Zensur

Iran dementiert Abkopplung vom weltweiten Internet

Uhr | Aktualisiert

Bis Ende August sollen im Iran nur noch iranische Seiten und Dienste zur Verfügung stehen, berichten Medien. Der Iran dementiert.

Der Iran will sich laut Reza Taghipour, dem iranischen Minister für Informations- und Kommunikationstechnologie, vom Internet abkoppeln. Dies berichtete die "International Business Time" gestern Montag.

Zwei Phasen bei der Umsetzung

In einer ersten Phase sollen ab Mai dieses Jahres die Dienste von Google, Hotmail und Yahoo geblockt werden. Email- und Suchdienste werden dabei durch iranische Dienste ersetzt. Für den Maildienst können sich Bürger bereits jetzt mit Angabe des vollständigen Namens, Adresse und Identifizierungsnummer anmelden.

Ab August soll den Iranern der Zugriff auf ausländische Websites dann fast komplett verweigert werden. Ausnahme sind einige wenige ausländische Seiten, die sich auf einer „White List“ befinden. Umfassendere Kontrollen der Proxyserver sollen Möglichkeiten zur Umgehung der Sperren zusätzlich einschränken.

Weg zum "sauberen" Internet

Die technische Umsetzung der strikten Zensur dürfte für die Regierung kein grosses Problem darstellen. Internet Service Providern drohen jetzt schon hohe Strafen, wenn sie die Filterlisten nicht übernehmen.

Die Schaffung eines eigenen Intranets soll den Iranern ein "sauberes" Internet zur Verfügung stehen. Bereits im vergangenen Jahr bezeichnete Taghipour das Internet als Quelle von Kriminalität, Atheismus und Unmoral. Es wird befürchtet, dass der Iran durch seine Pläne einen Präzedenzfall schafft, der von anderen autoritären Staaten aufgegriffen werden könnte.

Update: Iran dementiert

Das Iranische Ministerium für Information und Kommunikationstechnologie dementiert den Bericht über die Pläne zur Abschaltung des Internets im Iran, wie die Presseagentur AFP mitteilte. Es bezeichnete das Interview mit dem Minister Taghipour, auf welchem der Bericht der International Business Times basierte, als Falschmeldung und Propaganda westlicher Medien.

Der Iran hat allerdings Pläne zur Einrichtung eines nationalen Informationsnetzwerkes, das als geschlossenes Intranet funktionieren soll. Minister Taghipour teilte  im Mai letzten Jahres mit, dass dieser Plan bis März 2013 durchgesetzt werden soll. Bisher ist unklar, ob dieses Intranet den Zugang zum weltweiten Internet ersetzen soll, oder ob die beiden Systeme nebeneinander existieren werden.