"You’re on mute!" – das Videoconferencing-Fazit nach einem Jahr Corona
Das Corona-Jahr hat die Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeiter in die Homeoffices und dort vor die Webcams und in die Online-Meetings getrieben. Infolgedessen hat Videoconferencing auf Anwender- und Anbieterseite grosse Fortschritte gemacht. Der vorliegende Artikel zeigt auf, was alles noch verbessert werden kann und muss.
Das Corona-Jahr ist wegen der angeordneten Homeoffice-Massnahmen zwischenzeitlich auch zum Videoconferencing-Jahr mutiert. Infolgedessen leiden viele User heute unter "Zoom Fatigue" und können Floskeln wie "Kannst Du das bitte wiederholen?", "Du warst eine Minute weg" oder "Könnt ihr meinen Screen sehen?" nicht mehr hören.
Andererseits brachten Praxis und hohe Nachfrage echten Fortschritt bei Online-Meetings. Die meisten können heute die Big Four im Tool-Zoo – also Zoom, Microsoft Teams, Google Meet und Cisco Webex – routiniert bedienen (wobei Letzteres zumindest mir in der freien Wildbahn nur ein einziges Mal begegnet ist und somit quasi der Leopard unter den Meeting-Lösungen darstellt). Selbst C-Level-Presenter sind heute in der Lage, ihren Bildschirm eigenhändig zu teilen. Höchste Zeit also für ein erstes Zwischenfazit.
Wie eine Stunde lang in den Spiegel schauen
Während mittlerweile die Pflicht beherrscht wird, mangelt es aber oftmals an der Kür. So lassen sich fast alle User per default das eigene Kamerabild auf den Bildschirm streamen. Das fühlt sich dann an, wie in den Spiegel zu schauen. Diese selbstbezogene Aufmerksamkeit führt gemäss einer neuen Stanford-Studie zu Stress und Ermüdung. Das anzupassen, ist nicht bei allen Tools gleich einfach, aber zumindest bei Marktführer Zoom gibt’s hierfür einen praktischen "Hide Self View"-Button.
Wie anfänglich bei den verspielten Folienübergängen in Powerpoint hat sich das Einblenden von Fake-Loftwohnungen und Industrial-chic-Büros zum Volkssport gemausert. Hier gilt die einfache Empfehlung: Don’t! Während ein Hintergrundbild-Blur gerade noch durchgeht, nerven die Fake-Bilder nur, weil damit regelmässig Gesichtskonturen, Brillengestelle und Dauerwellen von den Bildalgorithmen freigestellt, sprich verschluckt werden.
Hören sie noch zu oder schlafen sie schon?
Nicht nur die Anwender-, auch die Anbieterseite muss noch ein paar Schippen drauflegen. Eine echte Pain war lange das Halten von Onlinereferaten für den Präsentator, dem im Full-Screen-Modus die Reaktionen seiner Zuhörer komplett verborgen blieben. Mittlerweile bieten die Presentation-Views vernünftige Features (inkl. Slidevorschau) an, müssen aber noch benutzerfreundlicher werden. Im Vergleich zu physischen Meetings ebenfalls irritierend ist der fehlende Blickkontakt zwischen den Meetingteilnehmenden aufgrund des Abstands zwischen dem Bildschirmfokus und der Kameralinse. Ohne Zusatzgadgets von Drittanbietern bleibt hier als Workaround nur das manuelle Anordnen des Sprecherbilds in unmittelbarer Nähe zur Webcam.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Eine Lösung für realitätsnähere virtuelle Sitzungen werden aber erst smarte Zusatzdisplays bieten, die sich automatisch nach Meetingstart einklinken und die Teilnehmer-Streams beherbergen, sodass sich die volle Aufmerksamkeit auf den Hauptscreen richten kann, während die Meetingteilnehmenden bei Bedarf im peripheren Blick bleiben. Lenovo hat mit dem Thinksmart-Display für Teams hier schon mal vorgelegt. Hoffen wir, dass das Tempo der Anbieter hoch bleibt und dass es dazu keine weiteren Pandemien braucht.
Die 10 häufigsten Sätze in einer Videokonferenz
Ich muss in einen anderen Call wechseln.
Du bist stumm geschaltet.
Wir haben Dich für eine Minute verloren.
Sind alle da?
Könnt ihr meinen Bildschirm sehen?
Können sich bitte alle stumm schalten!
Lass uns das offline besprechen!
Bedenkt, dass wir nur noch x Minuten Zeit
haben ...!Ich bekomme sehr schlechte Rückmeldungen.
Ich muss das Gespräch um x Uhr beenden!