Wie die Post vom Onlinehandel profitieren will
Die Interessengemeinschaft Eurocloud Swiss hat in Zürich ihren Herbstevent veranstaltet. Mit dabei war Stefan Rengli von Post Logistics. Er zeigte auf, wie die Schweizerische Post vom Onlinehandel profitiert.
In Zürich, zwischen dem Stadthaus und dem Bauschänzli, hat die Interessengemeinschaft Eurocloud Swiss ihren Herbstevent gehalten. Zu den Referenten gehörte auch Stefan Regli, Leiter Verkauf, Marketing, Kommunikation & E-Commerce bei Post Logistics. Fast 40 Personen hörten ihm zu, als er am Beispiel E-Commerce zeigte, wie die Post mit dem Thema Digitalisierung umgeht.
Im vergangenen Jahr kam der Schweizer E-Commerce auf ein Marktvolumen von 7,8 Milliarden Franken. Dies entspricht 6,9 Prozent des Detailhandelsvolumens von 2016. Und einem Wachstum von 8,3 Prozent beziehungsweise von 600 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr. Der Einzelhandel lag derweil 1,7 Prozent unter dem Vergleichswert.
"Wir wollen vom Onlinehandel in unserem Kerngeschäft profitieren", sagte Regli auf der Bühne. Genauer gesagt will die Post dabei von Händlern profitieren, die noch gar nicht online sind. Das Unternehmen hat ein breites Angebot an Dienstleistungen aufgebaut, um stationäre Händler online zu bringen.
Stefan Regli, Leiter Verkauf, Marketing, Kommunikation & E-Commerce bei Post Logistics. (Source: Netzmedien)
Das Angebot deckt gemäss Regli die gesamte Wertschöpfungskette ab. So bietet die Post etwa diverse Marketing-Services an, kümmert sich um den Bestellvorgang (per Web-Shop oder auch per E-Mail oder Telefon), ferner wickelt sie auch die Bezahlung ab und übernimmt die Logistik inklusive dem Retouren-Management.
Zum Angebot gehören auch ein Kundendienst-Service. Wer also den Kundendienst eines kleineren Händlers anruft, könnte also ohne es zu Wissen mit einem Pöstler reden, wie Regli sagte. "So bieten wir auch kleineren Start-ups die Möglichkeit, Logistik zu betreiben wie grosse Unternehmen", sagte er.
Und natürlich profitiert die Post auch in anderer Hinsicht von jeder Bestellung. Denn jede Bestellung bedeutet natürlich auch wieder ein Paket, das die Post befördern kann.
Eine schwarze Wolke aus Drohnen wird es nicht geben
"Wir wollen das Ökoystem des Onlinehandels prägen", sagte er. Zugleich nutze die Post den E-Commerce auch als Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen. Regli sprach damit etwa die Testversuche der Post mit fahrenden Zustellrobotern an.
"Bei den Themen und Entwicklungen, die unser Kerngeschäft betreffen, wollen wir möglichst früh mit dabei sein", sagte Regli. "Wir sind zwar technologisch noch beim ersten Schritt, aber wir sind schon dabei!"
Bei Drohnen sei die Post schon einen Schritt weiter. Anfang Monat verkündete das Unternehmen erste Erfolge bei einem Testversuch in Lugano. Das Projekt geht nun in eine zweite Testphase.
Man brauche jetzt aber keine Angst zu haben, dass der Himmel über Zürich dereinst von einer schwarzen Wolke aus Tausenden Drohnen bedeckt werde. Die wird es nicht geben, versichert Regli. Solche Technologien werden nur punktuell eingesetzt, um Kosten zu sparen.
Vorteile müssen Risiken überwiegen
Bei all diesen Entwicklungen sei die Cloud ein wichtiger Enabler, sagte Regli und schlug damit wieder die Brücke zum Thema der Veranstaltung. Cloud Computing ermögliche es, die Daten zusammenzuführen und die Prozesse zu automatisieren.
Die Cloud-Strategie der Post stehe auf drei Hauptpfeilern:
Sichere und wirtschaftliche Nutzung der Cloud.
Neue Geschäftsmodelle für die Bereiche der Schweizerischen Post ermöglichen.
Steigerung der organisatorischen und technischen Integrationsfähigkeit.
Die Post gehe jedoch davon aus, dass Cloud Computing nur sinnvoll eingesetzt werden könne, wenn die geschäftlichen Vorteile gegenüber den fallbezogen beurteilten Risiken überwiegen.
Die Cloud- und IT-Maturität "sieht nicht schlecht aus"
Im Anschluss erklomm Stella Gratziu Grivas die Bühne – die Leiterin des Kompetenzzentrums Cloud Computing an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Beirätin von Eurocloud Swiss. In Zürich präsentierte sie die ersten Ergebnisse ihrer Studie zur Cloud- und IT-Maturität von Schweizer Unternehmen. Dabei sei es wichtiger, wie Unternehmen Cloud-Dienste nutzen, als wie viele.
Die Studie basiert auf einer qualitativen Untersuchung. Die Professorin interviewte dafür nach eigenen Angaben 57 CIOs. Das Ergebnis: "Es sieht nicht schlecht aus", sagte Grivas mit einem zufriedenen Lächeln.
Die Professorin beurteilte die Reife von Unternehmen auf einer Skala von 1 bis 4, wobei 4 den besten Wert darstellt.
Stella Gatziu Grivas, Leiterin des Kompetenzzentrums Cloud Computing der FHNW und Beirätin von Eurocloud Swiss. (Source: Netzmedien)
Das Cloud-Maturitätsmodell:
Der Interessierte (Das Unternehmen nutzt einzelne Cloud-Lösungen. Die Cloud spielt aber keine grosse Rolle im Unternehmen.)
Der Nutzer (Die Cloud-Bedürfnisse sind teilweise erkannt. Die Kostenreduktion ist der grösste Treiber.)
Der Erfahrene (Das Unternehmen verfolgt eine Cloud-First-Strategie und nutzt agile Praktiken.)
Der Optimierer (Das Unternehmen betrachtet Cloud als Enabler der Digitalisierung. Sie ist fest im Unternehmen integriert und wird laufend optimiert.)
Über ein Fünftel der Unternehmen stufte die Professorin auf der vierten, also der höchsten Stufe ein. Weitere 34 Prozent kamen noch auf die dritte Stufe.
Das IT-Maturitätsmodell:
Der Verweigerer (Das Unternehmen verhält sich abwartend gegenüber der digitalen Transformation und nutzt wenig Instrumente fürs IT-Management.)
Der Anfänger (Das Unternehmen hat eine IT-Strategie und nutzt erste Ansätze entlang allen Bereichen; IT Governance, IT Service Management, IT Controlling)
Der Performer (Die IT und das Business arbeiten zusammen. Die IT-Strategie und die Geschäftsstrategie sind aufeinander abgestimmt.)
Der Transformer (Das Unternehmen betrachtet die IT als Treiber für das Business. Die IT unterstützt die digitale Transformation des Unternehmens.)
Die Verteilung gleicht der im Cloud-Maturitätsmodell. Hier war jedoch fast ein Viertel der Unternehmen auf der vierten Stufe und 32 Prozent auf der zweiten. Wie auch beim Cloud-Modell bildete die unterste Stufe zugleich auch die kleinste.
Die Mittleren Unternehmen sind das Problem.
"Die Firmengrösse macht aber den Unterschied", sagte Grivas. Die kleinen und die grossen Firmen würden gut dastehen. Die kleinen seien in der Regel tech-orientiere Start-ups und von Natur aus Cloud- und IT-affin. Die grossen wiederum fühlten den Druck der Disruption und bemühen sich deswegen, sich zu digitalisieren.
"Die mittleren Unternehmen sind aber das Problem", sagte die Professorin. "Denn diese verfügen bereits über eine bestehende Infrastruktur, die sie nicht so leicht ersetzen können. Zudem fehlen die nötigen Fähigkeiten und eine klare Strategie.
Die Studie ist aber noch nicht abgeschlossen. "Wir öffnen sie jetzt für alle Teilnehmer", sagte Grivas. Wer mitmachen will, kann dies online tun. Im Gegenzug erhalten die Teilnehmer dafür ein Benchmarking basierend auf ihren Antworten.
Die Ergebnisse der erweiterten Studie werden im Dezember in einer Spezialpublikation des IT-Markt und der Netzwoche zum Thema Cloud & Managed Services publiziert.