Natalie Rechberg im Interview

So wurde "Teena" zum Master of Swiss Apps 2022

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Die Zyklus-Tracking-App "Teena" hat bei Best of Swiss Apps 2022 drei Mal Gold plus den Master-Titel gewonnen. Auftraggeberin Natalie Rechberg, CEO von VE Valley Electronics, spricht über die Hintergründe, die Schwierigkeiten und die Zukunft des Projekts.

Natalie Rechberg, CEO, VE Valley Electronics. (Source: zVg)
Natalie Rechberg, CEO, VE Valley Electronics. (Source: zVg)

Was bedeutet der Award für Valley Electronics?

Natalie Rechberg: Vor allem bedeutet der Award für uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Er zeigt, dass das Thema "Period Empowerment" von gesellschaftlicher Relevanz ist und dass Teena sowie die dazugehörige App einen Nerv treffen. Und dann bedeutet der Award natürlich auch eine wahnsinnige Anerkennung für unser Team, das monatelang an der App gearbeitet und so viel Herzblut in die Entwicklung der Inhalte gesteckt hat. Wir hätten niemals damit gerechnet, dass wir uns gegen die "Big Player" durchsetzen können und sind immer noch überwältigt von der positiven Resonanz, die Teena im Rahmen des Best of Swiss Apps Award erfahren hat.

Wie ist das Projekt entstanden? Und was gab den Anstoss dazu?

Unser Team besteht grösstenteils aus Frauen. Sowohl privat als auch beruflich beschäftigen wir uns tagtäglich mit dem weiblichen Zyklus und der Periode. Dabei kann sich jede von uns noch sehr gut an die Zeit der Pubertät erinnern – und daran, wie wenig wir rund um das Thema Periode und die körperlichen Veränderungen, die mit dem Erwachsen­werden einhergehen, aufgeklärt wurden. Verschiedene repräsentative Umfragen bestätigen unser Gefühl, dass es sehr vielen Frauen so erging und heute noch so geht. Wir haben mit Teens, ihren Eltern und unseren Daysy- und Lady-­Comp-Nutzerinnen gesprochen und der Tenor war immer gleich: Die meisten Teens fühlen sich nicht ausreichend aufgeklärt und unsicher, wenn es um die Periode und den Zyklus geht. Wir finden, dass dem nicht so sein sollte und wollen den jungen Frauen mit Teena ein Tool an die Hand geben, das den Fokus auf das "Selbst" lenkt – ein Produkt, das ihnen ganz allein gehört und ihnen ihren Körper näherbringt. Inklusive fundiertem Fachwissen zum Zyklus, Hormonen und Symptomen. Ein Produkt, das ihnen dabei hilft, Muster zu erkennen und sich sicher zu fühlen.

Wie funktioniert die Lösung konkret?

Teena ist ein Lifestyle-Perioden-Tracker inklusive dazugehöriger App, der jungen Frauen den weiblichen Zyklus näherbringen und dabei helfen soll, ihren Körper kennen und lieben zu lernen. Durch die genauen Prognosen von Teena haben die Nutzerinnen immer einen Überblick darüber, was gerade in ihrem Körper passiert. So weiss die Nutzerin durch das morgendliche Messen der Basaltemperatur unter der Zunge mit der Teena, die sich per Touch mit der App synchronisieren lässt, immer genau, in welcher Zyklusphase sie sich gerade befindet und wann die nächste Periode einsetzt. Das Herzstück der "TeenTech"-Innovation ist dabei die Teena-App. Die von der Zürcher Agentur Milk Interactive entwickelte Applikation spricht die Sprache der Genera­tion Z und führt die Anwenderinnen auf spielerische Weise an das Thema Menstruation heran. Die Analysefunktionen werden ergänzt durch ein Journal zum Beobachten von Emotionen und Symptomen, auf die jeweilige Zyklusphase abgestimmte Tipps sowie altersgerecht aufbereitetes und geprüftes medizinisches Hintergrundwissen. Auf einer interaktiven «Zyklusreise» mit animierten Videoclips wird der weibliche Zyklus von A bis Z erklärt.

Läuft die App nur zusammen mit dem gleichnamigen Gerät? Oder kann man in der App beispielsweise Körpertemperatur-Messungen auch manuell eingeben?

Die App lässt sich unabhängig vom Device im Freemode verwenden – dort hat die Nutzerin die Möglichkeit, ihre Periode sowie Emotionen oder Eindrücke zu dokumentieren und sich in dem Magazin über zyklusbedingte Themen zu informieren. Die Tracking-Funktion und die Vorhersagen funktionieren jedoch nur mit der Teena-Hardware: Nur durch die Messung der Basaltemperatur kann Teena Prognosen treffen.

In der Gebrauchsanweisung für Teena heisst es, das Gerät sei kein medizinisches Thermometer. Wenn es das nicht ist, was ist es dann?

Teena hat die gleiche technische Grundlage wie ein Basalthermometer. Teena zeigt keinen Fruchtbarkeitsstatus an. Teena bestimmt die Zyklusphasen, indem sie die bestätigten Menstruationstage der Anwenderin und einen Temperatursprung im Laufe des Zyklus auswertet. Bei der Messung der Temperatur kann Teena nur den normal gesunden Bereich der Körperbasaltemperatur erfassen, also kein Fieber. Daher der Hinweis in der Gebrauchsanweisung.

Was kann Teena, was andere Zyklus-Tracker nicht können?

Teena versteht sich als ein Beitrag zur Gesundheitsförderung, die in der Health Literacy eine immer wichtigere Rolle spielt. Bisher wird das Konzept vor allem auf Erwachsene angewandt, obwohl Studien zufolge über die Hälfte der Mädchen im Alter der ersten Periode über einen markanten Rückgang des Selbstbewusstseins berichten. Teena kann massgeblich dabei helfen, die bisher noch nicht im Fokus stehende Gesundheitskompetenz von Mädchen und jungen Frauen zu fördern. Teena ist kein Zyklus-Tracker. Teena ist ein Period-Tracker, der Teenagerinnen aufklären und mit dem nötigen Wissen rund um den Zyklus und die Periode ausstatten soll. Der Fokus liegt also ganz stark auf Education.

Warum haben Sie sich bei der Auftragsvergabe für Milk Interactive entschieden?

Wir haben schon in der Vergangenheit Produkte mit Milk Interactive entwickelt und sind ein eingespieltes Team. Milk Interactive ist auf hochwertige Apps spezialisiert, und wir bringen jahrzehntelange Erfahrung mit Zyklus- und Perioden-Trackern mit – da lag eine erneute Zusammenarbeit auf der Hand. Wir schätzen an Milk Interactive, dass sie unsere Wünsche wahnsinnig schnell und präzise auffassen und sie dann pragmatisch umsetzen. Genau wie wir sind sie ein kleines Unternehmen mit schnellen und effizienten Strukturen, das passt einfach gut zusammen. Sie verstehen unsere Philosophie und unsere Ideen und bringen sie dann auch "auf die Strasse" beziehungsweise in den App Store.

Wie lief die Zusammenarbeit?

Ich hatte schon längere Zeit die Vision, einen Perioden-Tracker für Teens zu lancieren. Ich hatte jedoch noch keine genaue Vorstellung über Funktionalität, Features und Inhalt. Auch die Erscheinung und Identität der App und des Brands waren noch offen. Milk Interactive war uns eine grosse Hilfe, der Idee eine Form und ein Design zu geben. In enger Zusammenarbeit mit uns haben sie die Idee geschliffen und zusammen mit Onari Projects verschiedene inhaltliche und visuelle Konzepte ausgearbeitet. Auf die Konzeptphase folgte die Umsetzung, in der Milk die App gemäss den erarbeiteten Vorgaben erstellt, getestet und bis zum Release laufend verbessert hat. Sie haben sich dabei als sehr flexible und lösungsorientierte Dienstleister erwiesen und sind auf viele unserer Wünsche eingegangen, die erst nach dem Start der Umsetzung aufgetaucht sind. Was wir sehr geschätzt haben, war die offene, unkomplizierte und effiziente Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Wir hatten bei dieser Zusammenarbeit sehr viel Spass und ich glaube, dass sich das auch im Resultat widerspiegelt.

Was war aus Ihrer Sicht die grösste Challenge des Projekts?

Wir haben erkannt, dass der Markt reif ist für ein Produkt wie Teena: Wie oft bei solchen Projekten war es eine Herausforderung, das identifizierte Need und die daraus entstandenen Anforderungen in ein Produkt zu giessen, das den Teens einen echten Mehrwert gibt und so deren Bedürfnisse erfüllt. Nun, wo das Produkt fertig ist, steht eine weitere Herausforderung an. Es gilt nun, auch den Erwachsenen den Wert von Teena für ihre Töchter zu erklären.

Was würden Sie rückblickend anders machen?

Ich hätte das Projekt schon viel früher starten sollen. Nach wie vor sind die Periode und der weibliche Zyklus zu grossen Teilen stigmatisiert – das müssen wir ändern.

Wie geht es mit Teena weiter?

Teena wird stetig weiterentwickelt und wir werden den Content weiter ausbauen und neue Funktionen in die App einbauen. Jetzt geht es darum, die Welt darauf aufmerksam zu machen, dass es Teena gibt.

Welche Tipps können Sie den Bewerberinnen und Bewerbern für die kommende Ausgabe von Best of Swiss Apps mit auf den Weg geben?

Traut euch!

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DPF8_275633