mehr aus, um Einkäufe zu tätigen. Verlangt wird eine zusätzliche Identifizierung über SMS oder Fingerabdruck.

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen leiden oft die Kundenfreundlichkeit und die Bequemlichkeit. Viele Händler befürchten deshalb Umsatzeinbussen. Die Sonntagszeitung zitiert Shane Happach von Worldpay in der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times". Er sagt, die Auswirkungen der eigentlich guten Idee seien "katastrophal". Weder die Anbieter der Bezahltechnologien noch viele grosse Onlinehändler hätten bisher gemerkt, wie kompliziert das Vorhaben sei. Eine Studie prognostiziert einen Schaden von 57 Milliarden Euro allein für 2020.

Schweizer Onlinehändler sind gelassen

Schweizer Onlinehändler sind zwar nicht direkt vom neuen EU-Gesetz betroffen, jedoch ist die Einführung der 2-Faktor-Authentifzierung auch hierzulande ein Thema. Im Gegensatz zu Happach scheinen die grossen Schweizer Onlinehändler der Änderung aber gelassen entgegen zu blicken. Brack.ch findet die neuen Sicherheitsstandards "lobenswert" und geht davon aus, dass sie früher oder später auch in der Schweiz zur Anwendung kommen. Digitec Galaxus sieht sich dafür bereits gerüstet und verweist darauf, dass die 2-Faktor-Authentifzierung schon lange bei der Kreditkartenzahlung zur Anwendung komme (3-D Secure).

Interessant: Die 2-Faktor-Authentifizierung beim Login bietet Digitec Galaxus seit zwei Jahren freiwillig an. Gemäss des Schweizer Marktführers loggen sich aber unter einem Prozent der Kunden so ein. Das zeigt: Zumindest auf Kundenseite hat man auf die Verschärfung der Sicherheit nicht gewartet.

Rechnungskäufe nehmen zu

Das befürchtet auch Thomas Lang von der E-Commerce-Beratungsfirma Carpathia. Das Einkaufen im Internet werde so unattraktiver, was "ärgerlich" sei für die Onlineshops, sagt er gegenüber der Sonntagszeitung. Er befürchtet, dass der Anteil an Kunden, die per Rechnung bestellen, durch die Sicherheitsmassnahme noch grösser werden wird – aktuell sind es in der Schweiz rund 80 Prozent aller Online-Einkäufe. Im Gegensatz zu den anderen Zahlungsmöglichkeiten wird die Bezahlung über Rechnung von den neuen Sicherheitsstandards ausgeschlossen sein.

Schweizer Kunden werden in jedem Fall von den EU-Änderungen betroffen sein, prophezeit die Sonntagszeitung. Der Grund: Gerade viele kleinere Onlineshops könnten es sich nicht leisten, für Schweizer Kunden künftig eine Extrawurst anzubieten. Ganz im Gegensatz zu Onlineriesen wie zum Beispiel Zalando – der Modehändler will Schweizer Kunden mit Schweizer Kreditkarte die zusätzliche Authentifizierung weiterhin ersparen.

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