Forschungsprojekt

Fachhochschule Graubünden blickt mit KI in die Zukunft der Arbeitswelt

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von René Jaun und skk

Automatisierung, Digitalisierung und neue Erwerbsformen verändern den Arbeitsmarkt grundlegend. Mittels künstlicher Intelligenz will die Fachhochschule Graubünden nun ermitteln, welche Tätigkeiten Menschen in der Schweiz auch zukünftig erledigen werden.

(Source: fauxels / pexels)
(Source: fauxels / pexels)

Mit einem neuen Vorhersagesystem will die Fachhochschule Graubünden (FHGR) mehr zur Arbeitswelt von morgen herausfinden. Zur Entwicklung dieses Systems haben das zur FHGR gehörende Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII) und die Unternehmen Jobchannel und Scrambl ein Forschungsprojekt gestartet, welches von Innosuisse gefördert wird.

Aktuell unterliege die Arbeitswelt einem starken Wandel, schreibt die FHGR in einer Mitteilung. Dies liege an Makrotrends wie der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung von Tätigkeiten, aber auch an der Entwicklung plattformbasierter, flexibler Erwerbsformen. 30 bis 50 Prozent der aktuell verfügbaren Jobs unterliegen in naher Zukunft radikalen Veränderungen oder verschwinden vollständig, heisst es unter Berufung auf Prognosen des World Economic Forum (WEF) und diverser Beratungsunternehmen.

Was dies für Betroffene Personen und Unternehmen konkret bedeutet, beantworten diese Prognosen nicht. Laut der FHGR wäre es zielführend, zu wissen, wer in Zukunft noch welche Tätigkeiten erledigen wird. Bei der Frage nach dem "Wer" gehe es nicht nur um "Mensch oder Maschine", sondern - im Falle des Menschen -, ob die Wertschöpfung hier in der Schweiz oder irgendwo anders auf der Welt stattfinde. Mit dieser Erkenntnis können Unternehmen ihre Wertschöpfungsprozesse optimieren und Menschen in der Schweiz ihre Karriereplanung aktiv anpassen.

Stellenanzeigen aufgedröselt

Hier setzt die FHGR mit dem Forschungsprojekt Future of Work - Future Readiness Prediction System "for human-centered shift of work activities" an. Man wolle ein Vorhersagesystem entwickeln, "das die Relevanz von Arbeitstätigkeiten in Bezug auf Automatisierung und Offshoring bestimmt und Möglichkeiten zur Verbesserung der Bereitschaft von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden in der Schweiz aufzeigt", teilt die Fachhochschule mit.

Innovativ an ihrem Projekt sei die elementare Betrachtungsweise von Berufsbildern in Form von darin enthaltenen Arbeitstätigkeiten. Dazu analysieren die Forschenden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) laufend alle in der Schweiz geschalteten Stellenanzeigen. Aus diesen extrahieren sie die in einem Beruf vorkommenden Tätigkeiten. Insgesamt gebe es etwa 120'000 eindeutig identifizierbare Tätigkeiten, wie "Sitzungsprotokolle schreiben", "Rekrutierungsgespräche führen" oder "Gemüse schneiden". Diese Tätigkeiten können wiederum in verschiedenen Berufen vorkommen.

Durch die Kombination verschiedener Datenquellen wird dann für jede dieser einzelnen Tätigkeiten ein Automatisierungs- und ein Offshoring-Index berechnet. Damit soll für Arbeitgebende und Arbeitnehmende ersichtlich werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass einzelne Tätigkeiten automatisiert oder zukünftig an einem anderen Ort erledigt werden.

Ausserdem ermögliche die Auswertung nach Tätigkeiten, realistische Karrieremöglichkeiten zu erschliessen und Menschen mit Berufsprofilen gezielt dabei zu unterstützen, fit für Tätigkeiten mit Zukunftspotenzial zu werden.

An unseren Arbeitsplätzen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Laufend kommen aber neue technische Möglichkeiten hinzu, die weitere Veränderungen bringen. Wie sich digitale Transformationsprozesse auf die Arbeitswelt auswirken, lesen Sie im Interview mit der Ökonomin Elisa Gerten von der Universität Basel.

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