So kämpft Autoscout24 gegen Fake-Inserate und Phishing
Fake-Inserate auf Kleinanzeigen-Portalen sind ein Ärgernis. Zudem bergen sie für User die Gefahr, betrogen zu werden. Das grösste Autoportal der Schweiz, Autoscout24, kennt die Problematik und geht rigoros gegen Faker vor. Jelena Moncilli, Senior Anti Fraud Spezialistin bei Scout24 Schweiz, im Interview.
Wie bekämpft Scout24 Betrugsversuche durch Fake-Inserate?
Jelena Moncilli: Als Scout24 arbeiten wir bereits lange und intensiv an der Bekämpfung von Betrugsversuchen auf unseren Plattformen. Wir haben ein dediziertes Anti-Fraud-Team über alle Plattformen hinweg. Wir unternehmen erhebliche Anstrengungen, um unsere Kunden vor solchen Missbräuchen zu schützen. Wir legen grossen Wert auf die Qualität der bei uns platzierten Inserate. Deshalb prüfen wir diese teilweise auch manuell auf Plausibilität, verdächtige Merkmale und betrügerische Inhalte. Vergangene Woche haben wir etwa auf AutoScout24.ch einen verbesserten Inserate-Check aufgeschaltet. Ausserdem steht den Usern auch unser Callcenter in Flamatt von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr zur Verfügung, wo sie sich per Mail oder Telefon melden können, wenn sie bei einem Inserat mal nicht sicher sein sollten.
Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Kriminelle bei einzelnen Händlern via Phishing die Passwörter erschleichen und dann unbefugt auf deren Accounts zugreifen. Wird ein Händler Opfer einer Phishing-Attacke, kann - oft vom Händler unbemerkt - beispielsweise in seinem Namen ein Fahrzeug angeboten werden. Wir investieren deshalb hier auch in die Prävention und informieren die Händler regelmässig über die neuesten Standards bei der Passwortverwaltung. Wir haben zudem eine Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt, um die Sicherheit auch hier zu erhöhen.
Ich bin regelmässig auf Ihrer Plattform und mir begegnet immer wieder dasselbe schwarze Audi S5 Cabrio 3.0 TFSI quattro S-tronic, 03.2012 / CHF 12’500.– mit sehr niedriger Laufleistung. Welche Bilderkennungssoftware haben Sie im Einsatz, die diesen immer gleichen Audi erkennen könnte?
Bei AutoScout24 haben wir uns bislang erfolgreich auf Texterkennung bei Leads fokussiert. Aktuell prüfen wir weitere Massnahmen. Da die Bekämpfung von Internetkriminalität weltweit ein Katz- und Mausspiel ist, halten wir uns bewusst zurück beim Offenlegen unserer Tools und Prozesse, um Kriminellen möglichst wenig Anhaltspunkte zu geben.
Wie viele solche Fake-Inserate gibt es pro Jahr?
Leider müssen wir jeden Tag einige Fake-Inserate sperren. Wir stellen auch fest, dass es in den letzten Wochen zu einer spürbaren Zunahme und zu Phishing-Attacken gekommen ist. Wir rekrutieren spezifisch dafür gerade zusätzliche Spezialisten, um Fakes weiterhin wirkungsvoll zu unterbinden.
Woher stammen die Akteure?
Wo wir die Herkunft feststellen können, können wir entsprechend handeln. Wir arbeiten hier auch eng mit den Behörden zusammen, wenn Strafuntersuchungen laufen. Die Betrüger gehen jedoch auch immer raffinierter vor und verwischen oder verschleiern ihre Spuren geschickt.
Wie kann ein User solche Betrugsversuche erkennen und was kann der User dagegen tun?
Es gibt verschiedene Erkennungsmerkmale:
Wenn beispielsweise der Preis unschlagbar gut ist (Schnäppchen als Falle), dann ist meist etwas faul
Auch wenn eine Vorauszahlung verlangt wird, ist es verdächtig. Es sollte nie eine Anzahlung geleistet werden. Im Autogeschäft gilt: Geld gegen Fahrzeug, Schlüssel und Papiere.
Wenn bei Händlern beispielsweise keine Händlerbewertung vorhanden ist oder keine weiteren Fahrzeuge existieren. Die Adresse des Händlers lässt sich auch leicht überprüfen. Stimmen die Angaben mit dem Bild auf Google-Streetview überein, oder ist an dieser Stelle ein Wohnhaus statt eine Garage, dann ist das verdächtig.
Ist der Inserent ein privater Anbieter, darauf achten, dass das Fahrzeug besichtigt werden kann, dass die Angaben mit dem Fahrzeug übereinstimmen, dass das Fahrzeug auch für eine Probefahrt verwendet werden kann.
Verdächtig sind Druckmittel wie Stress im persönlichen Austausch mit dem Verkäufer, Zeitdruck (es eilt extrem, da schon zahlreiche andere Kunden interessiert sind), keine unverbindliche Probefahrt möglich, etc. Letztlich ist es ganz einfach: Ist ein Auto "gerade nicht zu besichtigen" oder "keine Probefahrt möglich", dann raten wir explizit davon ab.
Wir stellen auf unserer Plattform auch einen entsprechenden Ratgeber (PDF) zur Verfügung, der die User unterstützt.
Wir unterstützen auch sehr aktiv Präventionskampagnen , mit denen auf Betrugsmaschen aufmerksam gemacht werden. Bei diesen Kampagnen geht es darum, den Leuten bewusst zu machen, dass Betrüger überall sind - auch im Internet:
Welchen Schaden können User durch solche Fakes erleiden?
Die Betrüger sind in der Regel darauf aus, den Interessenten dazu zu bringen, Geld zu überweisen, ohne dass ein Auto besichtigt oder Probe gefahren wurde. Darum empfiehlt AutoScout24, dass Interessenten stets die Ware begutachten und dieselbe Vorsicht walten lassen wie bei allen anderen Kaufgeschäften.
Inserate auf Autoscout sind nicht gratis - wer bezahlt für diese Fake-Inserate, die Betrüger selbst oder verwenden sie etwa die Kreditkarten-Infos eines gekaperten Accounts bzw. aus einem Data Leak?
Stellen wir einen Betrugsfall fest, können wir das verwendete Zahlungsmittel sperren und das tun wir.