Avectris Day 2019: Microchips, Roboter und Biohacking
Avectris hat ins Trafo nach Baden geladen. Das Unternehmen demonstrierte, wie Roboter Prozesse automatisieren können. Generali erklärte, wie es möglich ist, vier Projekte gleichzeitig auszurollen, ohne die Mitarbeiter zu überfordern. Und ein Futurist zeigte auf, warum Menschen ihren Körper hacken.

Avectris aus Baden hat im Trafo den Avectris Day 2019 abgehalten. Das Unternehmen beleuchtete gleich mehrere Themen, unter anderem Biohacking, Robotic Process Automation, SAP S4/Hana, Cybersicherheit und die Wirkung von Digitalisierungsprojekten auf den Menschen.
CEO Thomas Wettstein sprach zu Beginn kurz über Avectris. Das Unternehmen beschäftige rund 350 Mitarbeitende an den Standorten Baden und Wangen bei Dübendorf. Es bietet unter anderem Lösungen für Cybersicherheit, DevOps, Outsourcing, Unified Communications & Collaboration sowie für SAP und die Cloud an. Neu gibt es zudem ein internes Kompetenzzentrum für Robotic Process Automation.
Nach dieser Einführung hielt Patrick Kramer, Futurist, Chief Cyborg Officer und Biohacker, ein Impulsreferat. Er sprach über Wearables, Roboter, Biohacking und das Thema Mensch vs. Maschine.
"Hollywood ist angetan von personalisierter IT in Form von upgegradeten Menschen", sagte Kramer. Bereits im Pilotfilm zur TV-Serie "The Six Million Dollar Man", die ABC ab 1974 ausstrahlte, seien Cyborgs aufgetaucht. Die Hauptfigur ersetzte nach einem Flugzeugabsturz ihre Beine, ein Auge und einen Arm durch bionische Körperteile und mutierte so zum Super-Agenten. Cyborgs gebe es unter anderem auch in Robocop, Star Wars, Inspector Gadget, Blade Runner, Ghost in the Shell, Iron Man und Metropolis, so Kramer.
"Hacking ist eine unorthodoxe Herangehensweise, um ein Ziel zu erreichen", sagte Kramer. "Also etwas Positives." Ein berühmter Cyborg sei der spanische Künstler Joe Dekni. Er liess sich Implantate einpflanzen und kann anhand von Vibrationen Objekte wahrnehmen. Die Spanierin Moon Ribas, die einen Erdbebensensor im Fuss hat, spürt ebenfalls Vibrationen. Auch der farbenblinde Spanier Neil Harbisson ist ein Cyborg. Er nutzt ein System, das Farben in Töne umwandelt. "Diese Menschen haben ihre Sinne erweitert und Fähigkeiten von Tieren angenommen", sagte Kramer. "Nicht weil sie es tun müssen - sondern weil sie es können."
Microchips hätten das Potenzial, den "Kleinkram in unseren Taschen" zu digitalisieren, etwa Schlüssel, Smartphone und Portemonnaie, sagte Kramer. Eine der meistgeäusserten Wünsche sei, komplett auf die Geldbörse verzichten zu können.
Diese Entwicklung sei nicht überraschend. Der Mensch habe schon immer versucht, Interfaces möglichst einfach zu gestalten. Als der PC aufkam, habe er noch getippt, dann sei die Maus gekommen, Touch, und nun könnten wir Geräte bereits über Sprachbefehle steuern. Diese Entwicklung werde weitergehen, sagte Kramer.
"Wie wollen wir künftig mit Cyborgs und Bodyhacking umgehen?", fragte Kramer. Verbote, die die technologische Entwicklung bremsten und Menschen kriminalisierten, seien gefährlich. Laissez-Faire sei aber auch nicht ideal, es führe zu Ungerechtigkeiten und einer gesellschaftlichen Spaltung. "Was wir brauchen, sind Konzepte von Enhancement und Barrierefreiheit für die gesamte Gesellschaft, die niemanden ausschliessen", so Kramer.
Nach dem Impulsreferat liefen mehrere Sessions parallel ab. Die Redaktion besuchte einen Vortrag von Christian Beyeler, Head Business Services, Klaus Boxler, Application & RPA Consultant und Filip Hajman, RPA Consultant, alle bei Avectris. Sie zeigten, wie Robotic Process Automation (RPA) und Machine Learning alltägliche Aufgaben im Kundenservice automatisieren können.
Firmen könnten die Technologien entlang des gesamten Customer Journey einsetzen. Sie würden etwa helfen, standardisierte E-Mail-Anfragen zu beantworten. "Sie machen bis zu 75 Prozent aller E-Mail-Anfragen in Unternehmen aus", sagte Beyeler. Avectris kooperiere für RPA-Projekte mit der Firma UiPath.
Im Beispiel von Avectris durchforstete ein Roboter E-Mails. Er erkannte Rechnungsanfragen, griff Daten aus SAP ab, aktualisierte die Datenbank und verschickte eine Rechnung mit personalisierter Ansprache. "Wenn sich ein Roboter in einem Jahr auszahlt, sollte man die Automatisierung machen", sagt Beyeler. Die meisten RPA-Projekte seien in 3 Wochen bis 3 Monate abgeschlossen.
Ein weiteres Referat hielten Sonja Rupf, Senior Project Manager bei Generali, und Herbert Rickert, Head of UCC bei Avectris. Sie präsentierten ein Unified-Communications-&-Collaboration-Projekt, das Generali umsetzte. Die Versicherung rollte vier Teilprojekte gleichzeitig aus. Sie drehten sich um Active Directory, Exchange, Skype for Business, Clients und Mobile Device Management.
Die Teamleiter hätten ihre Mitarbeiter rund eine Woche vor dem Wechsel persönlich über den Skype-Rollout informiert. Diese Massnahme sei mit E-Mails begleitet worden, die Anleitungen und eine Einladung für eine Schulung beinhalteten.
"Die Digital Natives fanden den Wechsel auf Skype super", sagte Rupf. Generali habe das bemerkt und den Lernenden die Chance gegeben, die Digital Immigrants im Unternehmen und sogar ihre Vorgesetzten zu schulen. Generali habe zudem eine Taskforce und eine "Power User Community" ins Leben gerufen. Der Rollout sei dann ohne grössere Probleme über die Bühne gegangen, sagte Rupf.
Am Avectris Day war auch Barbara Josef, die von 2008 bis 2015 die Kommunikation bei Microsoft Schweiz leitete. 2016 gründete sie mit Simone Büchel den Berater 5to9. Josef zeigte auf, wie sich die Digitale Transformation auf Menschen und Teams auswirkt.
Es gebe zwei Arten von Mitarbeitern: Solche, die Arbeit und Freizeit strikt trennen, und solche, die Arbeit und Freizeit bewusst verschmelzen. Beide würden unterschiedlich mit Veränderungen umgehen. Darauf sollten Firmen achten, sagte Josef.
Josef zeigte eine Grafik von Capgemini, die folgende acht Dimensionen digitaler Kultur visualisierte: Kollaboration, Entrepreneurship, Agilität, Kundenorientierung, autonome Arbeitsbedingungen, Digital Leadership, Innovation und Lernen sowie digitale Technologien und Prozesse. Besonders wichtig seien die Themen Partizipation und Entrepreneurship.
"Wir können Hierarchien nicht nur durch Selbstorganisation ersetzen", sagte Josef. "Komplexität lässt sich nur durch Diversität bewältigen." Firmen sollten ein Arbeitsklima schaffen, das Mitarbeiter dazu animiere, etwas zu wagen. Sie sollten Fehler machen können, ohne Angst haben zu müssen, deswegen gleich ihren Job zu verlieren. Unternehmen sollten zudem mehr auf Storytelling setzen und mit spannenden Geschichten kommunizieren, sagte Josef.
Am Ende der Veranstaltung fasste Avectris-CEO Thomas Wettstein nochmals alle Referate zusammen. Am Schluss des Events gab es viel Networking, Kaffee und Süssigkeiten.

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