Swisscom startet LTE-Netz
Das LTE-Netz von Swisscom ist ab morgen in 26 Orten verfügbar. Ende 2013 sollen bereits 70 Prozent der Schweiz mit der vierten Generation der Mobilfunktechnik abgedeckt sein.
Ab morgen wird Swisscom-Kunden an 26 Orten die neue Mobilfunktechnik LTE (Long Term Evolution) zur Verfügung stehen. Damit sind vorerst 20 Prozent der Schweiz mit LTE versorgt. Laut Christian Petit, Leiter Residential Customers bei Swisscom, sollen alle Surf- und Natel-Data-Abos von der vierten Generation der Mobilfunktechnik profitieren.
Veränderte Nutzungsgewohnheiten
Laut Swisscom verdoppelt sich das mobil übertragene Datenvolumen im eigenen Netz alle 16 Monate.
Der wachsende mobile Datenverkehr ist eine Folge veränderter Nutzungsgewohnheiten. Immer mehr Nutzer surfen auf ihren mobilen Geräten statt auf dem Desktop-Computer. Laut der im Juli publizierten Internetstudie "Netmetrix-Base" sollen dies in der Schweiz unterdessen 2,2 Millionen Menschen sein. Von den 85 Prozent der Schweizer, die inzwischen das Internet nutzen, hätten somit über 42 Prozent quasi rund um die Uhr Zugang zum Netz. Ein Jahr zuvor waren es noch 31 Prozent.
iPhone-Nutzer müssen warten
Die Umrüstung auf LTE ist eine Antwort auf den wachsenden mobilen Datenverkehr. Theoretisch sind mit LTE Geschwindigkeiten von 150 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload möglich. Die neue Technik ermöglicht aber nicht nur höhere Geschwindigkeiten, sondern auch höhere Kapazitäten. Damit können mehr Nutzer gleichzeitig schneller Daten übertragen. Zudem wird das 3G-Netz entlastet.
Schlechte Nachrichten gibt es allerdings für Kunden mit einem iPhone 5: Apple will noch Tests auf dem produktiven LTE-Netz vornehmen, daher ist die neue Technik auf dem prinzipiell LTE-fähigen Gerät vorerst nicht nutzbar. Sobald Apple die Tests abgeschlossen hat, soll das LTE-Netz der Swisscom mittels einem Firmware-Update freigeschaltet werden. Petit rechnet im ersten Quartal 2013 mit dem Update.
Ausserdem werden iPhone-Nutzer in den ländlichen Gebieten der Schweiz nicht von LTE profitieren können. Hier läuft LTE auf der Frequenz von 800 MHz, die das iPhone 5 nicht unterstützt.
Bedarf noch gering
Laut Franco Monti, der als Partner bei Deloitte Schweiz den Bereich Telekom leitet, hält sich der Bedarf an LTE in der Schweiz derzeit noch in Grenzen, da sich nur wenige LTE-fähige Geräte im Handel befinden. Das könne sich aber schnell ändern. Es stellt sich die Frage, wie sich die steigende Nutzerzahl auf die tatsächliche Geschwindigkeit des 4G-Netzes auswirkt. Das werde sich dann aber erst in der Praxis zeigen, meint Monti.
Zumindest in einem ersten Test des Swisscom-LTE-Netzes auf einem HTC One XL zeigen sich deutliche Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Mobilfunkgenerationen. Während bei der Nutzung des 3G-Netzes nur etwa 19 Mbit/s Download erzielt werden konnten, ermöglichte das 4G-Netz etwa 92 Mbit/s.
Pilotprojekte der Konkurrenz
Das Wettrennen um die Einführung des LTE-Netzes in der Schweiz hat Swisscom damit wohl gewonnen. Aber auch die anderen Anbieter testen die neue Technik intensiv.
Sunrise plant, in den nächsten Wochen und Monaten Schritt für Schritt in der Agglomeration Zürich, der Region Zug sowie in fünf Wintersportstationen erste Pilotnetze in Betrieb zu nehmen.
Orange hinkt etwas hinterher. Zwar ist eine 4G-Pilotphase noch in diesem Jahr geplant, steht Kunden aber nur in zehn Orange-Centern in verschiedenen Städten zur Verfügung. Im Frühjahr 2013 sollen dann auch ausgewählte Kunden das 4G-Netz testen können.
Schweizweite Verfügbarkeit?
Wann genau das 4G-Netz in der gesamten Schweiz zur Verfügung stehen wird, ist laut den Telkos noch nicht absehbar. 2013 wird der Ausbau aber von allen Netzbetreibern stark vorangetrieben.
Bis Ende 2013 will Swisscom 70 Prozent der Schweiz mit dem 4G-Netz abdecken. Laut eigenen Angaben investiert der Telko in den kommenden fünf Jahren rund 1,5 Milliarden Franken in den Ausbau seines Mobilfunknetzes.
Auch Sunrise plant im Laufe des Jahres 2013 in über elf Schweizer Städten und Gemeinden LTE anzubieten und rechnet mit einem Aufwand von etwa 200 Millionen Franken jährlich für den Netzausbau. Orange will über 700 Millionen Franken für die Modernisierung und den Ausbau seines Netzes investieren.
Laut Monti schreitet der LTE-Ausbau in der Schweiz im europäischen Vergleich gut voran. "Mit der Voraussetzung, dass 2013 weiterhin schnell ausgebaut wird, ist die Schweiz vorne dabei." Der LTE-Ausbau ist jedoch eine kostspielige Angelegenheit. Bis sich die Investitionen rechnen, wird es laut Monti länger dauern. "Eine Amortisation unter zehn Jahren ist je nach Fall unwahrscheinlich." Den Anbietern bietet sich jedoch keine Alternative - sie müssen den Ausbau vorantreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.