"Eine Nachfrage für das Entwickeln von Apps für Wearables spüren wir nicht"
Wie steht es um den Markt für Wearable-Apps made in Switzerland? Die Spezialisten der Agentur Apps with Love geben Antworten und liefern eine Markteinschätzung zum Start der Apple Watch.
Welche Möglichkeiten sehen Sie für Wearable-Apps im Unternehmensumfeld? Können Sie ein Beispiel nennen?
Wearables können persönliche Gesundheitsdaten wie zum Beispiel Puls, Schritt, Körpertemperatur, Ozonbelastung, Sonneneinstrahlung meist genauer Messen als Smartphones und dienen somit als Datensammler für alle möglichen Dienste. Sie können auch mit dem Umfeld kommunizieren, das Stichwort ist hier Internet der Dinge (IoT). Somit kann ich beispielsweise die Raumtemperatur, Beleuchtung oder Musik automatisch anhand meiner persönlichen Vorlieben steuern. Vom Schlüssel-, respektive Badge-Ersatz für Büro, Dienstwagen und Sitzungszimmer, über das Bezahlen in der Kantine und dem Bedienen der Beleuchtung oder auch der Belüftung ist vieles Möglich. Intelligente Uhren, welche nicht nur personal Trainer sondern auch unsere Assistenten werden, Brillen oder Linsen, welche wichtige Zusatzinformationen zur Realität zeigen, die sogenannte Augmented Reality, sind nicht mehr weit entfernt.
Welche App-Projekte für Wearables haben Sie bereits entwickelt?
Wir sind gerade dran unsere eigene Office-Steuerung auch für die Apple Watch zu programmieren. Dies beinhaltet die Steuerung der Storen und die Anzeige des WC-Status, also frei oder besetzt.
Wie ist die Kundenresonanz? Werden Sie von Anfragen überhäuft, oder ist die App-Entwicklung für Wearables kein Thema für Ihr Unternehmen?
Eine Nachfrage für das Entwickeln von Apps für Wearables spüren wir nicht, weshalb wir auch selber Eigenentwicklungen in diesem Feld ohne Kundenauftrag umsetzen. Wir zeigen bestehenden Kunden oder allen Interessierten selbstverständlich die neuen Möglichkeiten von Wearables. Damit Kunden jedoch bereit sind grössere Investitionen zu tätigen, müssen sich Wearables zuerst einmal stärker verbreiten, damit sich der Aufwand rechtfertigen lässt.
Wie arbeiten die App-Store-Anbieter Google, Apple und Microsoft mit Ihnen zusammen und wie werden Sie an den Umsätzen beteiligt?
Bei Wearables "verdient" man gleich viel wie mit normalen Apps. Jeweils 70 Prozent des Umsatzes von App-Verkäufen gehen an den Entwickler und 30 Prozent an Apple oder Google.
Was ist attraktiver: Ein App für einen der App Stores zu entwickeln oder für Unternehmenskunden?
Wir entwickeln in etwa genau so viele Apps für Unternehmenskunden, also B2B, welche dann in den App Stores an deren Endkunden gerichtet sind, was wir B2B2C nennen, als auch Apps, welche für das Unternehmen selbst als interne Unternehmens-App entwickelt werden, dem sogenanten B2B2B. Beides kann sehr attraktiv sein. Es hat seine Vor- und Nachteile, respektive seinen Zweck.
Ende Juni wird die Apple Watch auf dem Schweizer Markt erhältlich sein: Game Changer oder nur ein hübsches Accessoire?
Die Apple Watch hat aufgrund der Apple-Affinen Schweizer Kundschaft und intensiver Marketing-Bestrebungen eine grosse Chance zu einem hohen Marktanteil zu gelangen. Verschiedene Schweizer Unternehmen entwickeln zurzeit Erweiterungen für die Apple Watch. Es wird sich zeigen, ob diese Erweiterungen bloss dazu da sind, um sich als "innovativ" zu profilieren oder ob ein echter Mehrwert mit einer Apple Watch App erzielt werden kann. Im Zusammenhang mit Apple Pay räumen wir der Apple Watch weltweit durchaus eine gewisse Erfolgsquote ein, vorausgesetzt Apple Pay kann grossräumig zum Bezahlen eingesetzt werden. Gerade dies dürfte für Apple schwierig sein, im Schweizer Markt reissen sich momentan einige Anbieter um das Thema mobiles Bezahlen. Einen sinnvollen Einsatz sehen wir auch im Bereich Benachrichtigungen. Diese können bereits auf der Watch gefiltert werden, so dass beim Blick auf das Smartphone nur noch die unbehandelten Benachrichtigungen übrig bleiben.
Ein Blick in die Glaskugel: Wie wird sich der Schweizer Wearables-Markt in den kommenden fünf Jahren entwickeln?
Kids werden mit GPS Sender und Tracker vernetzt sein, im Sport werden Wearables die neuen persönlichen Trainingsassistenten sein, in der Gesundheitspflege werden Wearables dem Arzt wichtige Informationen über den Zustand und Krankheitsverlauf des Patienten liefern. Intelligente Brille sehe ich in Museum, Kino und so weiter. In den Kitas werden Pflaster mit Temperatur-Sensor und Bluetooth eingesetzt werden, um die Kinder mit Fieber zu überwachen, dabei werden Eltern automatisch informiert, wenn sie ihr Kind abholen müssen. Smartwatches werden den Umgang mit dem Smart Home stark vereinfachen, beispielsweise um die Temperatur im Backofen zu überwachen oder um zu erfahren, wann die Wäsche fertig ist.