EPD wohl erst nächstes Jahr flächendeckend verfügbar
Die Lancierung des EPDs in der Schweiz schreitet voran – wenn auch einmal mehr langsamer als gehofft. Von den 6 zertifizierten Stammgemeinschaften betreiben 2 offizielle Eröffnungsstellen. Immerhin: Einige tausend Patientendossiers wurden wohl schon eröffnet.
Wer in der Schweiz ein elektronisches Patientendossier (EPD) eröffnen will, schaut vielerorts noch immer in die Röhre. Zwar steigt die Anzahl der zertifizierten Stammgemeinschaften (also der Anbieter des EPDs) stetig an: Per Ende November sind sechs von ihnen zertifiziert, wie der Übersicht von eHealth Suisse zu entnehmen ist. Zuletzt erhielten die Stammgemeinschaften XAD (11. Oktober) und eHealth Ticino (17. September) ihr Zertifikat.
Damit sei in allen Regionen der Schweiz mindestens eine Stammgemeinschaft zertifiziert, schreibt Adrian Schmid, Leiter von eHealth Suisse, auf Anfrage. Er räumt aber sogleich ein: "Das heisst aber noch nicht, dass überall Dossiers eröffnet werden. Wir stellen fest, dass es doch etwas dauert, bis zertifizierte Gemeinschaften einen flächendeckenden Betrieb aufnehmen. Es sind diverse Arbeiten, die sorgfältig umgesetzt werden müssen. Dazu gehören der kontrollierte Aufbau und die Stabilisierung der internen Prozesse, der operative Anschluss der Gesundheitseinrichtungen, die Herausgabe der für das EPD notwendigen elektronischen Identität oder die Organisation der Dossiereröffnung. Diese Arbeiten laufen."
Konkret betreiben per Ende November 2021 drei Stammgemeinschaften offizielle Eröffnungsstellen. Die im Kanton Aargau tätige Emedo startete am 3. Mai 2021, bei der Westschweizer Stammgemeinschaft Cara war es Ende Mai so weit, und im November kam schliesslich Esanita dazu, die laut eigenen Angaben in der Südostschweiz aktiv ist. Im kleinen Rahmen gestartet ist zudem "Mon Dossier Santé" des Kantons Neuenburg. Laut eHealth Suisse wurde der Anbieter schon am 30. April zertifiziert. Wie der Kanton mitteilt, erhalten seit November zunächst Diabetiker und ihre Leistungserbringer die Möglichkeit, dort ein EPD zu eröffnen. Ab Frühling 2022 soll das Angebot dann der gesamten Bevölkerung des Kantons offen stehen.
Einige tausend EPDs eröffnet
Drei weitere Anbieter sind aktuell noch nicht zerfitiziert, nämlich Abilis, SG-CH (Stammgemeinschaften Schweiz) sowie AD Swiss. Gefragt nach einer Schätzung, wann die drei Organisationen ein Zertifikat erhalten, winkt Schmid ab: "Prognosen, wann eine Zertifizierung abgeschlossen ist, waren bisher nicht möglich – und sind es auch jetzt nicht. Ein EPD-Umsetzungsprojekt wird dann zertifiziert, wenn es alle organisatorischen und technischen Anforderungen erfüllt." À Propos Prognosen: Im Interview mit der Netzwoche sagte Schmid im September 2020 noch voraus: "Das EPD wird nächstes Jahr flächendeckend verfügbar sein. Jede Person, die in der Schweiz lebt, kann eines haben."
Zu lange dürfte es laut Schmids Angaben aber nicht mehr dauern: ""Aufgrund der Angaben der Stammgemeinschaften gehen wir davon aus, dass ab Anfang 2022 in allen Regionen der Schweiz ein EPD eröffnet werden kann, wobei sich das Netz der Eröffnungsstellen regional unterschiedlich schnell verdichten wird", schreibt er auf anfrage. Und gefragt, wie viele EPDs die bereits aktiven Anbieter bisher ausgestellt haben, antwortet er: "Im Jahr 2021 wurden bei den ersten zertifizierten Stammgemeinschaften einige tausend Dossiers eröffnet."
Laut dem im Sommer veröffentlichten E-Health-Barometer stösst das EPD bei der Schweizer Bevölkerung auf Zustimmung. Dies, nachdem sich letztes Jahr noch Verunsicherung breit gemacht hatte. Weniger gut kommt das EPD dafür in Spitälern an, wie Sie hier lesen können.