Apple Update - gefährliche iOS-Lücke steht wieder offen
Eine brandgefährliche iOS-Schwachstelle wurde per Software-Update versehentlich wieder geöffnet. Die Jailbreak-Szene feiert – und Sicherheitsforscher warnen.
Hacker haben erstmals seit Jahren einen öffentlich zugänglichen Jailbreak für iPhones mit aktueller Software entwickelt. Dies war nur möglich, weil Apple per Update versehentlich eine kritische Schwachstelle in seiner aktuellsten iOS-Version geöffnet hat, die zuvor geschlossen worden war. Das bedeute, dass es derzeit relativ einfach sei, iPhones zu jailbreaken. Das bedeutet aber auch, dass das Risiko, gehackt zu werden, für iPhone-Nutzer massiv gestiegen ist.
Woher stammen die News?
Das zum Vice-Medienkonzern gehörende Online-Medium Motherboard hat die Vorgänge am Montag publik gemacht. In dem US-Bericht steht, dass Sicherheitsforscher am vergangenen Wochenende auf die Schwachstelle stiessen. Pwn20wnd, ein bekannter Sicherheitsforscher, der iPhones knackt, hat daraufhin am Montag einen Jailbreak für iOS 12.4 veröffentlicht. Seit Jahren werden solche Programme nicht mehr gratis im Internet verbreitet, denn die Fähigkeit, ein iPhone zu jailbreaken, heisst, es auch hacken zu können. Das iPhone-Knacken per «unc0ver»-Jailbreak erfolgt innert Minuten, wie bei Twitter veröffentlichte Videos zeigen.
Wer ist betroffen?
Im Prinzip alle iPhone- und wohl auch iPad-User, die auf ihrem Gerät die neuste Betriebssystem-Version, iOS 12.4, installiert haben. Angreifbar sind aber auch alle iOS-Geräte, auf denen eine Software-Version unter iOS 12.3 installiert ist. Apple hatte den schweren Software-Fehler, den ein Mitglied des Google-Sicherheitsteams und "White Hat Hacker" gemeldet hatte, mit dem Update auf iOS 12.3 behoben. Mit dem im Juni veröffentlichten Update auf iOS 12.4 wurde die Schwachstelle allerdings wieder geöffnet. Wohl aus Versehen, noch liege aber keine Stellungnahme von Apple vor.
Wie gefährlich ist die Schwachstelle?
"Jemand könnte eine perfekte Spyware herstellen", indem er den Fehler von Apple ausnutze, zitiert Motherboard den Sicherheitsforscher mit dem Pseudonym Pwn20wnd. Zum Beispiel könnte eine bösartige App den Fehler ausnutzen, um der bei iOS-Geräten üblichen Sandbox zu entkommen. Das ist ein Mechanismus, der verhindert, dass Anwendungen auf Daten anderer Anwendungen oder des Systems zugreifen können – und Benutzerdaten stehlen.
Was sollen iPhone-User jetzt tun?
Sehr vorsichtig und zurückhaltend sein beim Installieren von neuen Apps. Und beim Surfen im Internet. Anwendungen aus dem offiziellen App Store von Apple könnten von Kriminellen manipuliert sein, um sich nach der Installation Zugriff auf fremde iOS-Geräte zu verschaffen. Möglich seien auch Angriffe über manipulierte Webseiten, warnen Sicherheitsforscher. Dies wird als Drive-by-Attacke bezeichnet und gilt als brandgefährlich, weil ohne Zutun des Opfers ein bösartiger Code eingeschleust werden kann. Das simple Aufrufen einer HTML-Seite würde genügen.
Ist Jailbreaking illegal?
Nein. Wer ein iOS-Gerät von den vom Hersteller verfügten Software-Fesseln befreit, muss sich der Risiken bewusst sein. Das Risiko, gehackt zu werden, steigt exponentiell an. Zwar kann man auf iPhones mit Jailbreak Software aus alternativen App-Stores installieren. Doch können dort nicht nur praktische Tools, sondern auch Malware lauern.