Studierende nutzen KI, vertrauen ihr aber nicht

Gewisse KI-Anwendungen sind mit Vorbehalt zu geniessen. Das wissen laut einer Umfrage an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich auch die meisten Studierenden, die zur KI-Nutzung befragt wurden. Obwohl ihre Haltung gegenüber KI im Allgemeinen optimistisch ist, sind Bedenken hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit und Genauigkeit von KI-Ergebnissen weit verbreitet, wie die Auswertung der Umfrage zeigt. 

So ist den meisten Studierenden beispielsweise bewusst, dass sie ChatGPT mit Vorbehalt verwenden sollten. 80,5 Prozent der insgesamt 4800 Befragten gaben an, beim Einsatz des Chatbots Probleme erlebt zu haben. Das am häufigsten genannte Problem seien falsche Berechnungen bei mathematischen Aufgaben gewesen. ChatGPT "halluzinierte" oft oder erzeugte falsche Antworten, manchmal auch unterschiedliche Antworten auf die gleiche Frage, wie es in der Auswertung heisst. 

Nutzung von KI zu akademischen Zwecken

ChatGPT ist laut den Angaben mehrerer Studierenden zwar in Mathematik schlecht, lässt sich dafür aber umso besser für allgemeine Schreibaufgaben verwenden. Viele gaben an, mithilfe der KI Schreibblockaden zu überwinden, Texte zu übersetzen und zu korrigieren oder Sätze besser zu formulieren. Einige Studierende verwendeten den Chatbot auch als "besseres Google", denn die KI liefere gezieltere Antworten auf spezifische Fragen als die Google-Suchmaschine. Eine grosse Anzahl der Befragten nutze ChatGPT ausserdem, um Aufsätze oder Lehrmaterialien zusammenzufassen, heisst es weiter. 

Studierende nutzen aber nicht nur ChatGPT für diverse Schreibaufgaben. Ihnen sind ausserdem die folgenden KI-Anwendungen für akademische Zwecke geläufig: Wolfram Alpha für mathematische Operationen, Whisper für das Transkribieren von Interviews, Grammarly für die Grammatikprüfung, DeepL für Sprachübersetzungen und GitHub Copilot für Programmieraufgaben, Atlas.ti für die qualitative Datenanalyse, Rayyan für Literaturrecherchen und Quillbot für das Paraphrasieren. Hingegen weniger vertraut sind den Studierenden laut Selbsteinschätzung KI-Anwendungen zum Erzeugen von Bildern oder Präsentationen.  

Nutzung von KI zu Lehrzwecken

Nur wenige Dozierende verwenden gemäss Umfrageergebnissen KI-Werkzeuge für ihre Lehrzwecke. Knapp 17 Prozent der Studierenden gaben an, KI in Lehrsituationen erlebt zu haben. Die Mehrheit sei jedoch überzeugt, dass KI-Werkzeuge eine nützliche Ergänzung zu traditionellen Lernmethoden seien und deswegen in den Lehrprozess integriert werden sollten. Dies, weil sich die Studierenden laut Auswertung über die potenziellen Vorteile bewusst sind, wenn KI-Werkzeuge zu Lehrzwecken ins Studium integriert werden würden. Trotzdem glaube die Mehrheit nicht, dass KI-Werkzeuge traditionelle Lernmethoden ersetzen sollten. 

In Bezug auf Leistungsbeurteilungen erachten 29,7 Prozent die Verwendung von KI-basierten Werkzeugen als legitim. 37,3 Prozent gaben an, dass dies von den jeweiligen Dozierenden abhängt. 11,2 Prozent der Befragten würden die Anwendung von KI-Funktionen in Leistungsbeurteilungen als "Cheating" beurteilen und 6,8 Prozent als Plagiat. 

Insgesamt stimmten die Studierenden zu, dass der Einsatz von KI-​Werkzeugen, wie ChatGPT, für Aufgaben wie Korrekturlesen, Grammatikkorrektur, Ideengenerierung und zur Unterstützung bei der Forschung legitim sei. Zudem würden sie einen kontextbezogenen Einsatz von KI-Werkzeugen befürworten und empfehlen klare Richtlinien von Bildungseinrichtungen und Dozierenden.

Übrigens: Der Swico listet in einem Merkblatt sieben Risiken auf, die es bei ChatGPT und Co. zu beachten gilt. Mehr dazu lesen Sie hier.