Was Schweizer Entwickler über KI und Remote Work denken
Das Entwicklerportal Swissdevjobs.ch hat seinen Swiss IT Job Market Report für 2023 vorgelegt. Der Bericht gibt unter anderem Aufschluss über die Löhne in der Branche, Gründe für Jobwechsel und den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Softwareentwicklung.
Künstliche Intelligenz ist auch in der Softwareentwicklung angekommen. Gemäss dem Swiss IT Job Market Report von Swissdevjobs.ch nutzen 45 Prozent der Entwicklerinnen und Entwickler KI bereits in irgendeiner Form, 13 Prozent gar intensiv. Ein Fünftel erachtet die Technologie als sehr nützlich, knapp die Hälfte (46 Prozent) als etwas nützlich.
KI-Tools wie ChatGPT und Co. sind beispielsweise in der Lage, Code zu erzeugen. 4 Prozent der Studienteilnehmenden gaben an, KI-generiertem Code absolut zu vertrauen. 25 Prozent sagten dazu "generell ja", während 61 Prozent darauf bestehen, immer zu verifizieren, was der Chatbot ausspuckt. Hinsichtlich der Frage, ob künstliche Intelligenz ihren Job in den nächsten fünf Jahren gänzlich übernehmen wird, zeigt sich unter den Befragten ein deutliches Bild: 85 Prozent sagen "Nein".
Grossteil der Entwickler darf aus der Ferne arbeiten
Der Bericht, für den das Entwicklerportal Daten seiner Jobangebote ausgewertet und knapp 1000 IT-Spezialisten auf Social Media befragt hat, befasst sich auch mit den Arbeitsbedingungen in der Branche. 93 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten mindestens einmal die Woche remote arbeiten. 49 Prozent stehe es sogar immer frei, von wo sie arbeiten. 7 Prozent sind hingegen fünf Tage die Woche an das Büro gebunden.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) bevorzugt die hybride Variante mit optionaler Anwesenheit im Büro, 14 Prozent ziehen Hybridarbeit mit verpflichtender Präsenz vor. 29 Prozent würden am liebsten immer aus der Ferne arbeiten. Als wichtigste Faktoren dafür nannten 43 Prozent der Befragten den Wegfall von An- und Abreise, was für die meisten eine Zeitersparnis von 1-2 Stunden bedeute. Auch die flexible Wahl des Arbeitsorts (38 Prozent), Kostenersparnisse (8 Prozent) und die Produktivität (11 Prozent) sprechen laut den befragten Spezialistinnen und Spezialisten für Remote Work. 68 Prozent von ihnen sagten, sie würden sich bei der Fernarbeit produktiver fühlen. Allerdings arbeiten aber auch 56 Prozent der Befragten zuhause oder unterwegs mehr als im Büro, wie es im Bericht von Swissdevjobs.ch heisst.
Durchschnittslohn leicht gestiegen
Das Durchschnittsgehalt für Entwicklerinnen und Entwickler beträgt dieses Jahr laut dem Bericht 106'000 Franken brutto, rund 1000 Franken mehr als im Vorjahr. Auf Junior-Ebene liegt der Lohn im Schnitt bei 77'400 Franken, Regulars bekommen 103'100 Franken und Seniors durchschnittlich 112'700 Franken. Am meisten nehmen Personen mit nach Hause, die als Security Engineer (durchschnittlich 121'700 Franken), SAP Developer (120'600) oder Data Engineer (113'100) tätig sind. Wer mit PHP (88'900 Franken), Ruby (90'200) oder Python (100'200) arbeitet, verdient innerhalb der Branche durchschnittlich am wenigsten.
Auch der Standort des Arbeitgebers ist entscheidend für das Salär: Die höchsten Durchschnittslöhne für Entwicklerinnen und Entwickler gibt es in Zürich (108'500 Franken), Zug (108'200) und Bern (107'000). In Lugano (86'800 Franken) gibt es hingegen deutlich weniger. Wer für den Job seinen Wohnort geändert hat, ist mit dieser Entscheidung übrigens in 38 Prozent der Fälle glücklich, wie der Bericht zeigt. Nur 8 Prozent bereuen den arbeitsbedingten Umzug gänzlich.
Salär ist häufigster Kündigungsgrund
Das Salär ist laut dem Report auch für die meisten Befragten der wichtigste Grund für einen Jobwechsel (37 Prozent). 34 Prozent nannten schlechtes Management als stärksten Faktor für die Kündigung, Verlust an Interesse am Projekt (14) und keine Flexibilität betreffend den Arbeitsort (15) spielen eine Rolle.
Analog liegt auch auf der Suche nach einem neuen Job das Hauptaugenmerk vieler auf dem Salär (39 Prozent), 30 Prozent achten besonders auf die Verfügbarkeit von Remote oder Hybrid Work. Interesse am Projekt ist für 23 Prozent der Teilnehmenden entscheidend, 8 Prozent schätzen vor allem die Reputation des Arbeitgebers.
Die Jobsuche dauert in den meisten Fällen (54 Prozent) maximal ein bis drei Monate, wie es weiter heisst. 19 Prozent der Befragten gaben hingegen an, in der Vergangenheit bereits mehr als ein Jahr ohne Stelle gewesen zu sein. Für die Suche vertraut der Grossteil (52 Prozent) auf Freunde oder das eigene Netzwerk, 33 Prozent verwenden am liebsten Jobportale, während 12 Prozent auf Recruiter setzen.
Hürden im Bewerbungsprozess
Mit der Suche allein ist es aber noch nicht getan - auch, wenn man schon geeignete Stellen gefunden hat, gilt es noch einige Hürden zu nehmen. Dazu gehört oftmals eine Vielzahl an Stufen im Bewerbungsprozess, was für ein Drittel auch den nervigsten Aspekt darstellt. Die Mehrheit ist dabei der Meinung, dass zwei Stufen mehr als genug sind. Ebenfalls je ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber stört sich besonders an mangelndem Feedback des Arbeitgebers und an fehlenden Gehaltsinformationen.
Übrigens: Rund ein Drittel der Schweizer Berufstätigen wäre zu einem Bewerbungsgespräch mit einem KI-Chatbot bereit, ebenso viele lehnen dies ab. Das zeigt eine Studie von Xing.
Die Mehrheit startet jung
Der Bericht gibt auch Aufschluss über das Alter, in dem Entwicklerinnen und Entwickler ihre Laufbahn beginnen. So starteten die meisten der Befragten ihre Coding-Karriere zwischen 15 und 24 Jahren, 20 Prozent sogar noch früher. 18 Prozent gaben an, zwischen 25 und 34 Jahren in die Branche gekommen zu sein. Der Anteil der Quereinsteiger, die nach dem 35. Lebensjahr den Schritt in die IT gemacht haben, liegt bei 4 Prozent.
Gefragt, wie lange sie gerne noch arbeiten würden, sind sich die Teilnehmenden uneins. 30 Prozent würden gerne vor 40 in Pension gehen, 24 Prozent zwischen 45 und 55, 26 zwischen 55 und 65. 20 Prozent gaben an, gerne auch noch mit über 65 Jahren arbeiten zu wollen.
Der vollständige Bericht steht hier zum Abruf bereit.