Pensionäre entdecken Onlinehandel für sich
Comparis und Crif haben eine Studie zum Online-Kaufverhalten in der Schweiz veröffentlicht. Pensionäre legten im Lockdown zu. Bei den Jüngeren ging die Anzahl der Onlineshopper zurück.
Das Online-Vergleichsportal "Comparis" hat gemeinsam mit "Crif" eine Studie zum Onlinehandel während der Coronapandemie veröffentlicht. Gemäss Studie ist der Onlinehandel von 13,1 Milliarden Franken im Jahr 2020 auf 15 Milliarden Franken im vergangenen Jahr gewachsen.
Der Analyse von Comparis zufolge hat sich auch die Kundschaft verändert. So sei der Anteil der 55 bis 65-Jährigen von 14,1 auf 15,1 Prozent gestiegen. Der Anteil bei den Rentnern sei um 0,8 Prozent auf 14,1 Prozent gestiegen. Bei den 30- bis 40-Jährigen habe es ein Wachstum von 0,9 Prozentpunkten auf 21,3 Prozent gegeben. Relativ gesunken sei der Onlineshopping-Anteil bei jungen Erwachsenen von 20 bis 24 Jahren. Diese Käufergruppe war 2021 um 0,9 Prozentpunkte weniger vertreten.
"Ein Grund für diese Verschiebung zwischen den Generationen ist die starke Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs", erklärt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn.
Jüngere verlieren im ersten Lockdown. (Source: Comparis)
Erster Lockdown
Der Wandel beim Onlineshopping habe sich während des ersten Lockdowns vom 16. März bis zum 26. April 2020 am deutlichsten gezeigt. Der Anteil der pensionierten Personen wuchs von 13,5 Prozent im zweiten Halbjahr 2019 auf 14,4 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Der Anteil der 55 bis 65-Jährigen sei im ersten Lockdown um 0,6 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent angestiegen. Keine Aussage über die Entwicklung macht die Studie über die Altersgruppe von 51 bis 54 Jahre. Der Anteil der 40 bis 50-Jährigen Onlineshopper ist jedoch um 0,4 Prozent auf 29 Prozent angewachsen.
Weiter heisst es, dass die 30 bis 40-Jährigen bei 20,7 Prozent stünden und damit um 0,3 Prozent zugenommen hätten. Bei den 25 bis 30-Jährigen sank der Anteil im ersten Lockdown um 0,5 Prozent auf 9,2 Prozent. Bei den 20- bis 24-Jährigen habe es eine Abnahme um 1 Prozent auf 7,4 Prozent gegeben. In der Studie werden sowohl die 30- als auch 40-Jährigen in jeweils zwei Altersgruppen genannt. Es geht jedoch nicht hervor, ob diese Altersgruppen doppelt gezählt oder wie genau sie eingeordnet wurden.
Frauen in der Mehrheit
Weiter zeigt die Studie, dass der Frauenanteil beim Onlineshopping vor der Pandemie bei 55,1 Prozent gegenüber 44,5 Prozent bei den Männern stand. Dieser Wert sei während des ersten Lockdowns um 1 Prozent auf 56,1 Prozent gestiegen.
"Durch die Schliessung aller nicht essenziellen Geschäfte, die Angst vor einer Ansteckung und generell durch die Mobilitätseinschränkungen wurden viele Güter des täglichen Bedarfs wie etwa Lebensmittel statt im Laden im Internet gekauft. Diese Aufgabe haben in der Mehrzahl Frauen übernommen", sagt Michael Kuhn.
In die Sprachregionen aufgeteilt habe der deutschsprechende Teil des Landes das Marktwachstum "getrieben". Auch bei Personen mit ausländischem Pass gab es demzufolge eine deutliche Zunahme an Interneteinkäufen.
Frauen dominieren das Onlineshopping. (Source: Comparis)
Zweiter Lockdown
Während des zweiten Lockdowns, der vom 11. Januar bis zum 1. März 2021 dauerte, habe die ältere Generation erneut das Onlineshopping-Wachstum angetrieben. Der Effekt war gemäss Studie jedoch kleiner als im êrsten Lockdown. Der Anteil der über 65-Jährigen habe um 0,5 Prozent zugenommen. Bei den 55 bis 60-Jährigen kauften 0,3 Prozent mehr im Internet ein. Erneut lässt die Studie die Altersgruppe von 61 bis 64 Jahren aus. Bei den 20 bis 24-Jährigen hätte es einen Verlust von 0,2 Prozent gegeben.
Deutlich ausgeprägter beschreibt die Studie den Zugewinn bei den Ausländerinnen und Ausländern gegenüber dem ersten Lockdown. Ihr Anteil sei insgesamt um 1 Prozent auf 23 Prozent gewachsen. Dementsprechend sei der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer auf 76,9 Prozent abgesunken.
Pensionäre mit Potenzial
"Da immer mehr Ältere und Menschen mit ausländischem Pass online shoppen, schliessen sich hier Gräben zwischen der Aufteilung in der Bevölkerung und dem Einkaufen per Mausklick", beobachtet Kuhn von Carpathia.
Da immer mehr der über 65-Jährigen im Vergleich zu 2019 online einkaufen, läge ihr Anteil mit 14,1 Prozent schon deutlich näher an ihrem Potenzial von 18,8 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung.
Besonders überrepräsentiert seien die 40 bis 55-Jährigen. Ihr Anteil betrug im zweiten Halbjahr 2021 28,7 Prozent und das, obwohl sie nur 21,4 Prozent der Bevölkerung stellen.
Ältere legen beim Einkauf im Internet zu. (Source: Comparis)
Wer künftig wieder lieber stationär einkauft, kann es im Laden um die Ecke probieren. Dafür wird er oder sie aber vermutlich Bargeld benötigen. Wie die Versorgung mit den Scheinen auch zukünftig sichergestellt werden soll, lesen Sie hier.