Update: Bundesrat will Social-Media-Plattformen regulieren
Der Bundesrat schickt den Gesetzesentwurf zur Regulierung von Onlineplattformen wie Google, Facebook und Tiktok in die Vernehmlassung. Ziel ist es, diese Plattformen zu mehr Fairness und Transparenz zu verpflichten und die Nutzerrechte zu stärken. Kritische Stimmen bemängeln jedoch, dass die geplanten Massnahmen nicht ausreichen.
Update vom 30.10.2025: Nach langem Warten gibt der Bundesrat nun den Gesetzesentwurf zur Regulierung von Social-Media-Plattformen und Suchmaschinen zur Vernehmlassung frei. Mit dem neuen Gesetz will die Landesregierung Anbietern wie Google, Facebook, X und Tiktokbestimmte Auflagen machen. Der Bundesrat teilt mit, dass interessierte Kreise bis zum 16. Februar 2026 zum Entwurf Stellung nehmen könnten.
Das vorgeschlagene Gesetz soll die Nutzerinnen und Nutzer im digitalen Raum stärken. Grosse Onlineplattformen würden dazu verpflichtet, Meldeverfahren für rechtswidrige Inhalte zu ermöglichen und Begründungen für das Löschen von Inhalten oder Account-Sperrungen zu liefern. Des Weiteren müssten Werbeinhalte transparenter gekennzeichnet und Empfehlungssysteme offengelegt werden. Die Dienste sollen gemäss Bundesrat auch Werbearchive einrichten und der Forschung und Verwaltung Zugang zu ihren Daten gewährleisten. Unternehmen mit Sitz im Ausland müssten zusätzlich eine Rechtsvertretung in der Schweiz benennen.
Der Gesetzesentwurf fokussiert sich gemäss Mitteilung auf sehr grosse Kommunikationsplattformen und Suchmaschinen. Als Grund nennt der Bundesrat deren Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Dabei gelte als grosser Dienst, wer monatlich im Schnitt von zehn Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung - also etwa 900'000 Personen - genutzt werde.
Einige kritische Stimmen sehen allerdings genau darin ein Problem. Die Organisation Algorithmwatch CH erklärt in einer Mitteilung, dass das Gesetz zwar einen "wichtigen Schritt" darstelle, aber kleine Plattformen nicht berücksichtige. Der Einfluss dieser Plattformen definiere sich nämlich nicht allein durch ihre Grösse. Relevant sei auch, wie viele einflussreiche Persönlichkeiten oder Institutionen die entsprechenden Dienste nutzen würden. Ein weiterer wichtiger Punkt, der vom Gesetzesentwurf ausser Acht gelassen werde, sei die KI. Chatbots oder generative KI wie ChatGPT würden als Informationsquelle genutzt und trügen bereits massgeblich zur Meinungsbildung der Bevölkerung bei. Wenn diese also vom Gesetz ausgeschlossen werden, droht ein "Schutzvakuum", wie Algorithmwatch CH schreibt.
"Viele der im Gesetzesentwurf vorgeschlagenen Massnahmen sind zentral und begrüssenswert, um Social Media stärker zu einem Ort zu machen, an dem ein konstruktiver Dialog stattfinden kann", lässt sich Angela Müller, Geschäftsleiterin von Algorithmwatch CH zitieren. "Nun muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen dahinter tatsächlich auch zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn sie negative Folgen für Einzelpersonen oder die Gesellschaft in Kauf nehmen, um damit ihren Profit zu maximieren."
Update vom 07.05.2025:
Die Schweiz reguliert Social Media womöglich doch noch
Was der Digital Services Act (DSA) in der EU regeln soll, könnte bald auch für die Schweiz gelten. Zumindest soll eine Vorlage zur sogenannten Plattformregulierung bereit liegen. Dies sagte Bundesrat Albert Rösti am Rande einer Debatte im Nationalrat, wie die Parlamentsdienste berichten. "In absehbarer Zeit" werde der Gesetzesentwurf wieder in den Bundesrat kommen, kündigte der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) an.
Vor drei Wochen hatte die Exekutive sich zwar mit einer entsprechenden Vorlage befasst, dann aber entschieden, sie auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Zu den Kritikern dieses Aufschubs gehört die Organisation Algorithmwatch CH. Sie forderte in einem offenen Brief den Bundesrat auf, "die Regulierung von Onlineplattformen wie Instagram, X oder Google nicht weiter zu verzögern. Die "intransparenten Algorithmen und willkürlichen Regeln auf Onlineplattformen" sowie die Konzentration von Markt- und Meinungsmacht bei den wenigen Technologieunternehmen dahinter stellen eine Gefahr dar - für unsere öffentliche Debatte, für das Wohlergehen und die Grundrechte einzelner Nutzenden", warnt die Organisation. Laut ihrer Mitteilung signierten den Brief binnen zwei Wochen 24 Organisationen, 1600 Menschen und 40 prominente Erstunterzeichnende, darunter Mitglieder aller Bundeshausfraktionen. Algorithmwatch CH will die Unterschriftensammlung am 7. Mai mit einer Kundgebung auf dem Bundesplatz abschliessen und das Schreiben dann an den Bundesrat abschicken.
Update vom 11.03.2024:
Gesetzesentwurf zur Plattformregulierung verspätet sich
Der Entwurf für ein Gesetz, mit dem der Bund grosse Kommunikationsplattformen regulieren will, wird später fertig als angekündigt. Dies berichtet "Le Temps" (Paywall), die eine entsprechende Stellungnahme des zuständigen Departements für Umwelt, Verkehr Energie und Kommunikation (UVEK) zitiert. Darin schreibt die Behörde, der Gesetzesentwurf werde nicht vor Herbst 2024 bereit sein.
Eigentlich wäre der Gesetzesvorschlag für März 2024 angekündigt gewesen. Die Verspätung begründet das UVEK mit rechtlichen Komplikationen. Dabei ging es etwa um die Definition von Plattformen im Gesetz oder auch die Verpflichtung zur Einrichtung einer Beschwerdestelle in der Schweiz.
Im Zeitungsbericht kommt auch der frühere Nationalrat Jean-Christophe Schwaab zu Wort. Es werde mindestens drei Jahre dauern, bis ein Gesetz in Kraft treten könne, zitiert ihn "Le Temps". Der Bundesrat könnte das Vorhaben aber nach der Vernehmlassung auch aufgeben.
Der auf Digitalisierung spezialisierte Rechtsanwalt Martin Steiger greift die Verspätung in einem Blogbeitrag auf und kommentiert: "Die Schweiz brauchte mehr als fünf Jahre, um ihr Datenschutzrecht dem aktuellen Stand in Europa anzupassen. Insofern entspricht die Verzögerung bei der Plattform-Regulierung den Erwartungen."
Originalmeldung vom 06.04.2023:
Bundesrat will Google, Facebook und Co. Regulieren
Der Bundesrat will grossen Internetplattformen wie Google, Facebook, Youtube oder Twitter Zügel anlegen. Er hat das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) beauftragt, bis März 2024 eine Vernehmlassungsvorlage zur Regulierung dieser Kommunikationsplattformen auszuarbeiten, wie es in einer Mitteilung heisst.
Die Bevölkerung informiere sich immer stärker über solche Plattformen, die damit wiederum die öffentliche Debatte immer mehr beeinflussten, erklärt der Bundesrat. Allerdings seien die Plattformen heute noch kaum reguliert, ihre Anzeige-Algorithmen intransparent und die Rechte, die die Plattformen ihren Usern einräumen, stark eingeschränkt.
Mit dem geplanten Gesetz will der Bundesrat "die Rechte der Nutzerinnen und Nutzer in der Schweiz stärken und von den Plattformen mehr Transparenz verlangen, ohne die positiven Effekte der Plattformen auf die Meinungsäusserungsfreiheit einzuschränken", schreibt er weiter. Zur gewünschten Stossrichtung nennt er vier Eckpunkte:
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Die grossen Plattformen sollen eine Kontaktstelle und einen Rechtsvertreter in der Schweiz benennen.
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Nutzende, deren Inhalte gelöscht oder deren Konto gesperrt wurde, sollen bei der Plattform direkt eine Überprüfung der getroffenen Massnahme verlangen können. Zusätzlich soll eine unabhängige Schweizer Schlichtungsstelle geschaffen werden. Diese soll von den Plattformen finanziert werden.
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Um Transparenz zu schaffen, sollen die grossen Plattformen Werbung als solche kennzeichnen und bei zielgruppenspezifischer Werbung die wichtigsten Parameter veröffentlichen, nach denen Werbung ausgespielt wird. Damit kann nachvollzogen werden, wer aus welchen Gründen eine bestimmte Werbung erhält.
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Die Nutzenden sollen den Plattformen Aufrufe zu Hass, Gewaltdarstellungen oder Drohungen auf einfache Weise melden können. Die Plattformen müssen die Meldungen prüfen und die Nutzenden über das Ergebnis informieren.
In der EU ist ein Gesetz, wie es sich der Bundesrat wünscht, bereits in Kraft. Tatsächlich schreibt der Bundesrat, dass sich der Schweizer Vorschlag am dortigen Digital Services Act orientieren soll, wo dies sinnvoll erscheine.
Im Oktober 2022 forderte ein Zusammenschluss mehrerer gemeinnütziger Organisationen digitaler Kommunikationsplattformen. Hier lesen Sie die zehn vorschläge, um die "Grundrechte und demokratische Kontrolle" online sicherzustellen.
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