Lonza setzt auf Blockchain für die Landwirtschaft
Pharmazulieferer Lonza will die landwirtschaftlichen Lieferketten mithilfe der Blockchain optimieren. Ein Pilotprojekt in Brasilien soll zeigen, wie man gegen gefälschte Pflanzenschutzmittel vorgehen kann. Ein Rollout in der Schweiz ist bereits in Planung.
Der Basler Pharmazulieferer Lonza hat eine Partnerschaft mit dem Zuger Blockchain-Start-up Authena vereinbart. Ziel sei es, gegen Produktfälschungen und mangelnde Transparenz in den landwirtschaftlichen Lieferketten vorzugehen, heisst es in einer Mitteilung. Konkret will Lonza Specialty Ingredients die Blockchain-Lösung von Authena im Markt für Pflanzenschutzmittel einsetzen.
Weltweit sei jedes sechste Produkt, das in landwirtschaftlichen Betrieben zur Anwendung komme, gefälscht, sagt Matteo Panzavolta, Gründer und CEO von Authena. "Volkswirtschaftlich gesehen, belaufen sich die finanziellen Verluste auf bis zu 10 Milliarden US-Dollar."
NFC-Transmitter als elektronische Siegel
Authena entwickelte eine Blockchain-Lösung zur Nachverfolgung von Lieferketten. Die Lösung funktioniert mit NFC-Transmittern. Hersteller sollen damit die Authentizität ihrer Produkte garantieren und auch "unautorisierte Interaktionen mit ihren Gütern" erkennen können, heisst es in der Mitteilung weiter.
Verbraucher könnten indes die Echtheit der Produkte prüfen, und zwar entweder über eine kostenlose App oder über eine NFC-Verbindung. Dies funktioniere schneller und sicherer als vergleichbare Lösungen mit QR-Code, versprechen die Macher.
Pilotprojekt in Brasilien
Lonza Specialty Ingredients (LSI) und Authena starten die Zusammenarbeit mit einem Projekt in Brasilien, wo gemäss Mitteilung jedes vierte Landwirtschaftsprodukt gefälscht ist. "In einem ersten Versuch statten wir unsere Produkte mit interaktiven NFC-Tags aus", sagt Andrew Thompson, Global Head of Crop Protection, LSI. Mithilfe dieser Tags sollen Kundinnen und Kunden prüfen können, woher ein bestimmtes Produkt kommt, wie es zu verwenden ist, ob es geöffnet oder manipuliert wurde, wo es sich in der Wertschöpfungskette befindet und wann es abläuft. "Gleichzeitig geben uns die generierten Daten eine detaillierte Auflistung des vollständigen Inventars und die Gewissheit, dass die Produkte nicht über ihr Haltbarkeitsdatum hinaus im Regal liegen."
Lonza erhofft sich durch die Lösung mehr Planungssicherheit. Zudem bestehe die Möglichkeit, direkt mit den Endkunden zu kommunizieren und die Produkte erst dann zu verrechnen, wenn die Kunden diese effektiv verwenden. "Damit ermöglichen wir unseren Kunden, eine Reduktion und Optimierung des Betriebskapitals einzuführen", sagt Thompson.
Rollout in der Schweiz in Planung
Die beiden Unternehmen wollen die Technologie so weiterentwickeln, dass einzelne Unternehmen sich direkt mit Lonza Specialty Ingredients digital verbinden könnten. Durch die Automatisierung von bestehenden Prozessen versprechen sich die Partner höhere Reaktionsgeschwindigkeiten, mehr Zuverlässigkeit und Kosteneffizienz.
Nach dem Versuch in Brasilien soll Authena kundenspezifische Anwendungen für Lonza Specialty Ingredients in ganz Lateinamerika, in der Schweiz und in weiteren Ländern entwickeln.