Interview mit Stephan Klaus und Till Könneker von Apps with love

Wieso "go! so einfach geht Taxi" kein Uber ist

Uhr

Mit "go! so einfach geht Taxi" hat Apps with love den Master of Swiss Apps 2017 geholt. Wie die App entstanden ist, ­welche Hürden dabei zu überwinden waren und wie es mit der Konkurrenz aussieht, verraten die beiden Mitgründer ­Stephan Klaus und Till Könneker.

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Master of Swiss Apps 2017! Was bedeutet der Award für Apps with love?

Till Könneker: Er ist eine Bestätigung, dass sich die intensive Arbeit an einer wirklich eigenständigen Lösung gelohnt hat. Der Award zeigt jedem im Team und auch dem Kunden, dass wir gute Arbeit geleistet haben und mit der App auf dem richtigen Weg sind.

 

Wie überzeugten Sie Yourmile, den Auftrag an Apps with love zu vergeben?

Stephan Klaus: In der Offertphase haben wir sehr offen und transparent unser App-Know-how, aber auch unsere Erwartungen an die Zusammenarbeit kommuniziert. Weiter zeigten wir, dass wir ausser der Backend- und Frontendentwicklung auch Kompetenzen in der Markenentwicklung (Naming, CI/CD) sowie in der Vermarktung mitbringen. Das hat wohl einen Unterschied zur Konkurrenz gemacht. Unsere Hilfsbereitschaft bereits vor dem Vertragsabschluss hat das nötige Vertrauen gebildet, damit sich Yourmile letztlich für uns entschied.

 

Wie verlief die Zusammenarbeit mit Yourmile?

Klaus: Ähnlich wie in jedem neuen Projektteam brauchte es eine gewisse Zeit, bis sich die Parteien richtig verstanden haben, die Erwartungen auf beiden Seiten ganz klar waren und man die Projektkommunikation richtig aufgegleist hatte. Der kulturelle Unterschied zwischen der Taxi- und der Softwarebranche ist nicht klein und es brauchte von beiden Seiten Offenheit für neue Wege und andere Ansichten. Durch regelmässigen persönlichen Austausch und ein starkes Involvement des Kunden in allen Entwicklungsschritten konnten wir ein effizientes Arbeitsklima und eine Kommunikation auf gleicher Augenhöhe er­reichen.

 

Wer war für Sie der wichtigste Ansprechpartner bei Yourmile?

Klaus: Felix Engelhard ist klarer Auftraggeber, aber für die Projektentwicklung war der wichtigste Ansprechpartner Christian Fox, Projektleiter seitens Yourmile.

 

Gab es kulturelle Unterschiede zwischen Ihnen und Yourmile?

Klaus: Ja, das gibt es wohl zwischen jedem Unternehmen. Es ist wichtig, sehr früh im Projekt über diese kulturellen Unterschiede offen zu sprechen und gemeinsame Regeln für die Zusammenarbeit zu vereinbaren. Gelegentlich musste man sich gegenseitig wieder auf diese Grundwerte hinweisen und mögliche Issues ausdiskutieren. Grundsätzlich pflegen wir mit allen Kunden eine proaktive Kommunikation auf Augenhöhe, was die Zusammenarbeit sehr angenehm macht.

 

Wie teilten sich Apps with love und Yourmile die Arbeit auf? Wer machte was?

Klaus: Apps with love wurde als Fullservice-Anbieter mit der Entwicklung des gesamten Produkts, der Marke (Naming, CI/CD) und einem Teil der Vermarktungsmassnahmen beauftragt. Seitens Yourmile wurden die Bedürfnisse der Stakeholder (Taxifahrer) abgeholt und die wichtigsten funktionalen und nicht funktionalen Anforderungen definiert. Apps with love hatte sowohl bei der Konzeption und Umsetzung des Screendesigns wie auch bei der Front­end-Architektur grosse Freiheiten und genoss ein grosses Vertrauen vonseiten des Kunden, was schliesslich zu diesem Resultat geführt hat.

 

Ihre App gilt als Schweizer Antwort auf Uber. Was machen Sie anders als die Konkurrenz aus den USA?

Könneker: Wir haben mit einem im Verhältnis zu Uber kleinen Budget ein sehr mächtiges System gebaut, mit dem theoretisch überall auf der Welt ein digitaler Fahrdienst-Service etabliert werden kann. Wir wollten uns aber, was die User Experience und das Design angeht, klar von Uber unterscheiden und gewisse Sachen besser und einfacher lösen. Die App zeigt schon vor Fahrtbeginn den Fixpreis an, und die Buchung ist extrem simpel und schnell gemacht. Zudem können die Nutzer der Go!-App während oder nach der Fahrt Trinkgeld geben.

 

Was ist der Unterschied der Go!-App zu anderen Apps, die Sie schon entwickelt haben?

Könneker: Das Projekt war für uns spannend, weil wir alle unsere Kompetenzen einsetzen konnten. Auch die, die weit über die reine App-Entwicklung hinausreichen. Schon von Anfang an hatten wir das Gefühl, dass sich dieser Auftrag zu einem besonders spannenden Projekt entwickeln könnte. Die Mobilität, die eng mit Apps und mobilen Endgeräten zu tun hat, passt perfekt zu unserer Philosophie. Ausserdem ist es jeweils sehr interessant, wenn wir den ganzen Entwicklungsprozess von der ersten Idee bis hin zur Vermarktung eines neuen digitalen Produkts begleiten dürfen.

 

Welches Entwicklungsmodell nutzten Sie?

Klaus: Das Projekt wurde agil und in einzelnen Sprints vom ersten Kick-Off bis zur Abnahme und dem Go-Live umgesetzt. In Fachbegriffen ausgedrückt würde man es wohl als Mix zwischen dem Wasserfallmodell und der Scrum Methode beschreiben. Wir passen unser Entwicklungsmodell in jedem Projekt auch der Kultur, den Erwartungen und den äusseren Umständen an.

 

Was umfasste die Entwicklung alles?

Könneker: Bei diesem Projekt gehörte der ganze visuelle Auftritt (CI/CD) dazu, was es uns erlaubt hat, das Projekt visuell aus einem Guss zu gestalten. Unser Design Team entwickelte nicht nur das Bedienkonzept und Design der App, sondern erarbeitete auch den Markennamen, das Logo, den Webauftritt und verschiedenste Werbemittel. Interessant war auch, dass wir nicht nur die App für die Fahrtenbuchung entwickelt haben, sondern auch die App und das ganze Backendsystem für die Fahrer. Sie können mit der App Fahrten annehmen, navigieren, mit Kunden kommunizieren aber auch die ganze Fahrtenabrechnung erledigen.

 

Wo liegen die Besonderheiten, wenn man eine App mit GPS-­Ortung und Bezahlsystem für Taxianbieter entwickelt?

Klaus: Was für den Endnutzer einfach ist und auch sein soll, ist im Hintergrund natürlich komplex. Um ein Taxi zu bestellen, müssen ganz viele Bedingungen erfüllt sein, die man sich auf den ersten Blick vielleicht gar nicht vorstellen kann.

 

Was läuft hinter den Kulissen alles ab?

Klaus: Man muss als Passagier etwa seine Abfahrtsadresse in einem GPS-markierten Geo-Fence haben, damit eine Flotte angezeigt wird, die potenziell den Fahrdienst übernehmen könnte. Daneben muss der Nutzer eine gültige Kreditkarte oder ein anderes Zahlungsmittel haben, das genügend Guthaben aufweist. Nun müssen aber auch Fahrer derjenigen Flotte unterwegs sein, die bestellt wird. Diese Fahrer müssen frei sein. Wenn sie besetzt sind, erhalten sie keinen neuen Fahrauftrag. Stimmen alle diese Bedingungen, bekommt der Fahrer eine Push-Benachrichtigung und wird so zum Passagier geleitet.

 

Was waren die grössten technischen Herausforderungen?

Klaus: Abgesehen von den Herausforderungen, welche die Architektur und den Umfang betreffen, war bei diesem Projekt auch das Testing sehr kompliziert und aufwändig. Am meisten Probleme bei diesem Projekt hatten und haben wir beim Testen des gesamten Funktionsumfangs, da es unglaublich viele mögliche und unmögliche Szenarien gibt. Wir können daher nur beschränkt alle Situationen, die im produktiven Einsatz passieren können, im Vorfeld testen.

 

Welche Situationen lassen sich schwer testen?

Klaus: Zum Beispiel ist eine Panne eines Fahrers, und wie er darauf reagiert, für uns nur schwer zu testen und abzuschätzen. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Taxifahrer Profis sind und am besten wissen, wie sie auch bei einer Panne – zum Beispiel via Zentrale – ein Issue mit der App oder einer Fahrt lösen.

 

Wie sind Sie diesen Herausforderungen begegnet?

Könneker: Wir haben ein eigenes Inhouse-Testing-Team das die App und ihre Funktionen kontinuierlich auf Herz und Nieren prüft. Das passiert bei uns im Office, aber bei dieser App natürlich auch direkt vor Ort. So sind unsere Tester viele Stunden Taxi gefahren und haben Taxi um Taxi bestellt. So ergaben sich viele spannende und hilfreiche Gespräche mit den Taxifahrern.

 

Sie haben für iOS und Android entwickelt. Welche Schwierigkeiten gab es dabei?

Könneker: Wir entwickeln fast in jedem Projekt für beide Plattformen, somit stellt das keine grossen Schwierigkeiten dar. Wir müssen aber gerade beim Design darauf achten, dass dies über beide Plattformen konsistent ist, aber auch die systemeigenen Regeln beachtet.

 

Wie geht die Entwicklung der App nun weiter?

Klaus: Ein so umfangreiches Projekt benötigt natürlich auch nach der ersten Version weiterhin Betreuung. Kinderkrankheiten müssen behoben und Erkenntnisse und Inputs aus dem Markt umgesetzt werden. Wir sind motiviert, die Funktionalitäten, aber auch die Usability der App weiter zu verbessern und weiterzuentwickeln. Das Angebot der App wird ebenfalls ausgebaut, es kommen laufend neue Orte hinzu, wo die App genutzt werden kann.

 

Das Unternehmen

Apps with love ist laut eigener Angabe darauf spezialisiert, benutzerfreundliche digitale Produkte zu entwickeln, die das tägliche Leben der Nutzer vereinfachen. Von der ersten Idee über User Research, Konzept und Design bis hin zur technischen Entwicklung und Marketing. Seit 2016 ist Apps with love im Best-of-Swiss-Apps-Agenturranking als «erfolgreichster App-Dienstleister der Schweiz» gelistet.

www.appswithlove.com

Webcode
DPF8_71312