Careum und Isolutions tüfteln am KI-Lerncoach für Gesundheitsfachkräfte
Careum will seine Lehrmittel für Gesundheitsfachpersonen künftig um einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Lerncoach ergänzen. Die entsprechende Lösung entwickelt der Verlag in Zusammenarbeit mit Isolutions. Das Projekt gewann unlängst einen ersten Award.
Angehende Fachkräfte Gesundheit (FaGe) sollen künftig Unterstützung durch einen digitalen Lerncoach erhalten. Das ist zumindest die Vision des Verlages Careum, der unter anderem Lehrmittel für das Gesundheitswesen produziert.
Seit 2023 arbeitet das Unternehmen an einem auf künstlichen Intelligenz basierenden Lerncoach, wie der Website zu entnehmen ist. Konkreter handelt es sich dabei um einen Avatar, mit dem Lernende sprechen können und der sie beim Lernen unterstützt.
Am Anfang war Karl Klammer
Der KI-Lerncoach, den Careum unter dem Markennamen Sphere entwickelt, soll massgeschneiderte Unterstützung für Lernende bieten. Er passe sich an verschiedene Lerntypen an, analysiere die Gestik sowie Mimik der User und vermittle dadurch die Lerninhalte optimal, heisst es weiter. Auch die Lernfortschritte analysiert das Tool kontinuierlich und passt die vermittelten Inhalte entsprechend an. So werde das Wissen nicht nur gezielter vermittelt, sondern könne auch jederzeit abgerufen werden, teilt der Lehrmittelverlag mit.
Entstanden sei die Idee durch Zufall, sagt Projektleiterin Charitini Karadamou in einem im Firmenblog publizierten Gespräch. "Es gab im Careum-Verlag im Frühjahr 2023 eine Stellenausschreibung für die Projektleitung eines Lehrmittels. Und dafür habe ich mich beworben. Im Rahmen des Bewerbungsprozesses bekam ich die Aufgabe, die Erstellung eines Buches aufzuzeichnen. Aufgrund meines pädagogischen Hintergrunds habe ich dabei an Clippy gedacht."
Clippy – im deutschen Sprachraum auch bekannt als Karl Klammer - hiess eine Art digitaler Assistent in früheren Versionen der Bürosoftware Microsoft Office. Karadamou schlug im Verlag vor, eine moderne Version dieses Assistenten für Lehrmittel zu entwickeln und stiess damit auf offene Ohren.
Enterprize-Jury überzeugt
Es sei schwierig gewesen, einen technischen Umsetzungspartner zu finden, sagt Karadamou im Interview. "Weil es im Sommer 2023 einen grossen Hype um KI-Entwicklungen gab, standen wir immer auf irgendwelchen Wartelisten bei verschiedenen Technologiepartnern." Schliesslich klappte die Zusammenarbeit mit dem auf Microsoft-Lösungen spezialisierten Dienstleister Isolutions. Die Daten des Lerncoaches seien auf Microsoft-Servern in Zürich gespeichert. Um für Sicherheit und Datenschutz zu sorgen, "haben wir von Anfang an eine Gruppe von KI-spezialisierten Anwälten rekrutiert. Sie haben mit uns zusammen alle nötigen Dokumente erarbeitet. In diesen Dokumenten steht, wie die Daten genutzt werden, wie sie gespeichert werden, wer das System betreibt. So werden verschiedene Aspekte der rechtlichen Seite abgedeckt."
Noch ist der Careum-KI-Lerncoach nicht öffentlich verfügbar, sondern wird lediglich im Rahmen zuvor gebuchter Präsentationen vorgestellt. Dennoch erhielt der Verlag für das Projekt bereits den mit 10'000 Franken dotierten "Enterprize 2024". Hinter dem Award stehen die SVC-Stiftung für Unternehmertum sowie die Fachpartnerin Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB). Sie kürten den KI-Lerncoach als herausragendes Projekt in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, wie der Mitteilung zu entnehmen ist.
Bis die Lösung auf den Markt kommt, dauert es noch. "Wir sind momentan in der MVP-Phase, also in der Phase des Minimum Viable Product", erklärt die Projektleiterin. "Und wir hoffen, in die MMP-Phase zu kommen, also in die Phase des Minimum Marketable Product. Und dann hoffen wir, dass der KI-Lerncoach ab 2026 und 2027 im neuen FaGe-Lehrmittel erscheinen wird." Vielleicht werde das Produkt dereinst auch für andere Verlage, Bildungsinstitutionen oder Organisationen interessant.
Wie verändert künstliche Intelligenz Bildung, Forschung und Innovation? Mögliche Szenarien und darauf basierende Vorschläge formulierte die Digital Society Initiative der Universität Zürich in einem Positionspapier. Mehr dazu lesen Sie hier.