Huawei zeigt, welches Potenzial 5G für die Industrie birgt
Huawei meint es ernst mit 5G. Das hat das Unternehmen am 20. Februar in London bewiesen. Der chinesische Hersteller zeigte, an welchen Technologien er im Bereich 5G arbeitet und veranschaulichte, welches Potenzial die neue Mobilfunktechnologie für die Industrie bietet.
Die Gäste am Huawei Product and Solutions Launch in London hat ein straffes Programm erwartet. Da der Mobile World Congress in Barcelona abgesagt wurde, verlängerte Huawei seine Produktlancierung um einen Tag. "Es war sehr viel Arbeit, diesen Event in eine zweitätige Veranstaltung zu verwandeln", sagte Moderator Paul Harrison, Head of International Media von Huawei UK, zur Begrüssung.
Die Angst beziehungsweise Vorsicht wegen des Coronavirus blieb auch diesem Event nicht ganz fern. Bereits vorab verschickte Huawei eine E-Mail an die Teilnehmer, in der versichert wurde, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gebe. Und Harrison sagte vor Beginn der Keynotes "Ich möchte Ihnen versichern, dass Huawei strikte Vorkehrungen getroffen hat, um Ihre Gesundheit und Sicherheit zu garantieren."
Im Fokus der Veranstaltungen standen aber Huaweis neue Produkte und Anwendungen für Business-Kunden. Der Star der Keynotes war ganz klar der neue Mobilfunkstandard 5G. Den Anfang machte Ryan Ding, President Carrier Business Group bei Huawei. Seit das Unternehmen ins Geschäft mit 5G eingestiegen sei, habe Huawei 91 kommerzielle 5G-Verträge erhalten und über 600’000 5G Massive MIMO Active Antenna Units (AAUs) ausgeliefert. Ding stellte ausserdem eine neue Blade AAU vor. Dabei handelt es sich um eine Antenneneinheit, die sich vertikal anbringen lässt.
Die neue Blade AAU (r.) im vergleich zu einer 4G-AAU. (Source: Netzmedien)
Die neue Blade AAU könne in allen Sub-6-Gigahertz-Frequenzbändern arbeiten und unterstütze 2G-, 3G-, 4G- und 5G-Netze. Ausserdem nehme sie wenig Platz in Anspruch. Die laut eigenen Angaben momentan leichteste MIMO Active Antenna Unit präsentierte etwas später Yang Chaobin, Huaweis President of 5G Product Line. Sie wiege nur 25 Kilo, wodurch sie eine Person alleine tragen und anbringen könne.
Huawei packt 5G-Modul in Filmkamera
"Jeder weiss, dass 5G ein riesiges Potenzial für den B2B-Bereich bietet", sagte Ding. "Da heute viele Journalisten anwesend sind, zeige ich Ihnen ein Beispiel aus der Medienbranche", fuhr er fort. Huawei habe ein 5G-Modul entwickelt, das im Rucksack des Kameramanns integriert sei. Damit liessen sich Inhalte live übertragen, ohne dass ein Übertragungswagen nötig sei. Als nächstes folge ein 5G-Modul, das direkt in die Videokamera eingebaut sei.
Während Dings Präsentation wurde klar: Gemeinsam mit Südkorea und Grossbritannien spielt die Schweiz für Huawei eine wichtige Rolle wenn es um 5G geht. So erwähnte er die Partnerschaft mit Sunrise mehrere Male und zeigte das Smart-Farming-Projekt, das bei Agroscope in Tänikon zum Einsatz kommt, als Beispiel, wie 5G in der Industrie eingesetzt werden kann. Mehr zum Projekt lesen Sie hier.
Ryan Ding, President Carrier Business Group bei Huawei. (Source: Netzmedien)
"Ein Farmer braucht keinen, der erklärt, dass 5G die schnellste Technologie ist"
Um den Einsatz von 5G für die Industrie drehte sich auch eine Panel-Diskussion, an der Vertreter von BBC, Bosch, Digital Catapult, GSMA, IET, The Goodwood Group und der University of Bristol teilnahmen. "Bei den Konsumenten kommt 5G langsam an, nun ist es die Aufgabe der Provider, Unternehmen zu zeigen, was mit 5G alles möglich ist", sagte Geraldina Inaheta, Director of Business Development bei Digital Catapult.
Es müsse Start-ups und Early Adopters möglich sein, mit 5G zu experimentieren und die Technologie in ihren eigenen Unternehmen und Fabriken zu entdecken, um zu erkennen, welchen Mehrwert 5G für ihre Firma biete. Um 5G in die Unternehmen zu bringen, brauche es auch eine adressatenbezogene Kommunikation. "Ein Farmer braucht niemanden, der ihm erklärt, dass 5G die schnellste Technologie ist. Er will wissen, wie er damit mehr Milch produzieren kann oder herausfindet, wie gesund seine Setzlinge sind", sagte Inaheta
Ähnlich sieht es Stuart Parker, Head of Technology Sales bei The Goodwood Group, im Consumer-Bereich. "Konsumenten sind immer Experience-fokussierter." Biete man ihnen also ein Erlebnis, das erst durch 5G möglich werde, wecke das das Interesse. "Und zwar viel mehr, als wenn wir ihnen einfach mehr Speed versprechen", sagte Parker während der Diskussion.
Eine drahtlose Verbindung auf dem ganzen Firmenareal
Auf Speed und den Aufbau von Netzwerken innerhalb von Unternehmen ist eine weitere Neuheit von Huawei ausgelegt: "HiCampus". Die Lösung biete Unternehmen einen vollständig drahtlosen Zugang, optische Netzwerke und intelligente Dienste auf ihrem gesamten Gelände. HiCampus soll es Unternehmen ermöglichen, jederzeit und überall innerhalb ihres Geländes von einem ständig eingeschalteten Wi-Fi-Netzwerk mit 100 Megabit pro Sekunde zu profitieren.
Qiu Heng, President of Global Marketing bei Huawei hält einen der neuen Wi-Fi 6 Access Points in den Händen. (Source: Netzmedien)
Teil der Lösung ist die 5G-betriebene Air Engine Wi-Fi 6, die laut Qiu Heng, President of Global Marketing bei der Huawei Enterprise Business Group, dafür verantwortlich ist, dass auf dem Firmenareal eine komplett drahtlose Verbindung möglich ist. Wie das Unternehmen mitteilt, bringt Huawei insgesamt zehn neue Wi-Fi 6 Access Points in drei Serien heraus. Dazu zählen Air Engine 8700, Air Engine 6700 und Air Engine 5700.
Hinzu kommen die Campus OptiX-Lösung und KI-gestütztes Netzwerkmanagement. Erstere vereinfacht laut Huawei die Netzwerkarchitektur, um den benötigten Platz für Geräte und den Stromverbrauch zu reduzieren. Das KI-gestützte Netzwerkmanagement soll die Betriebsführung soweit vereinfachen, dass "ein Techniker das gesamte Firmenareal warten kann."
Abgesehen von einigen anderen Entwicklungen rund um 5G, sprach Yang Chaobin, President of 5G Product Line bei Huawei, Network Slicing an. So habe Huawei die erste End-to-End-Slicing-Lösung der Branche auf den Markt gebracht. Telkos und Industriekunden könnten damit unterschiedliche Dienste nach Bedarf ermöglichen – das mit hoher Bandbreite und niedrigen Latenzzeiten. Als Beispiele, wo die Technologie zum Einsatz kommen kann, nennt Huawei Telemedizin, smarte Fabriken und Cloud AR/VR.