NCSC warnt vor "Money Mules"

Geldwäscherei aus Freundlichkeit

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von Yannick Züllig und jor

Auch Cyberkriminelle müssen ihr ergaunertes Geld waschen. Dazu greifen Sie gerne auf "Money Mules" zurück, die sich über harmlos erscheinende Stelleninserate rekrutieren lassen, wie das NCSC warnt.

(Source Engin Akyurt / Unsplash)
(Source Engin Akyurt / Unsplash)

Neben dem Haupterwerb mit wenig Aufwand zusätzliches Geld zu verdienen, ist für viele ein Traum. Doch wer im Internet einen Nebenerwerb sucht, könnte sich unwissentlich der Geldwäscherei schuldig machen. Denn anstatt für die WHO Spenden zu verteilen, hilft man Cyberkriminellen dabei, gestohlenes Geld zu verstecken. Man wird zum "Money Mule" respektive zum Geldesel.

Davor warnt das Nationale Zentrum für Cybersicherheit NCSC in seinem Wochenrückblick. Oft sei es für Cyberkriminelle nämlich genauso schwierig, Geld zu waschen, wie das Geld überhaupt zu stehlen. Daher setzen die Kriminellen auf uneingeweihte Personen oder gar auf Freundlichkeit.

Mit gefälschten Stellenanzeigen werden Menschen rekrutiert, etwa für das Weiterleiten von Spenden an Bedürftige im Namen einer Hilfsorganisation. Tatsächlich gehen die Gelder dann auf ein weiteres, "sauberes" Konto. Somit können die Kriminellen hinter dem Stellenangebot den Geldfluss mehr und mehr verschleiern.

Klappt nicht immer

Dass dabei für die Betrüger nicht immer alles rund läuft, zeigt ein Fall, der letzte Woche dem NCSC gemeldet worden ist. Nachdem die betroffene Person auf einer Kleinanzeigeplattform eine Autobahnvignette für 30 Franken gekauft und bezahlt hatte, meldete sich der vermeintliche Verkäufer erneut und sagte, das verwendete Konto sei "überlastet". Er habe deswegen versucht, die Bezahlung auf ein anderes Konto umzuleiten. Gleichzeitig erhielt die vom Vorfall betroffene Person das bezahlte Geld zurückerstattet, was sie stutzig machte. Was war geschehen?

Der Kontobesitzer wollte sich offensichtlich nicht als Money Mule oder Finanzagent betätigen, hatte kalte Füsse bekommen und kurzerhand die betrogenen Summen zurückerstattet. Die Betrüger mussten deshalb reagieren und das Opfer überzeugen, das Geld auf ein anderes Konto zu überweisen. Die Vignette wurde natürlich nie gesendet, aber der Meldende erhielt sein Geld.

Freundlichkeit als Fallstrick

In anderen Fällen würden die Mules nicht einmal rekrutiert, sondern direkt aktiviert. Die zu betrügende Person erhält eine Überweisung von einem unbekannten Konto. Wenig später wird man vom Überweiser kontaktiert. 

Statt um eine Rückzahlung wird man jedoch gebeten, den Betrag auf ein anderes Konto zu überweisen, wo die Zahlung ursprünglich hätte landen sollen. Tut man dies, verstrickt man sich bereits in Geldwäscherei, wie das NCSC schreibt.

Empfehlungen des NCSC

Das NCSC gibt eine Reihe von Empfehlungen ab, um nicht zum "Money Mule" zu werden:

  • Stellen Sie Ihre Bankkonten nie Dritten zur Verfügung;
  • Falls Job-Inserate "zu gut, um wahr zu sein" klingen, sollten Sie nicht darauf eingehen;
  • Wer unerwartet Geld auf sein Konto überwiesen bekommt, soll dieses auf keinen Fall auf ein anderes Konto weitersenden, sondern immer zurücküberweisen;
  • Auch wenn Sie selbst als Finanzagent tätig gewesen sind und so möglicherweise gegen das Gesetz verstossen haben, sollten Sie dieses Internetdelikt unbedingt zur Anzeige bringen;
  • Informieren Sie Ihre Bank und die Polizei über die getätigten Transaktionen.

Einfacher ist die Geldwäscherei bei Kryptowährungen. Dort gibt es spezielle "Tumbler"-Services welche Kryptogelder durch verschiedene Konten, Bridges und Conversions jagen, bis die ursprüngliche Geldquelle nicht mehr erkennbar ist. Ein grosser solcher Service, "ChipMixer", wurde Mitte März vom FBI deaktiviert. Auch die Zürcher Kantonspolizei beteiligte sich an der Aktion gegen den Dienst, der Bitcoin mit Wert von mehreren Milliarden Franken gewaschen hatte. Mehr dazu lesen Sie hier.

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