Telekom-Rating 2020: Swisscom, Salt und UPC ziehen den Kürzeren
Bilanz hat die Ergebnisse des 21. Telekom-Ratings veröffentlicht. Generell zeigt sich, dass Geschäfts- und Privatkunden besonders mit kleinen Playern positive Erfahrungen machen. Die grossen Anbieter wie Swisscom, Salt, Sunrise und UPC haben das Nachsehen.
Besonders die kleinen Anbieter im Schweizer Telekom-Markt trumpften während Corona auf. Zu diesem Schluss kommt die Bilanz in dem 21. Telekom-Rating, das die Wirtschaftszeitung in Kooperation mit Ocha durchgeführt hat. Rund 10'000 Privat- und 1400 Geschäftskunden beantworteten die Fragen der Studie. So belegten etwa in der Mobiltelefonie für Privatkunden Net+, der neue Player Digitec Connect und Quickline Topplätze, während Swisscom, UPC und Salt das Feld von hinten her aufrollen. Bei den Telkos für Geschäftskunden zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.
Swisscom stets im Windschatten der Konkurrenz
Dass Swisscom bei Privat- und Geschäftskunden in allen Kategorien hintere Plätze belegt, sei ein wiederkehrendes Muster. Höhere Preise weckten auch höhere Erwartungen, die leichter enttäuscht würden. Davon profitierte dieses Jahr UPC - auf Swisscoms Kosten. UPC mauserte sich gemäss Bilanz im Jahr 2020 zum führenden Anbieter in der Mobiltelefonie für Geschäftskunden. Vergangenes Jahr belegte das Unternehmen noch Platz 3.
Swisscom hatte im Januar und Februar eine Reihe von Ausfällen zu beklagen, während denen sogar die Notfalldienste beeinträchtigt waren. Nach der vierten grossen Störung im Jahr 2020 schaltete sich sogar der Bund ein und lud Swisscom-CEO Urs Schaeppi zu einer Anhörung. UPC habe schnell reagiert und sich als günstige Alternative positioniert. Zwar nutze der Telko die Antennen von Swisscom, doch seien die Probleme woanders gewesen.
Mit Störungen haben alle Telkos zwischendurch zu kämpfen, doch einige mehr als andere. Wie oft es bei Swisscom, Salt, UPC und Sunrise harzt, erfahren Sie hier.
Hart umkämpfter Festnetzmarkt, wachsender Datacenter-Markt
Wichtiger als Mobilfunkdienste empfänden Schweizer Geschäftskunden das Festnetz. Der Markt für Internet- und Netzwerkdienste sei hart umkämpft, was besonders der Fall des Westschweizer Anbieters VTX zeige. Trotz fast unveränderter Punktzahl sei er im Vergleich zum Vorjahr von Platz 2 auf Platz 7 gefallen. Hier wie auch in anderen Bereichen bei Privat- und Geschäftskunden hätten nicht die Universalanbieter gepunktet, sondern die kleinen Player. Im Bereich "ISP und Corporate Networks" bewerteten die antwortenden Geschäftskunden Cyberlink am besten. Gemäss Mitteilung des Unternehmens wurde es seit 2008 bereits zum sechsten Mal auf Platz 1 gewählt.
Der Markt für Rechenzentren wuchs laut Bilanz stark. Auffällig sei, dass grosse internationale Player eine kleinere Rolle spielten als lokale Anbieter. Die Sprache und die Schweizer Rechtsprechung seien hier wichtige Kriterien für Geschäftskunden.
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Sunrise ist der beste Universalanbieter fürs Telekom-Gesamtpaket
Geschäfts- und Privatkunden geben Sunrise 2020 die besten Bewertungen, wenn es darum geht, jegliche Telekom-Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Das sei ein Novum in der Geschichte des Telekom-Ratings und auf Swisscoms Probleme dieses Jahr zurückzuführen. Auch die Aufmerksamkeit aufgrund der geplanten Übernahme durch das UPC-Mutterhaus Liberty Global soll Sunrise Vorteile verschafft haben, wie es in dem Rating heisst.
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Privatkunden: Nun geht der Wettbewerb los
Mit 95 Prozent Marktpenetration dürfte das Kundenpotenzial in der Schweiz ausgeschöpft sein, wie Bilanz schreibt. Nun geht der Wettbewerb los und die Anbieter nehmen einander die Kunden weg. Dabei schneiden die Netzbetreiber Swisscom, Sunrise und Salt schlecht ab.
Die Reseller hingegen, die ihre Kunden in den Netzwerken der Netzbetreiber unterbringen, konnten kräftig punkten. Die Privatkunden platzierten in der Mobiltelefonie sechs dieser Anbieter an der Spitze ihrer Liste, bevor mit Sunrise auf dem siebten Platz der erste Netzbetreiber auftaucht. Digitec Connect, das auf dem Sunrise-Netz läuft, startete zwar erst dieses Jahr, katapultierte sich im Mobiltelefonie-Rating der Privatkunden aber bereits auf Platz 2. Dabei habe auch Digitecs E-Sim-Angebot geholfen, heisst es weiter.
Am intensivsten nutzen Herr und Frau Schweizer aber das Internet, nicht das Handy. Das fiel besonders zu Coronazeiten auf. Während der steigenden Nachfrage nach Bandbreite überlasteten Netze schneller, worunter besonders Betreiber wie UPC oder Quickline mit ihren Koaxialkabeln litten. Die Ausnahme stellte Salt dar, das nur auf Glasfaser setze.
Auch der Festnetz-Markt wird von spezialisierten Unternehmen dominiert
Obschon zehn Prozent weniger Schweizer und Schweizerinnen einen Festnetzanschluss haben als noch vor vier Jahren, läuft das Geschäft immer noch erstaunlich gut, wie Bilanz festhält. Auch hier dominieren spezialisierte Player wie Peoplefone, Netvoip und Sipcall den Markt, obwohl Universalanbieter den Festnetzanschluss oft mehr oder weniger gratis dazugeben. Die Antwortenden wählten Peoplefone im Privatkundenbereich auf Platz 2, im Geschäftsbereich auf Platz 1.
Während der Festnetz-Markt aber nicht mehr wächst, tut es der Markt für Cloud-Dienste umso mehr. Kleine und lokale Anbieter finden sich bei den Privatkunden an der Spitze der Listen, wie Bilanz schreibt. Tech-Giganten wie Amazon, Apple oder Microsoft fänden sich am anderen Ende der Liste, weil sie zu unpersönlich und unschweizerisch seien.
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