Focus: Fachkräftemangel

KI gegen den ­Fachkräftemangel: Chancen und ­Herausforderungen

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von Alexander Locher, People Data, Tech & Analytics Lead, und Roger ­Spichiger, Responsible AI Leader, EY Schweiz. (Source: zVg)

In der aktuellen globalen ökonomischen Lage, im Spannungsfeld von sozialen und politischen Entwicklungen sowie der ­Digitalisierung, sind Unternehmen zunehmend mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Künstliche Intelligenz kann helfen, um Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.

Alexander Locher (l.), People Data, Tech & Analytics Lead, und Roger ­Spichiger, Responsible AI Leader, EY Schweiz. (Source: zVg)
Alexander Locher (l.), People Data, Tech & Analytics Lead, und Roger ­Spichiger, Responsible AI Leader, EY Schweiz. (Source: zVg)

Der Fachkräftemangel betrifft auch die Schweiz – mit einem Anstieg im Jahr 2023 um 24 Prozent. Besonders betroffen sind Berufsfelder, die hochspezialisierte Fähigkeiten erfordern, wie technische Berufe und Arbeiten im Gesundheitsbereich. Künstliche Intelligenz (KI) kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen, um diese Lücke zu schliessen und Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Hierfür bedarf es aber einer sorgsamen Risiko- und Kosten-Nutzen-Abwägung.

Einsatz von KI im Personalbereich

KI-gestützte Systeme können dabei helfen, geeignete Kandidaten zu identifizieren und personalisierte Jobangebote zu erstellen, um die Effizienz im Recruiting-Prozess zu steigern. Digitale Businessnetzwerke haben sich das Zusammenführen von Jobs mit den richtigen Skills längst zum Geschäftsmodell gemacht. Aber auch andere Unternehmen nutzen KI-gestützte Plattformen, um Fähigkeitslücken zu erkennen und mittels personalisierter Lernpfade die Mitarbeitenden individuell weiter auszubilden und in ihrer Karriere voranzubringen.

Der Wert menschlicher Tätigkeiten 

Der Trend geht weg von der Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit durch eine KI hin zu ein­er Mensch-KI-Kollabora­tion, die sich auf das Wesentliche fokussiert. Dies wird vor allem im Gesundheitsbereich deutlich, wo der Einsatz von sprachgesteuerten KI-Systemen den administrativen Aufwand reduziert, sodass sich das Personal auf die Behandlung und die Interaktion mit Patienten fokussieren kann. Gleichzeitig bietet KI enormes Potenzial in der Erkennung von Krankheitsbildern und Diagnosen und konnte etwa zu einer erheblichen Verbesserung in der Darmkrebsvorsorge führen. Einige Vorreiter-Kliniken nutzen diese Möglichkeiten bereits, um mit KI dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. 

Herausforderungen und ethische Überlegungen

Trotz der vielen Möglichkeiten birgt der Einsatz von KI auch Herausforderungen, wie etwa beim Datenschutz oder bei der Einhaltung ethischer und regulatorischer Standards (z. B. EU AI Act). Unternehmen sollten transparent kommunizieren, wie KI-Systeme eingesetzt werden, um Bedenken der Mitarbeitenden auszuräumen und die Privatsphäre zu wahren. Sie müssen sicherstellen, dass ihre KI-Modelle fair und unvoreingenommen sind, um Diskriminierung zu vermeiden.

Handlungsbedarf

Die Arbeitswelt wird sich in den nächsten Jahren durch KI grundlegend verändern. Gemäss einer Studie des WEF sehen 46 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen KI und Big Data als Priorität, wenn es um Umschulung der Mitarbeitenden geht. Routinetätigkeiten werden zunehmend automatisiert, während dadurch die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften steigen wird. Dies verstärkt den Fachkräftemangel und die Lohnungleichheit weiter. Langfristige Strategien zur Integration von KI sollten daher auf technologische Lösungen abzielen, welche die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden berücksichtigen und die Schaffung eines inklusiven und fairen Arbeitsumfelds gewährleisten. Nur auf Tools zu setzen, die von Softwareanbietern angepriesen werden, darf keine Option sein, sondern es sollte immer sorgfältig abgewogen werden. 

Die Implementierung von KI und datenbasierten Technologien kann Unternehmen nicht nur helfen, dem Fachkräftemangel effektiv zu begegnen, sondern auch die Zukunft der Arbeit aktiv zu gestalten.

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