Deloitte-Studie

Schweizer Behörden hadern mit dem Homeoffice

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Schweizer Verwaltungen haben Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Nur ein Viertel der Beamten konnte während der Coronakrise vollständig im Homeoffice arbeiten. Der Anteil ist deutlich geringer als jener im ICT-Bereich, doch nur wenige Prozentpunkte unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.

(Source: Robert Kneschke / Fotolia.com)
(Source: Robert Kneschke / Fotolia.com)

Hunderttausende Schweizer Angestellte haben in der Coronakrise von Zuhause aus gearbeitet. Doch nicht überall war Homeoffice problemlos möglich. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte stellt insbesondere der öffentlichen Verwaltung ein schlechtes Zeugnis aus: Demnach konnten nur 25 Prozent aller Verwaltungsangestellten während Corona vollständig Homeoffice machen. Etwas konkreter waren es 27 Prozent auf Kantons- und nur 15 Prozent auf Gemeindestufe. Im Gesundheits- und Sozialwesen lag der Anteil bei 16 Prozent.

(Source: Deloitte)

Verglichen mit anderen Bereichen sind diese Anteile tief. So haben in den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie 65 Prozent der Beschäftigten zu hundert Prozent im Homeoffice gearbeitet, im Finanz- und Versicherungswesen 50 Prozent und in der Maschinenindustrie noch 31 Prozent, schreibt das Beratungsunternehmen weiter.

Anteil dürfte zugenommen haben

Es sei die erste Umfrage gewesen, bei der Deloitte die Möglichkeit zu Homeoffice der öffentlichen Verwaltungen in der Schweiz angefragt habe, schreibt Rolf Brügger, Director for Government & Public Services bei Deloitte Schweiz, auf Anfrage. "Die Umfrageergebnisse deuten jedoch an, dass sich der Anteil der Verwaltungsangestellten, welche nun aufgrund der Krise die Möglichkeit haben, von Zuhause aus zu arbeiten, erhöht hat - insbesondere aufgrund der Zeitdauer, innerhalb welcher das Homeoffice anschliessend wo möglich zur Verfügung stand."

Für die öffentliche Verwaltung bestehe ein klarer Handlungsbedarf für bessere technologische Lösungen, führen die Studienautoren aus, zumal technische Schwierigkeiten beim virtuellen Arbeiten einen direkten Einfluss auf die Leistung und die Qualität der Tätigkeiten haben. Nur 29 Prozent der befragten Verwaltungsangestellten gaben an, ihre Arbeitgeber hätten ihnen die technischen Voraussetzungen für virtuelles Arbeiten sofort bereitgestellt. Demgegenüber kämpften 71 Prozent "mit Frustrationen, weil die technische Aufrüstung zu einem effizienten Homeoffice mehrere Tage oder gar Wochen dauerte oder nie erfüllt wurde".

Kantone: Anteil war teilweise deutlich höher

Nicht in allen Kantonen scheint es mit dem Homeoffice so schlecht zu laufen, wie die Umfrage suggeriert. "Bei uns hat wesentlich mehr als die Hälfte des Personals im Homeoffice gearbeitet", schreibt etwa Karlheinz Holenstein, Geschäftsführer des Kommunikatzionsnetzes St. Gallen. Er gehe von ungefähr 60 Prozent aus. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter sei schon vor Corona mit Notebooks ausgestattet gewesen. "Im Rahmen der Homeoffice-Offensive wurden weitere, zum Teil ausgemusterte Notebooks wieder eingesetzt und sogar Desktops wurden samt Bildschirm mit nach Hause genommen." Einen höheren Anteil habe er sich nicht erwünscht, zumal schlicht nicht alle Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten könnten.

Thomas Fischer, Stabschef des Informatikamts des Kantons Bern (KAIO), geht ebenfalls von einem höheren Anteil aus. "Dies, weil der Regierungsrat im März Homeoffice für alle Kantonsmitarbeitenden – sofern dienstlich vereinbar – angeordnet hat. Wir wissen zudem, dass wir weniger technische Schwierigkeiten beim Ermöglichen von Homeoffice hatten als andere Kantone", schreibt er auf Anfrage.

Bund liegt über dem gesamtschweizerischen Schnitt

"In der öffentlichen Verwaltungen gäbe es schon heute die Möglichkeit, vermehrt virtuell von Zuhause aus zu arbeiten", schreibt Philipp Roth, Leiter Öffentlicher Sektor bei Deloitte Schweiz. "Die Behörden sollten das Potenzial der existierenden Geräte und Anwendungen, die das virtuelle Arbeiten ermöglichen, besser ausschöpfen." Eine Mehrheit der befragten Verwaltungsangestellten (56 Prozent) spricht sich laut der Umfrage für mehr E-Government aus. Zudem zeige die Umfrage, dass 31 Prozent aller Umfrageteilnehmer während der Coronakrise ihre Meinung gegenüber digitalen Diensten positiv verändert haben.

Immerhin: Der gesamtschweizerische Schnitt aller Umfrageteilnehmer, die während der Pandemie komplett im Homeoffice arbeiten konnten, beträgt auch nur 30 Prozent. Unter den befragten Bundesangestellten war der Anteil sogar höher, und lag bei 33 Prozent.

Eine frühere Deloitte-Umfrage zeigte, dass fast die Hälfte der Angestellten auf der Höhe der Coronakrise von zuhause aus arbeiteten. Zwar halten sich die Schweizer im Homeoffice für etwas effizienter als im Büro, bei der Produktivität gibt es aber keinen klaren Trend, wie Sie hier lesen können.

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