PARTNER-POST IT-Infrastruktur auf dem Prüfstand

Strategien für eine hybride IT-Architektur

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von Marco Stadler, Leiter Verkauf und Marketing der Green Datacenter

Ein Ausblick zeigt: Die eigenen Datacenter stehen bald leer. Neue Betriebsmodelle bieten mehr Flexibilität und schaffen Kostentransparenz. Vor diesen Fragen stehen CIOs.

IT-Verantwortliche sind in den vergangenen beiden Jahrzehnten vor allem gefordert gewesen, dem Datenwachstum gerecht zu werden. Zu ihren Kernaufgaben gehörte es, neue Rechenzentren aufzubauen, sie auszustatten und Anwendungen auszurollen. Doch mit der zunehmenden Digitalisierung sind die Anforderungen gestiegen. Die Businessverantwortlichen fordern kürzere Projektlaufzeiten und der Ruf nach mehr Kostentransparenz in der IT ist unüberhörbar. Die IT- und Datacenter-Spezialisten sind rar und die Compliance-Vorgaben nehmen zu. Immerhin hat der CIO heute eine Reihe von flexibleren Betriebs­modellen zur Auswahl. Gartner geht davon aus, dass 2025 bereits 80 Prozent der IT-Workloads in Clouds und in den Colocation-Zonen der Datacenter-Provider laufen. Mit anderen Worten: Das firmeneigene Datacenter ist ein Auslaufmodell.

Hybride IT-Architektur als Königsweg

Ganz so fliessend vollzieht sich der "Big Shift", der Paradigmenwechsel weg von der primär eigenen IT-Infrastruktur, allerdings nicht – er greift erst einmal tief in die IT-Architektur ein und macht damit ein Umdenken unerlässlich. Die bereits verfügbaren Ressourcen sollten dabei nicht im Vordergrund stehen. Wichtiger ist die Frage, wo Daten und Anwendungen künftig am besten aufgehoben sind und wie sie sinnvoll vernetzt werden. Inwieweit können wir die Public Cloud nutzen? Wo setzen wir lieber auf eine Private Cloud und wo ist noch Legacy vorhanden? Fast alle Unternehmen, die wir betreuen, stellen sich derzeit solche Fragen. Alle Varianten haben Vorzüge, keine löst sämtliche Herausforderungen. Als Königsweg bietet sich eine hybride IT-Architektur mit zentralem Datenhub im externen Datacenter an.

Die Datendrehscheibe im Datacenter

Wie genau die Zusammensetzung einer hybriden Lösung ausfällt, entscheidet jedes Unternehmen individuell. Eines ist aber gewiss: Sie wird dann besonders erfolgreich funktionieren, wenn die Ressourcenstandorte – etwa das Primär- und das Sekundärrechenzentrum, die Private-Cloud-Installationen und die virtuellen Infrastrukturen der Hyperscaler oder der lokalen Anbieter – gut miteinander vernetzt sind. Und das zu tiefen Kosten und über kurze Wege. Kommerzielle Datacenter (MTDC) eignen sich als zentrale Komponente in einer hybriden Lösung: Hier finden Unternehmen moderne und sichere Housing-Angebote. Gleichzeitig sind Verbindungen überallhin und kostengünstig möglich. Denn in solchen Rechenzentren sind nicht nur viele Carrier präsent, sondern auch unterschiedliche Cloud-Anbieter. Das Datacenter wird so zur eigentlichen Drehscheibe der hybriden Lösung, es wird zum Datenhub.

Der Bauboom der Datacenter-Industrie belegt den raschen Wandel in der IT-Architektur. Nicht nur die High-Density-Flächen für die grossen Cloud-Provider werden vergrössert, die Betreiber errichten gleichzeitig Colocation-Zonen. Rackweise oder in abgetrennten, eigenen Cages finden Kundensysteme einen individuell ausgestatteten, sicheren Platz. Einem Redesign der IT-Architektur steht damit nichts mehr im Weg. CIO sollten die aktuellen Chancen nutzen, um ihre IT-Infrastruktur in die Zukunft zu führen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Marco Stadler, Leiter Verkauf und Marketing von Green Datacenter, im Interview

Lohnt es sich heute noch für Unternehmen, selbst ein Rechenzentrum zu betreiben?

Marco Stadler: Der Anlagehorizont für eine eigene Immobilie und das Bedürfnis nach mehr Flexibilität bei der IT widersprechen sich. Für Unternehmen ist es schlicht nicht mehr wirtschaftlich, in eigene Rechenzentren zu investieren. Deshalb steigt die Nachfrage nach Datacenter-Dienstleistungen bei spezialisierten Anbietern. Sie können den Unternehmen die gewünschte Verfügbarkeit, Sicherheit und Compliance bieten, dazu aber auch die notwendige Flexibilität.

Wie sicher ist ein eigenes Rechenzentrum im Vergleich zur Cloud?

Im Rechenzentrum wählt das Unternehmen den Sicherheitsstandard nach seinen Bedürfnissen, das heisst der Datenstandort und das Rechenzentrum sind klar definiert. Und zusätzliche Anforderungen, wie etwa Personenkontrollen, Videoüberwachung, Spezialracks (mit Safe oder EMP-Schutz) oder ein spezifisches Zutrittssystem können installiert werden. Bei der Public Cloud ist in der Regel der Datenstandort bekannt, aber dies auch nicht bei allen Anbietern.

Was haben kommerzielle Rechenzentren sonst noch für Vorteile?

Den Hauptvorteil sehen wir darin, dass Unternehmen mit ihrer IT in kurzer Zeit wachsen oder schrumpfen können und nur für die benötigte Kapazität zahlen. Zudem nehmen die Anforderungen an die Compliance zu. In eigenen Rechenzentren alle Standards zu erfüllen, wird immer aufwendiger. Beim Datacenter-Provider sind die erforderlichen Nachweise vorhanden.

Was raten Sie Unternehmen, die noch nicht in der Cloud sind?

Eine hybride IT-Architektur, mit einem Mix aus verschiedenen Clouds und eigenen Installationen im externen Rechenzentrum, ist für die meisten Unternehmen der Königsweg. Sie gewinnen so Kostentransparenz und senken die Bereitstellungszeiten. Gleichzeitig behalten sie die Kontrolle über Legacy-Systeme oder besonders sensible Daten.

Was sind die grössten Fehler beim Umstieg auf die Cloud?

Die IT-Landschaft der Unternehmen ist über die Jahre gewachsen. Nicht selten sind die Funktionalitäten ineinander verwoben und die Abhängigkeiten grösser, als gedacht. Ein "Cloud-only"-Ansatz ist daher bei vielen Unternehmen gar nicht möglich. Hinzu kommt, dass auch nicht alle Anwendungen in der Cloud besser aufgehoben sind.

Wie kann man diese Fehler vermeiden?

Die Unternehmen sollten eine Gesamtsicht gewinnen, Etappenziele definieren und ihre IT-Architektur nachhaltig umstellen. Hier wäre entscheidend, die Komplexität zu reduzieren. Diese bindet Ressourcen, macht Ausfälle wahrscheinlicher und treibt die Kosten.

Müssen CIOs ihre Rolle mit der Cloud neu definieren?

Die Rolle des CIO hat sich bereits stark verändert, seine Funktion ist heute zentral für den Geschäftserfolg. Er ist quasi zum Business-Enabler geworden. Hinzu kommt, dass sich durch neue Servicemodelle auch die Kompetenzen, die im Team notwendig sind, ändern. Diesen Wandel zu meistern, ist anspruchsvoll.

Wie aufwendig ist es, die IT-Architektur für die Cloud anzupassen?

Aus unserer Sicht wird vor allem die Wichtigkeit der Connectivity unterschätzt. Wo meine IT-Infrastruktur steht und über welche Wegstrecken ich die verschiedenen Standorte einbinden muss, ist entscheidend. Und auch die Distanzen zur Cloud werden wichtiger. Die Datenvolumen, insbesondere im Zusammenhang mit IoT, künstlicher Intelligenz oder maschinellem Lernen, steigen exponentiell. Kurze Wege sind preiswerter, stabiler und erlauben es, mit geringster Latenz zu arbeiten.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei?

Wir richten in den Rechenzentren, die wir für internationale Cloud-Anbieter bauen, immer auch Colocation-Zonen für Unternehmen ein. So bringen wir unsere Kunden nahe an die Public Clouds und die Clouds der lokalen Anbieter. Gleichzeitig bieten wir den Unternehmen eine sichere und flexible Lösung für das Housing ihrer eigener Systeme.

 

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