Projekt "ZüriACT"

Digitaler Stadtplan soll Zürich zugänglicher für alle machen

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von Joël Orizet und cka

Personen mit eingeschränkter Mobilität stossen auch in Zürich auf zahlreiche Hindernisse. Ein Projekt der Universität Zürich und der Stadt Zürich soll Abhilfe schaffen und die Stadt zugänglicher machen. Geplant ist eine Mobile App à la Google Maps, die auch Informationen zur Accessibility bereitstellt.

So barrierefrei wie möglich: die Europaallee der Zukunft - aus der Mobilitätsvision der Stadt Zürich aus dem Jahr 2020. (Source: stadt-zuerich.ch)
So barrierefrei wie möglich: die Europaallee der Zukunft - aus der Mobilitätsvision der Stadt Zürich aus dem Jahr 2020. (Source: stadt-zuerich.ch)

Baustellen, zugeparkte Trottoirs, kaum passierbare Fussgängerschranken: Städte sind voller Hindernisse, die insbesondere Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen das Leben erschweren. Ein Projekt der Universität Zürich und der Stadt Zürich nimmt sich dieses Problems an. 

Apps wie Google Maps sind aufgrund ihrer unzureichenden Informationen oftmals keine grosse Hilfe, um barrierefrei von A nach B zu gelangen. Hier setzt das Vorhaben der Digital Society Initiative (DSI), des Geographischen Instituts der Universität Zürich sowie der Stadt Zürich an. Ziel des Projekts namens "ZüriACT" ist es, die fehlenden Informationen zur Barrierefreiheit zu sammeln und öffentlich zu machen, wie die Uni Zürich mitteilt. "Wir wollen dazu beitragen, Zürich zugänglicher und inklusiver zu machen", sagt Hoda Allahbakhshi, Projektleiterin von ZüriACT. Das Kürzel ACT steht für "Accessible City".

Hoda Allahbakhshi forscht an der Digital Society Initiative der Universität Zürich und leitet das Projekt "ZüriACT". (Source: dsi.uzh.ch)

Hoda Allahbakhshi forscht im Rahmen der Digital Society Initiative an der Universität Zürich und leitet das Projekt "ZüriACT". (Source: dsi.uzh.ch)

Unter Beteiligung von Betroffenen

Das Projekt lebt von der Unterstützung von betroffenen Personen. "Wir wollen ihre Bedürfnisse ergründen und ihre Perspektive einholen", sagt Allahbakhshi. "ZüriACT ist ein Projekt, das wir mit den und für die Leute machen; es ist als bürgerwissenschaftliches Projekt angelegt."

Einige Betroffene haben sich bereits an einer ersten Erhebung beteiligt. Auf der Website von "Project Sidewalk" konnten sie anhand von Street-View-Bildern Hindernisse kennzeichnen, optional auch beschreiben und bewerten, wie schwer sie zu überwinden sind. Die Auswertung der entsprechenden Daten soll zeigen, wie zugänglich bestimmte Zielgruppen die Gehwege in Zürich wahrnehmen. 

Auf der Website “Project Sidewalk” kann man anhand von Street-View-Bildern Hindernisse kennzeichnen und bewerten, wie schwer sie zu überwinden sind. (Source: Screenshot sidewalk-zurich.cs.washington.edu)

Auf der Website kann man Hindernisse kennzeichnen und bewerten, wie schwer sie zu überwinden sind. (Source: Screenshot sidewalk-zurich.cs.washington.edu)

Ein digitaler Stadtplan mit Infos zur Zugänglichkeit

Das Projekt soll schliesslich die Grundlage bilden für einen digitalen Stadtplan mit spezifischen Informationen zur Erreichbarkeit von Gehwegen. "Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung sollen sich in Zukunft besser auf Hindernisse auf ihrem Weg vorbereiten oder diese direkt umgehen können", resümiert Allahbakhshi ihr Projektziel. 

Die aus dem Projekt gewonnenen Daten sollen bestehende Accessibility-Daten der Stadt Zürich ergänzen. So entsteht eine umfassendere Datenbasis, die dazu dienen soll, den Prototyp einer Mobile App zu entwickeln. Die geplante App soll denn auch ähnliche Navigationsfunktionen beinhalten wie etwa Google Maps. 

Noch steckt "ZüriACT" in den Kinderschuhen und umfasst erst den Kreis 1 der Stadt Zürich. Längerfristig soll das Projekt auf andere Stadtteile und allenfalls weitere Schweizer Städte ausgeweitet werden – sofern die Evaluation nach Projektende im Mai 2024 positiv ausfällt.

Weitere Teilnehmende gesucht

Projektleiterin Hoda Allahbakhshi sucht zurzeit nach weiteren Teilnehmenden. "Wir hoffen, das Bewusstsein für Fragen der Barrierefreiheit zu schärfen und mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewinnen, um eine barrierefreie und integrative Stadt zu schaffen", sagt sie und ergänzt:  "Ohne die Unterstützung der Bevölkerung überlebt das Projekt nicht."

Gesucht sind Personen ab 18 Jahren mit altersrelevanten, allgemeinen oder situationsbezogenen Mobilitätseinschränkungen (zum Beispiel Eltern mit Kinderwagen oder Betreuer und Betreuerinnen von Personen mit Handicap). Interessierte können sich hier registrieren

Das Projektteam präsentieret "ZüriACT" einer breiteren Öffentlichkeit im Rahmen von "Science and the City" – der Vorwoche des Wissenschaftsfestivals Scientifica - mit einem Rundgang durch den Kreis 1. Der Rundgang findet am 31. August statt, von 18:00 bis 19:30 Uhr. Hier geht's zur Anmeldung

Übrigens: Auch das Internet ist voller Barrieren, die bestimmte Bevölkerungsgruppen systematisch benachteiligen. Vor allem jene Menschen, die für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ganz besonders auf das Web angewiesen sind, erfahren tagtäglich Ausgrenzung – ohne dass es den meisten anderen bewusst ist. Barrierefreiheit im Web betrifft allerdings nicht nur die Leidtragenden, sondern alle Menschen, beruflich wie auch privat. Marius ­Bleuer von der Digitalagentur Unic gibt in seinem Fachbeitrag einige Anregungen zur Verbesserung.

Konkrete Tipps zur Frage, wie Usability und Accessibility zusammenfinden, gibt es ausserdem am 2. September in Zürich - an einem Event im Rahmen der Zurich Design Weeks. Lesen Sie hier mehr dazu

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