2010: die Champions von morgen
Das erste Jahrzehnt ist geschafft: Die Netzwoche feiert 2010 ihren 10. Jahrestag. In der Branche beginnt währenddessen der Aufstieg von fünf Unternehmen, um die sich heute die ganze IT-Welt dreht.
Wer heute die Platzhirsche der IT-Branche über einen Kamm scheren will, der spricht oft von "GAFAM". Damit sind jene fünf Unternehmen aus den USA gemeint, die aufgrund ihres Börsenwerts die Speerspitze von Big Tech bilden: Google (beziehungsweise Alphabet), Amazon, Facebook, Apple und Microsoft. Die GAFAM-Firmen zeichnet aus, dass sie seit der Erholung von der weltweiten Finanzkrise besonders rasant gewachsen sind – und eine entsprechende Dominanz im IT-Markt entwickelten. Dieser Aufstieg wird nicht nur in der Retrospektive deutlich, er zeichnete sich bereits vor einem Jahrzehnt ab, wie ein Blick in die Ausgaben der "Netzwoche" des Jahres 2010 zeigt. Es vergeht kein Monat, in dem das Magazin – nun bereits 10 Jahre alt – nicht ein Mitglied aus dem GAFAM-Klub ins Rampenlicht rückt.
Es geht bereits im Januar zünftig los. Der Kampf der Giganten um die Vorherrschaft auf dem ICT-Markt sei ausgebrochen, schreibt Redaktor Marcel Urech. Ob Smartphone, Tablet-PC oder Webbrowser – immer härter kämpften Apple und Google um Marktanteile. Microsoft ist in diesem Ringen etwas weniger spektakulär unterwegs, doch das Unternehmen pirscht nach den Misserfolgen der jüngsten Vergangenheit – Windows Vista, Bing, Windows Phone – langsam wieder voran. Zum Beispiel im ERP-Markt, wo Microsoft im Februar mit seinen Lösungen aus den Schmieden von Axapta und Navision Boden gut macht. Und Mitte März geht die Netzwoche der Frage nach, ob Sharepoint 2010 wirklich so gut wurde, wie Microsoft im Vorfeld versprach. Das grosse Thema des Jahres ist aber die neue Geräteklasse der Tablets. Amazon, Apple und Google wollen den Kunden ihre Geräte schmackhaft machen, schreibt Christian Walter im April.
Die eiserne Faust des Apple-CEOs
Im Mai macht Apple auf sich aufmerksam. CEO Steve Jobs schreibt einen offenen Brief gegen Flash und verbannt die Webplattform von "I-Phones, I-Pods und I-Pads". Der Juni steht im Zeichen des E-Commerce. Oder genauer: der Macht Googles im Onlinehandel, mit der sich Webshop-Betreiber wohl oder übel arrangieren müssen. Im Juli rückt erneut Apple ins Fadenkreuz. Christian Walter zeigt, wie das Unternehmen auf der einen Seite eine Innovation nach der anderen lanciert, auf der anderen Seite von Steve Jobs aber mit "eiserner Faust" und fragwürdigen Methoden regiert wird. Dem Erfolg seiner Produkte tut dies allerdings keinen Abbruch. Im August berichtet die Netzwoche über den Start des iPhone 4, an dem die Telkos aber keine Freude haben.
Wo es Gewinner gibt, da gibt es manchmal auch Verlierer. Beim GAFAM-Aufstieg heisst einer davon Oracle. Larry Ellisons Firma schreibt zwar gute Zahlen, erzürnt aber seit der Sun-Übernahme die Open-Source-Gemeinde und liegt mit Google im Patentstreit um Android-Code. "Wohin die Reise geht, ist nicht immer ganz klar, dafür bleibt sie spannend", schreibt Christian Walter Anfang September. In der zweiten Jahreshälfte wird es etwas ruhiger um das Thema Tablet, dafür rücken im Oktober die Smartphones stärker in den Fokus. Microsoft hat den Markt offenbar noch nicht aufgegeben und versucht mit Windows Mobile 7 einen Neustart. In einem anderen Bereich hat das Steve Ballmers Firma gar nicht nötig. Der Nebel um Cloud Computing lichte sich langsam, und Microsoft mische ganz vorne mit, schreibt Anja Schütz im November.
2010 – ein Jahr im Bann von GAFAM. Moment, fehlt da nicht noch jemand? Genau: Facebook! Da trifft es sich gut, dass sich die Dezember-Ausgabe der Netzwoche um digitales Marketing dreht – und da spielt das soziale Netzwerk eine immer wichtigere Rolle. Wenn auch nicht für alle. "Man sollte nicht einfach aus der Hüfte schiessen, nur weil es jetzt Mode ist, eine Facebook-Seite zu haben", sagt Christian Aichhorn, bei der UBS für Digital Advertising verantwortlich, im Interview mit Thomas Brenzikofer und Filip Zirin.
Die bisherigen Rückblicke auf 20 Jahre Netzwoche können Sie hier nachlesen: