IBM stellt neue Cloud-Appliances vor
Auch IBM bietet künftig vorgefertigte Datacenter-Boxen an, App-Store inklusive. Das Unternehmen adressiert damit einen Markt mit 18 Prozent jährlichem Wachstum.
Zwei Milliarden US-Dollar Investionen, vier Jahre Entwicklungszeit und Expertise aus den Übernahmen der Appliance-Anbieter Netezza und Datapower. Das Ergebnis: Puresystems. IBM hat sich dabei zum Ziel gesetzt, alle für das Rechenzentrum benötigten Hard-, Middle- und Software-Komponenten in einem Gehäuse unterzubringen. Da alle Komponenten aus einer Hand stammen, soll sich der Aufwand bei Einrichtung und Wartung verringern und letztlich auch der monetäre Aufwand bei den IT-Abteilungen der Unternehmen. Das Konzept seiner Systemintegration nennt IBM Scale-In-System-Design.
Es vereint Server, Speicher und Netzwerkkomponenten zu einem hochautomatisierten Rechenzentrum in Schrankgrösse. Angetrieben werden die Appliances wahlweise durch x-86-Chips von Intel oder durch "Power 7"-Chips. Das hat den Vorteil, dass neben Windows und Linux als Betriebssysteme mit VMware als Supervisor auch AIX und i5-OS eingesetzt werden können.
Daten können über Infiniband, Fibre Channel, Fibre Channel over Ethernet, Ethernet oder iSCSI an IBMs Unified-Storage-Systeme des Typs V7000 übertragen werden. Als Switche werden IBMs "Flex System Fabric EN4093 10Gb Scalable Switch" und "Flex System FC3171 8Gb SAN Switch" verbaut.
Pureflex und Pureapplication
Die Puresystem-Familie gliedert sich in die beiden Zweige Pureflex und Pureapplication. Pureflex ist eine Infrastrukturlösung, die in drei Konfigurationen geliefert werden kann - mit bis zu 608 Computerkernen, 16 Gigabyte RAM und 6 Terabyte SSD beziehungsweise 48 Terabyte HDD. Verwaltet wird alles über den Baustein Flex System Manager, eine Management Appliance.
Das Pureapplication-System ist ein Plattformsystem, das speziell für transaktionsorientierte Web- und Datenbankanwendungen entworfen und optimiert wurde.
Sogenannte Patterns, also Konfigurationen, können selbst angelegt, oder übernommen werden. Unter den Patterns versteht IBM die Kombi aus Software, Middleware und virtuellen Ressourcen. Als Konfigurationsassistent hat IBM sogenannte "Patterns of Expertise" bereits vorinstalliert. Mit ihrer Hilfe sollen sich die verschiedenen, vom Anwender benötigten Komponenten automatisch verwalten und optimieren lassen. Anwendungen, für die bisher Tage benötigt wurden, um sie zu implementieren, könnten dadurch bereits nach Minuten bereitgestellt werden, behauptet der Hersteller. Zum Beispiel könne ein "Customer Relationship Management"-Programm, das normalerweise drei Tage für die Bereitstellung benötigen würde, jetzt in unter einer Stunde bereitgestellt werden.
Für die Erstellung der vorgefertigten Patterns hat IBM nach eigenen Angaben mit über 600 Software-Anbietern zusammengearbeitet. Deren Anwendungen seien alle "PureSystems Ready" zertifiziert. In einem Online-Katalog von ISV-Patterns, dem "Puresystems-Online-Katalog", können die rund 150 Patterns abgerufen werden.
Der Puresystems-Online-Katalog scheint IBM wie einen eigenen App-Store aufbauen zu wollen, wie Ivo Körner, Leiter von IBMs Softwaregeschäft in Deutschland gegenüber der FAZ angab: "Wie Apple in der Konsumwelt werden wir in der Unternehmenswelt einen App-Store für Firmensoftware anbieten", zitiert die FAZ Körner.
Die Kombi aus hochintegrierter IT und Software gilt als Wachstumsmarkt: Nach Einschätzung des IT-Dienstleisters Forrester wächst das Geschäft mit den kombinierten Hardware-Software-Paketen um rund 18 Prozent jährlich, berichtet die FAZ weiter.
Preise und Verfügbarkeit
IBM bietet seine neue Appliances als Einsteiger- (Express genannt), Standard- oder Enterprise-Version an. Die Preise beginnen ab 100'000 US-Dollar für die Express-Ausführung, Standard bei 200'000 Dollar und Enterprise bei 300'000 Dollar. Zwei der neuen Puresystem-Modelle werden voraussichtlich noch dieses Quartal erhältlich sein.
Als Kunden sieht IBM Unternehmen aus den Bereichen Banken, Finanzen, Versicherungen und Gesundheitswesen. Darüber hinaus setzt der Hersteller auch auf Anwender im Bereich der öffentlichen Hand.