Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht
Die Initiative "Digitalswitzerland" will die Schweiz zum führenden digitalen Hub in Europa entwickeln. Eine Schlüsselrolle dabei spielen die Technologie-Start-ups. Diese würden von selbst wachsen, fielen sie auf fruchtbaren Boden. Doch in der Schweiz wird dieser manchmal ziemlich falsch gedüngt.

Die Schweiz ist zwar ein internationales Ballungszentrum der Maschinen-, Finanz- und Pharmaindustrie, die Hostpots der Softwarebranche stehen aber anderswo – nämlich im Silicon Valley, in Tel Aviv, Berlin, Helsinki und immer häufiger im Grossraum Beijing. Allen digitalen Clustern gemeinsam ist, dass sie nicht durch staatliche Interventionen und Subventionen entstanden sind, sondern durch glückliche Fügung, günstige Rahmenbedingungen und den unternehmerischen Hypererfolg einiger weniger Branchenchampions.
Zwischen gut und gut gemeint
Dies möchte Marc Walder ändern, der umtriebige CEO von Ringier, der zunächst mit "DigitalZurich2015" nur Downtown Switzerland und nun mit der Nachfolgeinitiative "Digitalswitzerland" die ganze Schweiz zum führenden digitalen Hub in Europa zu entwickeln trachtet. Und zumindest in Sachen Networking-Power beweist die Initiative grosse Durchschlagskraft – kaum ein CEO eines Schweizer Unternehmens, der es sich erlauben kann, da abseits zu stehen.
Inzwischen hat die Initiative ein Marketingdach ausgebreitet, unter dem etablierte Events wie das Word Web Forum und erfolgreiche Start-up-Programme wie Venture Kick Platz gefunden haben. Bisheriger Höhepunkt der Initiative war das Manifest für die erfolgreiche Digitalisierung der Schweiz, das diesen Januar an Bundesrat und Health-Comedian Johann Schneider-Ammann überreicht wurde. Darin stehen Forderungen, die wirklich sinnvoll sind (smarteres Steuerregime für Start-ups), und weniger sinnvolle, wie der übliche Griff in die Bundesschatulle (2 Milliarden für Ruedi Nosers digitale Bildungsinitiative).
Fehler in der Matrix
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich teile die Einschätzung der Initiative voll und ganz: Unser Land ist ein Digitalisierungs-Nachzügler und wir müssen dringend etwas tun, wenn die Schweiz ihren Platz an der Sonne behaupten soll. Als Pragmatiker halte ich allerdings nicht besonders viel von analogen wie digitalen Manifesten. Ich bin schlicht der Meinung, dass sich Politik und Staat auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen konzentrieren sollten. Für Innovation und Wachstum sorgen die Unternehmer selbst. Meine Themen für die Agenda von Digitalswitzerland sind deshalb zwei ganz konkrete:
Während die moderne Welt gerade alle möglichen neuen, vertrauens- und outputbasierten Arbeitsformen ausprobiert (das Co-Working-Unicorn "WeWork" wird aktuell mit 10 Milliarden Dollar bewertet), leistet sich die Schweiz den grossen Sprung zurück in die Vergangenheit: Mit der neuen Verordnung zur Arbeitszeiterfassung führte das Staatssekretariat für Wirtschaft per 1. Januar 2016 quasi die Stempeluhr wieder ein. Bitte weg damit!
Ein wichtiger digitaler Standortvorteil und Basis für viele Start-up-Innovationen wäre eine etablierte (und ergo kostenlose) digitale Identität für die gesamte Bevölkerung der Schweiz. Hier doktert die Schweiz unter dem Lead der Post seit 2010 am unheilbar kranken Patienten SuisseID herum. Doch just, als keine Hoffnung mehr bestand, tauchten mit Notakey (Swisscom, UBS, Credit Suisse) und Sesam (Post, SBB) innerhalb von einer Woche gleich zwei Wiederbelebungsprojekte auf. Bin ich der einzige mit einem Standardisierungs-Unfall-Déjà-vu? Bitte keinen weiteren Fall Twint vs. Paymit!
Mr. Walder, übernehmen Sie!
Christof Zogg ist Director Digital Business bei der SBB.

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