Eine kleine Geschichte des PDF
Charles Geschke, Mitgründer von Adobe und Mitentwickler des PDFs, ist im April 2021 gestorben. Sein Dateiformat ist heute allgegenwärtig und feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag. In der Geschichte des PDFs spielten auch Apple und ein Fluss eine Rolle.
Charles "Chuck" Geschke ist am 16. April 2021 im Alter von 81 Jahren gestorben. Der US-Amerikaner erlangte aus verschiedenen Gründen Bekanntheit, doch zwei der wichtigsten waren wohl die Gründung von Adobe im Jahr 1982 und die Mitentwicklung des PDF (Portable Document Format). Das inzwischen allgegenwärtige Dateiformat feiert nun seinen 30. Geburtstag.
Bei den beiden Errungenschaften war sein Kollege John Warnock beteiligt. Geschke und Warnock lernten sich in ihrer gemeinsamen Zeit beim Technologieunternehmen Xerox Palo Alto Research Center (PARC) kennen.
Der Grundstein fürs PDF und die Gründung von Adobe
Gemeinsam entwickelten Geschke und Warnock bei Xerox die Seitenbeschreibungssprache Interpress. Sie beschrieb den Aufbau einer Seite, wie diese später in einem Ausgabeprogramm oder -gerät wie einem Drucker aussehen sollte. Damit war der Grundstein für das PDF gelegt.
Als Xerox Interpress nicht weiterentwickeln oder kommerzialisieren wollte, verliessen Geschke und Warnock das Unternehmen, um ihre eigene Firma zu gründen. So entstand im Jahr 1982 "Adobe Systems". Der Name stammte gemäss "Op-Online" von dem Fluss Adobe Creek in San Jose, der hinter Warnocks Haus verlief.
Das erste Desktop-Publishing-System
Das erste Adobe-Produkt erschien bald darauf und war eine Weiterentwicklung von Interpress: die Seitenbeschreibungssprache Post Script. Als Apple 1985 seinen neuen Laserdrucker auf den Markt brachte, schufen Adobe, Apple sowie die Unternehmen Aldus und Linotype zusammen das erste Desktop-Publishing-System (DTP).
Mit dem DTP hatten Nutzerinnen und Nutzer neu die Möglichkeit, diverse Aufgaben vor einer Publikation über den Rechner zu erledigen. Gemäss "Computerhistory" gehörten dazu das Setzen von Schriften, das Erstellen von Dokumenten und das Drucken in der Form, wie sie vorher auf dem Bildschirm angezeigt wurden - neu alles elektronisch.
Zur ersten DTP-Lösung steuerte Adobe Post Script bei und Apple die Hardware in Form des Macintosh sowie des Laserdruckers Laserwriter. Aldus lieferte mit Pagemaker das erste Layout-Programm und Linotype die ersten Post-Script-Schriften sowie den ersten Belichter mit Post-Script-RIP (Raster-Image-Prozessor).
Veröffentlichung und Entwicklung des PDFs
1993 veröffentlichte Adobe dann das Dateiformat PDF, welches Warnock mithilfe von Geschke entwickelt hatte. Das PDF basierte auf Post Script und hatte zum Ziel, elektronische Schriftstücke unabhängig vom ursprünglichen Anwendungsprogramm, Betriebssystem oder der Hardwareplattform so anzeigen zu können, wie sie ursprünglich gedacht waren. Typische Konvertierungsprobleme wie veränderte Seitenumbrüche oder falsche Schriftarten sollten auf diese Weise entfallen, wenn die Dateien etwa in einem neuen Programm geöffnet wurden.
John Warnock, der am Tech Summit 2019 spricht. (Source: Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=OBTV3a7OS9s)
Das erste PDF-Programm namens Acrobat 1.0 stiess auf keine grosse Begeisterung, wie "Heise" schreibt. Das Paket habe unter anderem aus einem Tool für das Erstellen von PDFs und einem Reader für das Lesen des Formats bestanden. Der Erfolg begann erst, als Adobe 1994 entschloss, den Reader kostenlos bereitzustellen.
Seit 1995 gibt es den Reader auch als Erweiterung für den Web-Browser. Seit 2008 ist PDF ausserdem ein ISO-Standard, womit das Format nicht mehr der Firma Adobe gehört, wie "Heise" weiter schreibt. Nun gehört es ISO.
Sicherheitsrisiken in PDF
PDF hat auch immer mal wieder negative Schlagzeilen mit Sicherheitslücken gemacht. "PDF ist eine komplizierte Bestie, ein Format mit so vielen Funktionen, dass jede von bösen Jungs als Angriffsfläche missbraucht werden kann", zitiert "Heise" Marc Rogers, Sicherheitschef der Hackerkonferenz Defcon und Malware-Forscher beim Software-Spezialisten Lookout zum 20-jährigen Bestehen des Formats.
Gefahren bei PDF gibt es bis heute. Die Website "pdf-insecurity.org" befasst sich gar ausschliesslich mit diesen Bedrohungen. Doch sind die Meldungen der letzten Jahre relativ übersichtlich. Das Format ist in der heutigen Zeit ohnehin ein Standard, allgegenwärtig und nicht mehr wegzudenken.
Liest man von Sicherheitsrisiken und Adobe, so denkt man heute wohl weniger an PDF als an den Flash Player. Anfang 2021 stellte Adobe den Support und den Vertrieb des Programms ein. Bis zum Ende wurde die Software von Sicherheitsproblemen heimgesucht, wie Sie hier im Artikel "Der Flash Player vom Anfang bis zum Ende" nachlesen können.
Geschke war bis 2020 bei Adobe aktiv
Geschke blieb sein Leben lang bei Adobe, wie "Op-Online" schreibt. Von 1986 bis 1994 agierte er als Betriebsleiter. Von 1989 bis zu seinem Abschied im Jahr 2000 fungierte er als Präsident. Gemeinsam mit Warnock war er von September 1997 bis Januar 2019 Präsident des Verwaltungsrates und bis 2020 noch Vorstandsmitglied von Adobe.
Charles Geschke sprach 2013 in der Serie "Internet Ethics: Views from Silicon Valley" vom Markkula Center for Applied Ethics. (Source: Screenshot von https://www.youtube.com/watch?v=ySZT8gtPXcw)
Charles Geschke hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Sein Lebensmotto lautete gemäss verschiedenen Quellen: "Hab' keine Angst. Geh' ein Risiko ein. Konzentriere dich auf die Menschen, die dir helfen werden, das zu erreichen, was du erreichen willst, denn du wirst es nicht alleine schaffen."