So handhaben Schulen den Fernunterricht
Das öffentliche wie auch das private Leben sind momentan auf ein Minimum reduziert. Vergangene Woche wurden auch die Schulen geschlossen. Eine Privatschule, eine Primarschule und eine Berufsschule sagen, wie sie mit der Situation umgehen.
Die Corona-Krise beschränkt das öffentliche Leben seit einigen Wochen stark. Am 13. März hat der Bundesrat beschlossen, die Schulen in der ganzen Schweiz ab Montag dem 16. März zu schliessen. Der Präsenzunterricht ist untersagt, die Schulen versuchen mit der neuen Situation umzugehen. Eine Primarschule aus dem Aargau, eine Zürcher Privatschule und eine Berufs- und Handelsschule aus Luzern verraten, wie sie den Unterricht handhaben.
Die drei vertretenen Schulen decken jede eine andere Stufe ab. Die Schulleiterin Rebekka Glanzmann leitet ein Team von 8 Lehrpersonen im Teilzeitpensum. Die Schule besteht aus einem Kindergarten, einer Unterstufe (1. bis 3. Klasse) und einer Mittelstufe (4. bis 6. Klasse) mit rund 35 Schülern.
An der Zürcher Privatschule Academic Gateway begleiten Lehrer und Dozenten die Schüler während der Passerelle oder bis zur Maturität. Fabrizio Fuchs, der Bildungsbeauftragte von Academic Gateway erklärt, wie sie damit umgehen.
Als dritte Schule decken die Frei's Schulen in Luzern den Teil der kantonalen Berufsfachschule ab. Rund 1400 Lernende werden in zwei kaufmännischen Ausbildungen und sechs medizinischen Assistenzberufen ausgebildet, alternativ werden im Privatschulbereich zwei kaufmännische Anschlussmöglichkeiten oder 25 praxisnahe Weiterbildungen angeboten. Vertreten wird die Schule durch Claudia Aulepp, Leiterin Marketing & Kommunikation und Ueli Müller von der Fachschaft Informatik.
Die Schule auf dem digitalen Weg überhaupt anzubieten ist vermutlich die erste Herausforderung in der momentanen Situation. Academic Gateway hatte laut Fabrizio Fuchs keinen Tag Unterbruch. Die 26 Lehrkräfte nutzten den sogenannten virtuellen Klassenraum, welcher bereits seit 2016 von der Schule entwickelt werde. Die Umstellung auf den vollständigen virtuellen Frontalunterricht habe 2 Tage gedauert.
In Luzern können laut Umfrage momentan rund hundert Lehrer über den digitalen Weg unterrichten. Die kleine Schule in Kallern im Aargau hingegen könne noch keinen digitalen Unterricht bieten. Der Kanton Aargau sehe den Fernunterricht erst wenn nötig nach den Frühlingsferien vor, wenn die Situation weiter anhalten würde. In diesem Moment finde kein systematischer Unterricht statt, es würden keine Prüfungen geschrieben oder Noten vergeben. Das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) werde in den nächsten Tagen Rahmenbedingungen für den Fernunterricht bekannt geben und Umsetzungshilfen veröffentlichen.
Fernunterricht per E-Learning
Digitales Lernen ist eine Herausforderung für Schulen. Vor allem eine unvorhergesehene Notsituation wie die jetzige ist anspruchsvoll zu meistern. Während sich die Primarschule Kallern erst Schritt für Schritt zurechtfinden muss und das E-Learning erst im normalen Schulalltag genutzt wird, sei Academic Gateway vorbereitet. Diese Schule habe bereits ein digitales Lernprogramm, die genutzte Software sei webbasiert und bedürfe keiner Vorinstallation. Die Lektionen würden aufgezeichnet, die Schüler könnten alle angefertigten Notizen per Mail oder E-Learning-Plattform einsehen. Die Lehrer haben laut Fuchs schon seit Jahren den Auftrag, ihren Unterricht eins zu eins auf der Lernplattform zu spiegeln.
Auch die Luzerner Berufsfachschule konnte lückenlos auf den Fernunterricht umstellen. Schon vor der Corona-Krise nutzte Frei’s eine BYOD-Strategie (Bring your own device) und eine E-Learning-Software. Die Lehrer wurden bereits im letzten Sommer auf Teams geschult. Die Lektionen würden inzwischen reibungslos stattfinden, so Claudia Aulepp. Was nicht funktioniere, sei Prüfungen abzunehmen. Es wurden schon diverse Versuche mit unterschiedlichen Tools vorgenommen. Auch gelegentliche Ausfälle bei der Hardware kämen vor.
Die Schulen haben durch ihren unterschiedlichen Digitalisierungsgrad alle eine andere Ausgangslage. Auch die von ihnen genutzten Tools sind unterschiedlich. Laut Fuchs nutzt Academic Gateway eine Reihe von verschiedenen Tools wie beispielsweise Moodle, Newrow, Kaltura, Office 365 und Escola. Escola fungiere quasi als elektronisches Klassenbuch, wobei die Lösung von Escola gleichzeitig ihre CRM ist.
Die kleine Aargauer Primarschule hingegen nutzt momentan die Klapp-App und Whatsapp zur Kommunikation mit den Eltern. Damit sich die Lehrer untereinander austauschen können, nutzen sie E-Mails und Telefonkonferenzen. Die Frei’s Schulen hingegen nutzen ebenfalls Office365, Microsoft Teams und individuelle Lern-Tools.
Doch was, wenn ein Schüler wegen fehlender Hardware oder Internetverbindung keinen Zugang zu den digitalen Lernwegen hat? In Luzern sei kein solcher Fall bekannt. Bei Bedarf dürfen Schüler aber ein schuleigenes Gerät ausleihen, so Müller und Aulepp. In Kallern haben laut Glanzmann alle Kinder einen Zugang zum Internet. Wo die Geräte fehlen, könne die Schule mit Chromebooks aushelfen. Mit diesen arbeiten Schüler wie auch Lehrer im normalen Unterricht.
Wenn Schüler die eigene Hardware mitnehmen
Schon länger wird an einigen Schulen BYOD angewandt, wobei die Schüler ihre eigenen Endgeräte nutzen. Beim digitalen Unterricht der Academic-Gateway-Schule sei das Gerät nutzbar, solange es über einen Bildschirm und Internetzugang verfüge. Rebekka Glanzmann von der Primarschule Kallern glaubt, dass BYOD an Primarschulen eher schwierig umzusetzen sei. Die Chromebooks seien aber gut nutzbar. Frei’s Schulen sind vom Vorteil der BYOD-Lösung überzeugt, da die Lernenden mit ihren eigenen Geräten am besten vertraut seien.
Wie reagieren die Schüler auf die ungewöhnliche Situation? In Zürich bedanken sich Schüler und Eltern für die unterbrechungsfreie Fortführung des Unterrichts und die Einhaltung des Stundenplans. In Luzern stiessen die eigens von Lehrern angefertigten Kurzvideos auf ein gutes Echo. Auch sonst hätten die Schüler mehrheitlich positiv reagiert.