USB-C – vom Hoffnungsträger zur Plage
Die neue Netzwoche ist da. Im Editorial schreibt Oliver Schneider über die Freuden und Leiden im Alltag mit USB-C.
Es ist eine kleine IT-Revolution gewesen. 1996 führte ein Konsortium um Compaq, Intel, IBM und Microsoft den Universal Serial Bus (USB) als neue Schnittstelle in der Computerwelt ein. USB erlaubte fortan die Liaison einer Vielzahl von externen Geräten mit dem PC – und das im laufenden Betrieb. Die Beziehung mit USB 1.0 war nicht perfekt. Die Datenübertragung lief zu Beginn arg zäh (theoretisch mit 12 Megabit pro Sekunde), noch unterstützten nicht alle Betriebssysteme den neuen Standard und das Stecker-Design führte unter schwierigen Lichtverhältnissen zu endlosen Mal-so-mal-so-Versuchen. Es zeigte sich aber bald, dass dem Neuling die Zukunft gehören sollte. Älteren Verbindungstypen gab die Branche rasch einen Korb. Wer erinnert sich heute noch an IEEE 1284, RS-232 oder PS/2?
Mit der Zeit kamen neue Grössen, Formen und Standards hinzu, was die Attraktivität von USB nicht nur steigerte. USB 3.1 Typ-C war deshalb ein lang ersehnter Durchbruch. Erstmals konnte der Stecker wie herum auch immer eingesetzt werden. Das System eignete sich durch seine Grösse ebenso für Mobilgeräte, und es wurde nun auch mit Videodaten, Tonsignalen und ausreichend Elektrizität für den Betrieb von Laptops oder Spielkonsolen fertig. Es hätte so schön sein können ...
Die Realität sieht anders aus, wie ich in den vergangenen Wochen erfahren musste. Zwar lässt sich nun so ziemlich jedes Digitalkabel in meinem Haushalt mit so ziemlich jedem Gerät ein, aufgeladen oder mit Daten versorgt wird es aber nur nach Lust und Laune. Der Adapter von USB-C auf Klinke für das Smartphone entlockte dem Kopfhörer keine Töne. Es musste ein Konverter von Apple her – für ein Android-Handy. Das USB-C-Ladekabel lädt die Nintendo Switch nur quälend langsam auf, obwohl es auf der Verpackung als geeignet angepriesen wurde. Das neue Handy wiederum weigerte sich gleich zu Beginn, mit dem PC per USB-C Kontakt aufzunehmen. Wie viele Kabel ich mittlerweile gekauft und in allen möglichen Varianten ausprobiert habe, ich kann es kaum mehr zählen. Geräte- und herstellerübergreifende Standards sind wirklich etwas Tolles. Allerdings sollten die Hersteller dann auch dafür sorgen, dass die Geräte zusammenspielen. Manchmal wünsche ich mich fast in die Zeit zurück, in der ich genau wusste, wer in der IT-Welt zu wem passt.