ETH-Handschuh macht virtuelle Objekte greifbar
ETH-Forscher haben einen Handschuh entwickelt, mit dem sich virtuelle Objekte ertasten lassen. Bald soll das Gerät batteriebetrieben funktionieren. Gamer und Chirurgen könnten den haptischen Handschuh künftig nutzen.
Forscher der beiden ETHs haben einen Handschuh entwickelt, mit dem Träger virtuelle Objekte 'berühren' und manipulieren können. Der Handschuh heisst DextrES, wiegt weniger als acht Gramm und soll dem Nutzer ein realistisches haptisches Feedback geben, wie die ETH Zürich mitteilt. Künftig soll der Handschuh batteriebetrieben funktionieren.
"Unser Ziel war es, ein leichtgewichtiges Gerät zu entwickeln, das – anders als bestehende Virtual-Reality-Handschuhe – kein sperriges Exoskelett, Pumpen oder sehr dicke Kabel benötigt", lässt sich Herbert Shea, Leiter des Soft Transducers Laboratory der EPFL, in der Mitteilung zitieren.
Herbert Shea mit dem DextrES. (Source: EPFL)
Freiwillige hätten den Handschuh bereits erfolgreich an der ETH Zürich getestet, schreibt die Hochschule weiter. Derzeit präsentieren die Macher das Gerät einem Fachpublikum an einem Technologiekongress in Berlin.
Metallbänder unter Strom
Der Handschuh bestehe aus Baumwolle und dünnen, elastischen Metallbändern, die über die Finger laufen. Wenn die Finger des Trägers mit einem virtuellen Objekt in Kontakt kommen, entsteht eine Spannungsdifferenz zwischen den Metallbändern. Diese führt laut Mitteilung dazu, dass die Bänder aufgrund elektrostatischer Anziehung zusammenkleben. Das erzeuge wiederum eine Bremskraft, die die Bewegungen der Finger oder des Daumens blockiere. Werde die Spannung unterbrochen, würden die Metallbänder wieder reibungslos gleiten, sodass der träger seine Finger wieder frei bewegen kann.
Der Handschuh werde derzeit noch über ein dünnes elektrisches Kabel mit Strom versorgt. Später solle jedoch eine kleine Batterie das Gerät betreiben können. "Das System benötigt deshalb so wenig Strom, weil keine Bewegung erzeugt, sondern eine gebremst wird", hält Shea in der Mitteilung fest.
Gaming und Chirurgie sind mögliche Einsatzgebiete
Weitere Tests stehen an. Diese sollen zeigen, wie exakt reale Bedingungen simuliert werden müssten, um dem Nutzer ein realistisches Erlebnis zu verschaffen. "Die Wiedergabe eines realistischen Feedbacks in der Interaktion mit virtuellen Objekten stellt eine grosse Herausforderung dar, die zurzeit noch ungelöst ist", schreibt Otmar Hilliges, Leiter des Advanced Interactive Technologies Lab der ETH Zürich, im Communiqué. Die Arbeit am haptischen Handschuh gehe einen Schritt in diese Richtung. Als nächstes wollen die Forscher hinter dem Projekt den Gerätemassstab des Handschuhs vergrössern und das Prinzip auch für andere Körperteile anwenden.
"Gamer sind heute der grösste Markt", schreibt Shea und ergänzt: "Es gibt jedoch zahlreiche weitere mögliche Anwendungsgebiete, insbesondere im Gesundheitswesen – beispielsweise für die Schulung von Chirurgen." Die Technologie könnte auch für Augmented-Reality-Anwendungen zum Einsatz kommen.