Für freiwillige und anonyme Erhebungen

ÖV-Branche plant App fürs Passagier-Tracking

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von René Jaun und kfi

Der ÖV-Branchenverband Alliance Swisspass will die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel genauer erfassen. Möglich machen soll dies eine App, die Besitzerinnen und Besitzer eines GAs trackt. Die Nutzung soll freiwillig sein und die Datenauswertung anonymisiert erfolgen.

(Source: Gian Vaitl Zürich / SBB CFF FFS)
(Source: Gian Vaitl Zürich / SBB CFF FFS)

Die Alliance Swisspass tüftelt an einer neuen App für Besitzerinnen und Besitzer eines GAs. Die App soll ihre Reisewege aufzeichnen, berichtet "Watson" unter Berufung auf eine Simap-Ausschreibung. Aufgrund der so erfassten Daten soll künftig bestimmt werden, wie die durch den GA-Verkauf eingenommenen Gelder innerhalb der ÖV-Branche verteilt werden. Aktuell werde der Verteilschlüssel aufgrund von Umfragen unter zufällig ausgewählten Reisenden errechnet.

Lokalisierung mit GPS, Bluetooth und mehr

Die Nutzung der Tracking-App soll freiwillig sein, geht aus der Ausschreibung hervor. Passagiere, die sich an den Erhebungen beteiligen, sollen durch die App auf den Meter genau lokalisiert werden. Die Standortbestimmung soll via "GPS, Triangulierung der Mobilfunk- und Wi-Fi-Netze und Geofencing" erfolgen. Auch verwendet werden Bluetooth-Beacons, wie sie etwa in Schnellzügen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) angebracht sind. Schliesslich soll die App auch auf die im Smartphone verbauten Bewegungssensoren zurückgreifen können.

Gleiche man diese Daten mit dem Fahrplan ab, ergebe sich eine lückenlose Dokumentation der Reisewege der Passagiere, schreibt "Watson". "Für die Verteilung der Gelder ist es relevant, ob jemand in der Stadt Zürich im VBZ-Bus sitzt oder im Postauto, das sehr dicht neben einem VBZ-Bus auf einer ähnlichen Strecke verkehrt", begründet Alliance Swisspass die Notwendigkeit des metergenauen Trackings.

Datenschützer sind hellhörig

Der Verbandssprecher betont, dass die Daten anonymisiert würden und für keine anderen Zwecke verwendet werden dürften. Die App werde nach der Maxime der Datensparsamkeit entwickelt. Den eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) hat Alliance Swisspass bereits kontaktiert. Der Beauftragte habe auf wichtige Datenschutzanforderungen hingewiesen, das Projekt aber bisher nicht beurteilt oder beraten, sagt die Behörde gegenüber "Watson". Man behalte sich jedoch eine vertiefte Prüfung des Projekts oder sogar ein "formelles Aufsichtsverfahren" vor, sollten Hinweise auf eine Gefährdung des Datenschutzes auftauchen.

Bedenken meldet auch der Verein Digitale Gesellschaft an. Solange die Datensammlung in einer separaten App, zweckgebunden und mit ausdrücklicher Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer erfolge, sei dies in Ordnung, sagt Geschäftsführer Erik Schönenberger gegenüber dem Portal. Er warnt jedoch vor den weiterführenden Begehrlichkeiten, die ein solcher Datenschatz in der ÖV-Branche oder in der Politik wecken könnte.

Tatsächlich geht aus der Ausschreibung hervor, dass die geplante App zunächst zwar für GA-Passagiere eingeführt werde. Allerdings soll die Erhebungsmethode "nach erfolgreicher Durchführung des Pilotversuchs schrittweise für das restliche ÖV-Sortiment angewendet werden", zitiert "Watson" aus der Ausschreibung.

Ende letzten Jahres vergaben die SBB einen 10-Millionen-Franken-Auftrag an das Zürcher Unternehmen ASE (Analysis Simulation Engineering). Es soll in den nächsten Jahren an weiteren Bahnhöfen ein System zum Messen von Personenströmen installieren. Mehr darüber lesen Sie hier.

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