Cloud-Services-Markt fördert regionale Angebote – auch die von Hyperscalern
Der weltweite Markt für Cloud-Services ist im vergangenen Jahr stark gewachsen. Regionale Anforderungen führen zu guten Geschäftsmöglichkeiten für lokale Anbieter. Davon können allerdings auch Hyperscaler profitieren, wie etwa Microsofts Azure-Cloud in der Schweiz zeigt.
Der Markt für Public-Cloud-Angebote im Bereich Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ist im vergangenen Jahr ordentlich gewachsen. Im Jahresvergleich steigerte sich der Umsatz um 41,4 Prozent, wie Marktforscher Gartner festhält. 2021 kletterte der weltweite Umsatz von 64 Milliarden US-Dollar auf 90,9 Milliarden. "Der IaaS-Markt wächst unvermindert weiter, da Cloud-Native zur primären Architektur für moderne Workloads wird", sagt Sid Nag, Analyst bei Gartner. "Die Cloud unterstützt die Skalierbarkeit und Kompositionsfähigkeit, die fortschrittliche Technologien und Anwendungen erfordern, und ermöglicht es Unternehmen gleichzeitig, neue Anforderungen wie Datensouveränität, Datenintegration und eine verbesserte Kundenerfahrung zu erfüllen."
Schlüsselt man den Markt nach Anbietern auf, sieht man, dass einige 2021 deutlich mehr beigetragen haben als andere. Gartner schreibt, dass die Top 5 der Anbieter 80 Prozent des Marktes ausmachen. Diese Aussage stimmt zwar, doch verfälscht sie das Bild auch ein wenig: der Branchenprimus allein deckt nämlich bereits fast 40 Prozent des Marktes ab und steht (aktuell) quasi ausser Konkurrenz. Dabei handelt es sich um Amazon Web Services (AWS). Mit einem Umsatz von 35,4 Milliarden Dollar sicherte sich das Unternehmen einen Marktanteil von 38,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr musste AWS jedoch (trotz Umsatzwachstums) einen Teil seines Kuchenstücks einbüssen: 2020 hatte das Unternehmen noch einen Marktanteil von 40,8 Prozent.
An zweiter Stelle folgt Microsoft – allerdings mit einem klaren Abstand. Der Azure-Anbieter erwirtschaftete im vergangenen Jahr fast 19,2 Milliarden Dollar – eine Steigerung von 51,3 Prozent. Damit sicherte sich das Unternehmen einen Marktanteil von 21,1 Prozent. Im Gegensatz zu AWS baute Microsoft seine Marktpräsenz aus. Im Vorjahr machte Microsoft noch 19,7 Prozent des Gesamtmarktes aus. Viele Unternehmen setzen bereits auf Business-Software von Microsoft. Somit ist Azure gemäss Gartner in einer guten Position, um Geschäftsmöglichkeiten in fast allen vertikalen Märkten zu ergreifen.
Der Marktanteil der Gruppe der "weiteren Hersteller" sinkt zwar auf 18,8 Prozent. Dennoch betont Gartner in seiner Analyse die steigende Bedeutung von regionalen Angeboten. "Regionale Cloud-Ökosysteme werden angesichts der zunehmenden geopolitischen Fragmentierung sowie neuen regulatorischen und Compliance-Anforderungen immer wichtiger und stellen eine Chance für Anbieter mit einer starken regionalen Präsenz dar", sagt Nag.
Der Hyperscaler aus der Region
Von dieser Regionalität profitieren nicht nur lokale Anbieter, wie eine aktuelle Studie von ISG zeigt. Schweizer Unternehmen – obwohl traditionell eher vorsichtig bei der Cloud-Migration – würden mittlerweile häufiger auf Microsofts Azure-Cloud setzen. Dies führt der Marktforscher darauf zurück, dass die Schweiz seit 2020 eine eigenständige Region bei der Bereitstellung von Azure-Diensten ist. Seit der Veröffentlichtung der ISG-Studie kündigte das Unternehmen zudem Azure-Verfügbarkeitszonen in der Schweiz an. Innerhalb der Region Switzerland North werden Instanzen repliziert, was die Ausfallsicherheit erhöhen soll.
"Azure erobert Schritt für Schritt einen festen Platz im Schweizer Cloud-Geschäft", sagt Uwe Ladig, Director bei ISG im DACH-Raum. "Viele hiesige Unternehmen migrieren zu Azure, indem sie mit Serviceanbietern zusammenarbeiten, die über lokale Niederlassungen verfügen und welche die gestellten Sicherheitsanforderungen erfüllen."