Toolbox für erfolgreiche Blockchain-Geschäftsmodelle
Zahlreiche Blockchain-Use-Cases scheitern. Anhand von sechs eruierten Faktoren kann die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Blockchain-Geschäftsmodells überprüft werden.
Gemäss einer Deloitte-Studie sieht über die Hälfte der befragten Unternehmen Blockchain als strategisch relevant und über 80 Prozent der Manager erkennen überzeugende Blockchain-Anwendungsfälle für ihre Unternehmen. Dennoch scheitern über 90 Prozent aller Blockchain-Projekte. Weshalb und was ist die Lösung zum Erfolg?
Die Blockchain-Technologie besitzt spezifische Vorteile. Dazu zählen beispielsweise das transparente, unveränderbare und historisierte Ausweisen von firmenübergreifenden Transaktionen. Sie besitzt zudem grosses Potenzial, um das direkte Austauschen von Gegenständen oder Rechten zu ermöglichen. Wie es Unternehmen gelingen kann, erfolgreiche Blockchain-Lösungen zu entwickeln und zu implementieren, zeigt eine aktuelle Forschungsarbeit, die im Rahmen des Master of Science Business Administration in Innovation Management der FFHS durchgeführt wurde. Für die Studie wurden Fachexperten aus Praxis und Wissenschaft mit ausgewiesener Erfahrung beim Aufbau von Blockchain-Lösungen befragt.
Ergebnisse
Aus der empirischen Untersuchung geht hervor, dass folgende sechs Kriterien zwingend überprüft werden müssen, damit sich die Erfolgswahrscheinlichkeit der Blockchain-Geschäftsmodelle erhöht.
Mehrwert
Erstens ist es erforderlich, dass die Use Cases einen Mehrwert generieren.
Technologie
Zweitens gilt es, kritisch zu prüfen, ob die Blockchain-Technologie überhaupt die richtige Technologie für die Lösung des Problems ist. Falls "ja" wird derzeit eine Konsortium-Blockchain als die beste Lösung für das Abwickeln von firmenübergreifenden Geschäftsprozessen gesehen.
Ökosystem
Für den Erfolg von Konsortium-Blockchains müssen digitale Ökosysteme entwickelt werden. Das bedeutet die Einbindung mehrerer Parteien und die Entwicklung multilateraler Prozesse. Das Ökosystem gilt dabei als Rahmen um sämtliche Erfolgsfaktoren.
Transaktionen
Das vierte Prüfkriterium betrifft die Frage, ob mit der Lösung entweder ein neuer Transaktionstyp eingeführt werden kann oder ob es um die Optimierung eines derzeit kostenintensiven End-to-end-Transaktionsmodells geht.
Standardisierte Middleware
Falls auch die Transaktions-Frage mit "ja" beantwortet werden kann, muss kontrolliert werden, ob bereits standardisierte Middleware vorhanden ist, was massgeblich zum Erfolg der Lösung beiträgt.
(De-)Digitalisierung
Beim sechsten Kriterium gilt es zu prüfen, ob sich Gegenstände leicht digitalisieren und de-digitalisieren lassen. Gerade in Bezug auf das "Internet der Werte" rückt die Frage in den Fokus, wie der Wert von Gegenständen aus der realen in die digitale Welt und umgekehrt transferiert werden kann. Es muss sichergestellt werden, dass dabei das ZAUM-Prinzip eingehalten wird. Geräte (z.B. Sensoren), die Daten in die Blockchain einspeisen, müssen zertifiziert, authentifiziert, unique und manipulationssicher sein. Da die Blockchain sämtliche Daten entgegennimmt, ohne zu prüfen, ob diese richtig oder falsch sind, muss sichergestellt werden, dass diese korrekt sind, denn sonst ergibt das ganze System keinen Sinn.
Abbildung: Erfolgsfaktoren, vereinfachtes Modell. (Source: FFHS)
Autoreninformationen
Sybille Aeschbacher ist Absolventin des Master of Science BA mit Vertiefung Innovation Management an der FFHS. Sie arbeitet bei einem Finanzdienstleister im Bereich des digitalen Bankings. Sie ist Mitinhaberin von aeschbacher.consulting und ist auf die Themen Strategie, Innovation und die Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen spezialisiert.
Sybille Aeschbacher, Mitinhaberin von aeschbacher.consulting. (Source: zVg)
Bora Altuncevahir doziert an der FFHS im Master-Studiengang Innovation Management zu Technologie- und Innovationsmanagement, Corporate Strategy, Advanced Business Strategy sowie im CAS Blockchain und CAS Legal Tech. Er arbeitet in einem Innovations- und Blockchain-Beratungsunternehmen mit Sitz im Blockchain-Hub Trust Square AG in Zürich und ist Chair der Education Working Group der Crypto Valley Association.
Bora Altuncevahir, Dozent an der FFHS. (Source: zVg)