"Der Markt für Lösungen von Drittanbietern ist riesig"
Jeff Teper ist seit rund 15 Jahren für zahlreiche Produkte von Microsoft verantwortlich. Heute leitet er die Entwicklung von Sharepoint. Im Interview spricht er über die Herausforderungen des Managements von Cloud-Lösungen und die Neuerungen bei Sharepoint.
Wie verwenden Unternehmen heute Sharepoint?
Jeff Teper: Sharepoint ist eine Intranetlösung. Anwender können mit ihr Websites für die Zusammenarbeit in Gruppen erstellen und verwalten. Sie können mit Sharepoint Seiten für bestimmte Themen oder Projekte einrichten, die verschiedenste Unternehmensbereiche umfassen, vom Marketing bis zum HR. Wir stellen fest, dass mehr und mehr Kunden Cloud-Lösungen in Sharepoint verwenden. Für Unternehmen besteht der Vorteil unserer Cloud-Lösungen darin, dass sie die Dienste ohne grossen Aufwand in Betrieb nehmen können und dass die Produkte ständig weiterentwickelt werden.
Würden Sie der Aussage zustimmen, dass in manchen Firmen ein Wildwuchs an Sharepoint-Websites entsteht?
Das kommt darauf an. Manche Unternehmen lassen ihren Mitarbeitern bei der Arbeit mit Sharepoint freie Hand. In solchen Fällen könnten tatsächlich tausende Sharepoint-Websites entstehen. In anderen Unternehmen hingegen können die Mitarbeiter nicht ohne Befugnis neue Sharepoint-Websites erstellen.
Wie schaffen Sie es, dass Ihre Lösung stabil bleibt, obwohl Sie ständig neue Funktionen hinzufügen?
Ich möchte drei Aspekte erwähnen. Erstens verwalten wir die Server unserer Rechenzentren besser als die meisten Unternehmen. Wir gewährleisten unter anderem eine hohe Verfügbarkeit, Disaster Recovery und Load Balancing. Eine Software stösst zwangsläufig auf Probleme, deshalb müssen unsere Systeme robust sein. Zweitens migrierten wir nur Funktionen von Sharepoint in die Cloud, welche die Unternehmen auf sichere Weise einrichten können. Drittens ist es einfacher, regelmässig neue Funktionen einzuführen, als grosse Releases herauszugeben. Wir können unsere Updates mit Nutzergruppen testen und auf diese Weise Risiken vermindern.
Sie sprechen von einer grossen organisatorischen Veränderung …
In der Tat. Zwischen 2001 und 2010 lancierten wir alle zwei oder drei Jahre eine neue Version von Sharepoint. Tausende von Entwicklern waren daran beteiligt. Wir feierten jeden Release, liessen die Champagnerkorken knallen und fühlten uns wie bei einem Schulabschluss. Heute teilen wir die Entwicklungsphasen in Blöcke von ungefähr zwölf Wochen. Dieses Vorgehen ist wesentlich einfacher und weniger riskant. Ausserdem kommt es den Kunden zugute, wenn wir Verbesserungen schneller in Umlauf bringen können.
Welche Strategie verfolgen Sie mit Drittanbieter-Lösungen?
Der Markt für Lösungen von Drittanbietern ist riesig. Viele Anbieter entwickeln Programme, die eine Verbindung mit Sharepoint herstellen oder sogar in Sharepoint integriert werden. Früher beruhten solche Erweiterungen auf dem .Net Framework. Heute haben wir mit der API Office Graph einen offeneren Zugang, der auch andere Programmiersprachen zulässt. Seit seinem Amtsantritt als CEO setzt sich Satya Nadella dafür ein, dass unsere API weniger zahlreich und benutzerfreundlicher werden. Wir bemühen uns, einheitlich vorzugehen: Alle unsere Entwicklerteams müssen ihre Lösungen in Einklang mit Office Graph bringen. Heute verwenden Unternehmen wie Adobe, Salesforce, SAP oder Documentum unsere API, um ihre Anwendungen mit Sharepoint zu verbinden.