Die Schweiz nutzt KI, vertraut ihr aber nicht
Künstliche Intelligenz ist in der Schweizer Bevölkerung angekommen, geniesst aber noch nicht ihr vollstes Vertrauen. Das zeigt die Datenvertrauensstudie 2023 von Comparis. Für Zahlungen vertrauen die Befragten vor allem auf Twint.
Die Schweiz nutzt zunehmend KI-Anwendungen. Im Rahmen der Datenvertrauensstudie 2023 von Comparis gaben 17 Prozent der Befragten an, mit ChatGPT, Midjourney, Google Bard oder ähnlichen Diensten Erfahrung zu haben. Männer nutzen künstliche Intelligenz doppelt so häufig wie Frauen, nämlich 21 Prozent gegenüber 12 Prozent.
Unter den jüngeren Befragten (15 bis 35 Jahre) ist die Verbreitung am grössten (25 Prozent). 14 Prozent der 36- bis 55-Jährigen gaben an, bereits KI-Dienste genutzt zu haben, bei den über 55-Jährigen sind es immerhin 9 Prozent.
Geringes Vertrauen beim Umgang mit Daten
Geht es um den Umgang mit Kundendaten, geniesst die KI noch nicht das volle Vertrauen der Bevölkerung. Bei der Frage "Wie stark vertrauen Sie folgenden Unternehmen und Organisationen in Bezug auf den seriösen Umgang mit Kundendaten?" gaben die Befragten ChatGPT & Co. im Durchschnitt 3,9 von 10 Punkten. KI-Systeme stehen damit auf einer Ebene mit Social-Media-Plattformen, wie Comparis schreibt. Einzig Dating-Portale wie Tinder oder Bumble wurden noch schlechter bewertet (3,6). Hier falle jedoch auf, dass das Vertrauen in allen drei dieser Kategorien bei den unter 35-Jährigen deutlich höher ausfällt als bei den älteren Befragten.
"Das geringe Vertrauen in KI-Chatsysteme rührt unseres Erachtens daher, dass KI-Lösungen wie ChatGPT und Google Bard riesige Datenmengen analysieren, wobei der Datenschutz meistens keine Rolle spielt und immer wieder zu rechtlichen Auseinandersetzungen führt", sagt Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick.
Übrigens: Auch Apple will nun bei den Entwicklern generativer KI-Modelle mitmischen. Der Konzern plant unter anderem sein Sprachmodell Ajax als Grundlage für neue Produkte zu verwenden. Mehr lesen Sie hier.
Am meisten Vertrauen in Bezug auf den Umgang mit Kundendaten schenken die Umfrageteilnehmenden - wie schon im Vorjahr - Banken (Mittelwert 6,9) und Behörden (6,8). Versicherungen erreichen 6,1 Punkte, um 0,2 weniger als 2022.
Grosses Vertrauen in Twint
In puncto Onlinehandel respektive Einkaufen mit digitalen Zahlungsmitteln hat sich laut Comparis Twint als Spitzenreiter etabliert. Der Zahlungsdienstleister erreicht auf der Vertrauensskala von 1 bis 10 einen Mittelwert von 7,3. Sicherer erachten die Befragten nur den guten alten Kauf auf Rechnung (8,2). Der dritte Platz geht an Debitkarten wie Postcard, Maestro oder V-Pay (Mittelwert 7,1). Die Nachnahme, bei der der Zusteller die Zahlung kassiert, rutscht auf Rang vier ab (Mittelwert 7). Die Bezahlsysteme grosser Tech-Konzerne, etwa Apple Pay oder Samsung Pay, erhalten noch eine vergleichsweise schlechte Note (Mittelwert 5,9). Elektronische Währungen wie Bitcoin gewinnen ganz langsam an Vertrauen, liegen aber trotzdem noch weit hinten (2023: 4,2; 2019: 3,8).
"Die Möglichkeit, zwischen Privatpersonen unkompliziert und schnell Geld überweisen zu können – was Konkurrenzdiensten wie Apple oder Samsung Pay weiter fehlt –, zusammen mit der Herkunft aus der Schweiz und dem Support der Schweizer Banken, stärkt das Vertrauen in den einheimischen Zahlungsdienst (Twint, Anm.) und lässt die Nutzerschaft weiter steigen", erklärt der Comparis-Experte.