Deshalb sollten Start-ups und KMUs an der Gitex Europe teilnehmen
Im Mai 2025 will ein Ableger der in Dubai ansässigen Gitex Global den europäischen Markt mit einem neuen Tech- und Start-up-Event der Superlative die Messelandschaft beleben. Im Gespräch erklärt Jutta Jakobi, Managing Director Exhibitions – Exhibitions Project Sales, vom Veranstalter Dubai World Trade Centre, was sie mit der Gitex Europe erreichen will.
Sie lancieren die Gitex Europe, die nächstes Jahr vom 21. bis 23. Mai 2025 in Berlin stattfindet. Was hat es mit dieser neuen Messe auf sich?
Jutta Jakobi: Die Gitex versteht sich als global führende Plattform der Technologieindustrie und als Gastgeber der grössten Technologie-Community weltweit. Dies stellt sie seit 44 Jahren erfolgreich in Dubai unter Beweis. Der Schritt in andere Wirtschaftsregionen ist daher ein logischer. Nach Marrakesch in Marokko mit der Gitex Africa folgen 2025 nun Gitex Asia in Singapur und Gitex Europe in Berlin. Wir erwarten die Entscheider von Grossunternehmen genauso wie aus dem Mittelstand, über alle Branchen hinweg. Ebenso Politik und Wissenschaft aus allen europäischen Ländern. Und wir tragen mit der Gitex Europe zur schnelleren und stärkeren Digitalisierung des Wirtschaftsraums Europa bei. Das ist unser Ziel – Europas digitale Zukunft voranzubringen.
Mit der Gitex Global in Dubai veranstalten Sie bereits eine der grössten globalen Technologiemessen. Warum glauben Sie an die Existenzberechtigung einer Gitex in Europa?
Obwohl die Wirtschaft weiterhin global vernetzt ist, unterscheiden sich die einzelnen Wirtschaftsregionen erheblich in ihrer Struktur aufgrund von Regulierungen, Steuergesetzgebungen und anderen Rahmenbedingungen. Diese Unterschiede wirken sich selbstverständlich auch auf den Einsatz von Technologien in verschiedenen unternehmerischen Anwendungen aus. Genau darum wird es bei der Gitex Europe gehen: Technologien und Technologiekomponenten zu präsentieren und zu entdecken, die den spezifischen Anforderungen des jeweiligen Wirtschaftsraums gerecht werden.
Warum muss diese Messe Ihrer Ansicht nach in Deutschland stattfinden?
Deutschland ist prädestiniert, ein globales Zentrum für eine Technologiemesse wie Gitex zu sein – und das aus guten Gründen. Zum einen ist Deutschland nach wie vor die stärkste Volkswirtschaft Europas, mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 4,2 Billionen Euro. Zwar erlebte das Land im Jahr 2023 ein leichtes Minus von 0,3 Prozent, doch das beeindruckende Wachstum der IT-Dienstleister, deren Inlandsumsätze um 9,7 Prozent stiegen, zeigt, dass die Digitalisierung und IT-Modernisierung ungebrochen voranschreiten. Besonders Cybersecurity und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen stehen im Fokus, was sich in hohen Investitionen widerspiegelt. Deutschland hat ausserdem seine Innovationskraft durch die 12 Milliarden Euro schwere Start-up-Initiative untermauert. Diese massive Investition in die Gründerszene positioniert das Land als einen der dynamischsten Märkte für aufstrebende Technologien. Der Nachholbedarf bei der Digitalisierung, besonders im gehobenen Mittelstand, schafft zusätzliche Wachstumschancen für Technologieunternehmen. Deutsche Unternehmen stehen weiterhin unter hohem Wettbewerbsdruck, ihre IT-Infrastrukturen zu modernisieren, was die Nachfrage nach technologischen Lösungen immens steigert. Diese Entwicklungen unterstreichen, dass Deutschland als Innovations- und Wirtschaftsstandort sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet. Genau diese Mischung aus Handlungsbedarf und Investitionspotenzial macht Deutschland zum idealen Standort für eine internationale Technologiemesse wie Gitex.
Messen haben heutzutage einen schweren Stand im Marketing-Mix von Unternehmen. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie potenzielle Aussteller, an der Gitex Europe in Berlin teilzunehmen?
Es gibt zwei wesentliche Argumente: Erstens gibt es keine bessere Gelegenheit, neue Kundenkontakte zu knüpfen, als auf einer Messe. Die Kunden am Nachbarstand können die Neukunden des eigenen Unternehmens sein. Und durch das persönliche Gespräch mit einem Interessenten ist die Qualität eines Leads, der dann im Nachgang an den Salesbereich geht, sehr viel besser vorqualifiziert, wenn nicht sogar aufqualifiziert. Zweites wichtiges Argument ist der industrieagnostische Ansatz der Gitex Europe: Durch die zunehmende Vernetzung der Unternehmen über die lineare Wertschöpfungskette hinaus in andere Bereiche, Gewerke und Geschäftsfelder hören wir von einem Trend weg von reinen branchenspezifischen Veranstaltungen. Den Trend nehmen wir auf und bieten die entsprechende Plattform.
Sie wollen an der Messe Technologie-Start-ups mit den grossen Playern der Branche zusammenbringen. Welche Vorteile bringt das den Ausstellern konkret?
In erster Linie geht es uns um die Besucher, die sich durch die Anwesenheit der Start-ups, mittelständischer Technologieanbieter und den grossen Playern wirklich ein komplettes Bild über verfügbare Lösungen am Markt machen können. Natürlich hat das den Effekt, dass sich auch die Ausstellergruppen untereinander vernetzen können. Ob das in Entwicklungspartnerschaften, Vertriebskooperationen, Investitionen oder gar Übernahmen endet – die Bandbreite ist da und wir sehen in Dubai, dass auch diese Vernetzung der Aussteller untereinander wertgeschätzt wird.
Welche grossen Techfirmen konnten Sie bereits als Aussteller für die Gitex Europe gewinnen?
Wir führen Gespräche mit allen Beteiligten, um die jeweils passenden Beteiligungspakete zu finden. Diese reichen von der Buchung von Ausstellungsfläche über Sponsoring bis hin zur Teilnahme an Konferenzen und der Organisation eigener Events. Die Bekanntgabe der Aussteller erfolgt ab Oktober schrittweise, daher möchte ich dem hier nicht vorgreifen.
Für welche Schweizer Technologieunternehmen lohnt sich eine Teilnahme an der Gitex Europe als Aussteller?
Ich mache es mir nicht zu einfach, wenn ich antworte: für alle. Für alle, die Technologien im Portfolio haben, die im B2B-Bereich von Bedeutung sind. Natürlich sollte auch ein Interesse an Wachstum und der Gewinnung neuer Kunden bestehen. Kurz gesagt, es betrifft tatsächlich alle.
Wie können potenzielle Schweizer Aussteller an der Gitex Europe teilnehmen?
Abgesehen von den klassischen Buchungsoptionen für Ausstellungsflächen gibt es auch die Möglichkeit, Konferenz- und Themensponsorings zu nutzen. Zudem können, wie bereits erwähnt, eigene Veranstaltungen in das Programm integriert werden, beispielsweise Masterclasses oder Tech Briefings. Der Zugang zu spezifischen Zielgruppen kann zudem durch Lounge-Sponsorings erreicht werden.
(Lesen Sie hier, welche Teilnahmemöglichkeiten Start-ups und KMU aus der Schweiz an der Gitex Europe etwa am von T-Link organisierten Gemeinsschaftsstand "Swiss Pavilion" haben. Anm. d. Red.)
Welche Art von Besuchern möchten Sie an die Gitex Europe in Berlin locken?
Die Besucher, die wir ansprechen – und wir beginnen in diesen Tagen mit den ersten Online- und Offline-Kampagnen – kommen aus allen Branchen und sind in ihren Unternehmen dafür verantwortlich, dass Geschäftsmodelle, Prozesse und Entscheidungen durch den Einsatz digitaler Technologien ermöglicht, beschleunigt oder verbessert werden. Es handelt sich also um Fachbesucher, die entweder selbst diese Entscheidungen treffen oder diese in ihren Fachbereichen massgeblich beeinflussen und vorbereiten. Eine weitere Zielgruppe sind Forscher und Entwickler sowie politische Institutionen, die durch Gesetzgebungen und Regelungen den Einsatz von Technologien wesentlich beeinflussen. Gleichzeitig tragen sie durch ihre eigenen Digitalisierungsanstrengungen dazu bei, das Wirtschaftssystem zu modernisieren, indem sie Behörden und Ämter digital transformieren.