Internetnutzung per Smartphone überholt PC
Im "Media Use Index" des Marktforschers Y&R Group Switzerland hat sich 2017 einiges getan. Die Nutzung des Internets über mobile Geräte wird wichtiger. Immer mehr Nutzer beziehen ihre Informationen über das Smartphone.
Die Marktforscher der Y&R Group Switzerland haben den "Media Use Index 2017" vorgelegt. Jedes Jahr untersucht Y&R darin das Medienverhalten der Schweizer Bevölkerung. Dabei unterscheiden die Forscher zwischen den Altersgruppen:
Digital Natives, 14 bis 29 Jahre
Digital Immigrants, 30 bis 54 Jahre
Silver Surfer, 55 bis 69 Jahre
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Mediennutzung weiter in Richtung digital und mobil verschoben. Bezahlte Tageszeitungen etwa lesen nur noch 47 Prozent aller Schweizer. Dies ist der geringste je gemessene Anteil in der Untersuchung. Gratiszeitungen kommen immerhin noch auf einen Wert von rund 65 Prozent.
An der Spitze der Mediennutzung stehen das Internet (mobil und am PC) und das Fernsehen (Streaming und live). Der Wert liegt bei rund 90 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Internetnutzung per Smartphone deutlich an und überholte erstmals die Internetnutzung am Computer, wie Y&R schreibt.
Bei den Betriebssystemen für Smartphones konnte Android seine Führung ausbauen. Der Marktanteil stieg laut Y&R um rund 5 Prozent auf einen Anteil von 53 Prozent. iOS stagnierte bei 43 Prozent. Windows Phone verlor im Vergleich fast 20 Prozent und erreichte einen Marktanteil von 7 Prozent. Andere Betriebssysteme wie etwa Blackberry spielen keine Rolle mehr, wie es weiter heisst.
Facebook-Apps gefragt
Gefragt nach den Lieblings-Apps der Schweizer dominieren Anwendungen des Facebook-Konzerns. Mit fast 59 Prozent ist Whatsapp an der Spitze. Die Facebook-App folgt mit 24 Prozent auf Platz zwei, auf Platz drei liegt mit 14 Prozent Instagram. Die 20-Minuten-App kommt mit einem Anteil von 10 Prozent auf den vierten Platz.
Bei den Digital Natives überholte erstmals Instagram Facebook als wichtigstes soziales Netzwerk. Die Bedeutung von Facebook sank auf 48 Prozent und Instagram kletterte auf einen Anteil von 52 Prozent. Weiterhin dominiert Whatsapp mit einem Anteil von 86 Prozent.
Deutlich zulegen konnte auch Snapchat. Die App bezeichneten 40 Prozent der Nutzer als wichtig. Dies entspricht rund 10 Prozentpunkten mehr als im Vorjahr. Twitter verlor hingegen leicht an Bedeutung.
Mobile Transaktionen steigen
Das Smartphone wird auch häufiger für Transaktionen genutzt. 71 Prozent nutzen es zum mobilen Shopping, dies sind 6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der Bereich Mobile-Banking stieg ebenfalls um 6 Prozentpunkte auf einen Wert von 59 Prozent.
Etwas zurückhaltender sind die Schweizer beim mobilen Bezahlen. Nur 42 Prozent gaben an, dies mit ihrem Smartphone getan zu haben. Dabei setzten die Nutzer vor allem auf den Dienst Paypal. Twint, Apple Pay und Samsung Pay spielen laut der Studie eine untergeordnete Rolle
Fast nur Digitalmarken vorne
Y&R fragte auch nach den wichtigsten Medien und Digitalmarken in den Altersgruppen. Mit Ausnahme von SRF1 bei den Silver Surfern finden sich im aktuellen Ranking nur noch Digitalmarken. Whatsapp, Google, Google Maps und Wikipedia finden sich in allen Altersgruppen. Youtube ist hingegen nur bei den Digital Natives und den Digital Immigrants unter den Top 5 zu finden.
Die Informationsbeschaffung entfernte sich in allen Altersgruppen immer mehr von der "Titelseite" von News-Portalen, das heisst, Nutzer gelangen meist über Links zu den News. Social Media spielt dagegen eine grössere Rolle. Bei den Digital Natives betrug das Plus 17,4 Prozent, bei den Digital Immigrants 9,7 und bei den Silver Surfern sogar 125 Prozent. Hingegen verzeichneten Push-Nachrichten einen leichten Rückgang bei den Digital Natives und Silver Survern. Nur bei den Digital Immigrants stieg die Bedeutung leicht an.
TV-Streaming wächst weiter
Auch bei den Fernsehgewohnheiten zeichnet sich immer mehr ein Wechsel ab. Gemäss der Studie stieg die Zahl der Personen auf 52 Prozent, die mindestens ein Mal pro Woche TV-Inhalte streamen. Der Konsum von Live-TV sank hingegen weiter auf 57 Prozent. Laut den Studienautoren hat der Trend hin zum Streamen weiter zugenommen. Die Forscher erwarten daher, dass das Streamen das Live-TV bald von der Spitze verdängen könnte. Bei den Digital Natives ist dies schon der Fall. Das zeitversetzte Fernsehen stieg im Vergleich nur leicht an, von 36 auf 38 Prozent.
Bei den kostenpflichtigen Streaming-Anbietern eroberte Netflix die Spitze im Sturm. Mit einem Anteil von 59 Prozent dominiert der Anbieter den Markt. Alle anderen Anbieter verloren Anteile. Swisscom TV kommt als Nummer zwei nur auf einen Anteil von 24 Prozent.
AR kommt in der Schweiz an
Die Marktforscher verzeichneten auch einen Trend hin zur Augmented Reality (AR). Im Schnitt hätten 30 Prozent der Schweizer eine AR-Anwendung im zurückliegenden Jahr genutzt. Dabei war der Anteil bei den Digital Natives mit fast 60 Prozent am höchsten.
AR wird dabei vor allem in Fotoframe, wie etwa bei Snapchat, genutzt. Der Anteil liegt bei 63 Prozent. Jeder Zweite nutzte es bei Spielen, von denen vor allem Pokemon Go zu nennen ist.
Y&R befragte für die Studie rund 2000 Personen in der West- und Deutschschweiz. Erstmals wurden die Zahlen im Jahr 2009 erhoben.