"FHNW Cloud Studie 2017"

Digitales Donnergrollen – das Spannungsfeld zwischen Business und IT

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von Stella Gatziu-Grivas, Leiterin Kompetenzschwerpunkt Cloud Computing

Der Einsatz von Cloud-Technologien im Zuge der digitalen Transformation sprengt die Grenzen der bisher üblichen Zuständigkeitsbereiche und zwingt Business und IT zu einer neuen Rollenverteilung. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld. Das zeigen erste Ergebnisse der "FHNW Cloud Studie 2017".

"Ohne Cloud keine digitale Transformation", heisst es in der Regel. Tatsächlich werden die Begriffe Cloud und digitale Transformation oft in einem Zug genannt. Doch der Einsatz von Cloud-Technologien stellt viele Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Es ist wichtig, dass bei einem Einsatz von Cloud und der daraus entstehenden Transformation der Unternehmens-IT sowohl das Business als auch die IT miteinbezogen werden. Das wird oft verpasst.

Die "FHNW Cloud Studie 2017" widmet sich der Cloud-­Maturität von Unternehmen in der Schweiz und berücksichtigt dabei die Sicht von Business und IT zu gleichen Teilen. Genauer liegt der Fokus auf folgenden Fragen: Wie bereiten sich Unternehmen auf den Cloud-Einsatz vor? Was ist die Motivation für einen Cloud-Einsatz?

Die "FHNW Cloud Studie 2017" richtet sich an Cloud-Provider und an alle, die im Business, in der IT oder an der Schnittstelle von Business und IT tätig sind. Im Oktober und November 2017 wurden 196 Teilnehmer befragt. Die Studie läuft noch bis Mitte Februar 2018. Als Basis dient das FHNW-Cloud-Maturitäts­modell, das den Teilnehmern als Onlinetool zur Verfügung steht. Das gleiche Maturitätsmodell wurde auch für die qualitative FHNW-CIO-Studie angewendet, die sich im Gegensatz zur Cloud-Studie ausschliesslich an CIOs richtete. Die CIO-Studie wurde im Herbst 2016/Frühling 2017 durchgeführt. Dabei wurden 57 CIOs aus verschiedenen Branchen und aus Unternehmen unterschiedlicher Grösse befragt. Das Benchmarking der CIO-Studie steht auch den Teilnehmern der Cloud Studie zur Ver­fügung.

Bis jetzt sind 22 Prozent der Studienteilnehmer Cloud-Provider, 22 Prozent sind CIOs. Fachverantwortliche Business, IT-Architekten und Mitglieder der Geschäftsleitung sind jeweils mit etwas weniger als 10 Prozent vertreten. 16 Prozent der Teilnehmer arbeiten an der Schnittstellte von Business und IT, und 19 Prozent sind Fachverantwortliche IT. Cloud-Provider wurden zur Teilnahme an der Studie eingeladen, um die Sicht der Mehrheit ihrer Kunden einzubringen.

Das FHNW-Cloud-Maturitätsmodell

Das FHNW-Cloud-Maturitätsmodell umfasst vier Reifegrade. Die Reifegrade sind ihrer Aussage nach steigend aufgebaut und spiegeln eine zunehmende Reife der Cloud-Befähigung der Unternehmen wider.

Grafik 1 zeigt die vier Reifegrade des FHNW-Cloud-Maturitätsmodells. Während im Reifegrad 1 die Cloud-Nutzung noch am Anfang steht, wird die Nutzung von Cloud-Diensten im Reifegrad 2 aktiv angegangen. Im Reifegrad 3 findet eine klare "Cloud-First"-Strategie statt, während im finalen Reifegrad 4 die Umsetzung der Cloud-Strategie und die Optimierung und Erweiterung der aktuellen Cloud-Nutzung im Fokus steht. ­Weiter umfasst das Modell sechs Dimensionen. Innerhalb einer Dimension bilden verschiedene Kriterien die nächst kleinere Einheit.

Überblick über alle Dimensionen – Governance mit dem tiefsten Reifegrad

In den Dimensionen Nutzung von Cloud-Services, Know-how und digitale Kultur sowie Architektur verfügen zirka 55 Prozent der Befragten über Reifegrad 3 oder 4. Dieses Ergebnis gleicht damit stark dem der CIO-Studie. Auch dort waren die hohen Reifegrade 3 und 4 in diesen Dimensionen verbreitet. In der Dimension Governance hingegen verfügen beinahe 60 Prozent lediglich über die tiefen Reifegrade 1 oder 2. In den Dimen­sionen Cloud-Strategie und Business/IT-Alignment machen die Reifegrade 1 und 2 und 3 und 4 jeweils zirka 50 Prozent aus (Grafik 2).

Strategische Positionierung der Cloud und ­Vorbereitung auf den Cloud-Einsatz

Die Dimension Cloud-Strategie spiegelt im besonderen Masse die Auseinandersetzung der Unternehmen mit dem Cloud-Einsatz wider. Fast 65 Prozent der Teilnehmer haben keine Cloud-Strategie (Reifegrad 1 oder 2) oder sie haben zwar eine Cloud-Strategie definiert, halten diese aber nicht ein. Ähnlich ist das Ergebnis bei der Erfassung der Cloud in der Gesamtstrategie. Fast 70 Prozent betrachten Cloud entweder gar nicht oder nur am Rande im Rahmen der Strategie. Auch die Analyse der Cloud-Bedürfnisse und die Optimierung des Cloud-Einsatzes zeigt eine relativ tiefe Maturität. So haben mehr als 30 Prozent der Unternehmen ihre Cloud-Bedürfnisse noch nicht erfasst.

Jedoch sind Firmen dabei, sich auf einen Cloud-Einsatz vorzubereiten: Die Studie zeigt bei der Hälfte der Teilnehmer eine Auseinandersetzung mit möglichen Risiken. Die Risiken werden sorgfältig mit den Vorteilen verglichen. Zirka 50 Prozent der Teilnehmer sind intensiv mit der Datenklassifikation beschäftigt. Noch höher ist die Transparenz über die IT-Landschaft und die IT- und Businessprozesse. Zusammenfassend sind daher mehr als die Hälfte der Unternehmen auf einen Cloud-Einsatz vorbereitet (Grafik 3).

Cloud und Digitalisierung – Business und IT haben unterschiedliche Sichtweisen

Die Studie zeigt: 70 Prozent der Befragten sehen die Rolle der Cloud darin, Innovation und Digitalisierung voranzutreiben, indem die Agilität der IT unterstützt wird. Mehr als 20 Prozent sind dabei, den Cloud-Einsatz mit den Businessbedürfnissen abzustimmen. Spannend wird der Aspekt der Cloud-Nutzung, wenn man betrachtet, wie sich die einzelnen Berufsfelder dazu äussern. Grafik 4 illustriert dies.

Zirka 55 Prozent der CIOs und IT-Architekten sehen Cloud als einen festen Bestandteil der Sourcing-Strategie, um Kosten zu sparen. Bei den Fachverantwortlichen Business sind es gar 75 Prozent. Bei 50 Prozent der Teilnehmenden der Geschäftsleitung ist die digitale Transformation nur mit Cloud denkbar. Während zirka 10 Prozent der CIOs und etwa 20 Prozent der Fachverantwortlichen IT und der Mitglieder der Geschäftsleitung angeben, Cloud und digitale Transformation hätten nichts gemeinsam, ist diese Antwort bei den Fachverantwortlichen Business nicht präsent. Auch keiner der teilnehmenden IT-Architekten war dieser Meinung. Keiner der Teilnehmer der Geschäftsleitung gab an, ein Cloud-Einsatz käme für sein Unternehmen nicht infrage.

Die Veränderung der Rolle der IT – die Sichtweisen von Business und IT bleiben unterschiedlich

Die digitale Transformation bringt den Einsatz neuer Technologien und Einsatzfelder mit sich. Das sehen 50 Prozent der Geschäftsleitung so. 20 Prozent der Geschäftsleitung und 30 Prozent der CIOs und der IT-Architekten sehen mit der digitalen Transformation einen organisatorischen Umbau kommen. Für die Fachverantwortlichen Business ist mit der digitalen Transformation kaum ein organisatorischer Umbau für die IT nötig. Jedoch schlägt sich für die Fachverantwortlichen Business die digitale Transformation vor allem in einer Veränderung der Rolle der IT nieder (beinahe 70 Prozent). Das spiegelt deutlich die Erwartung wider, die das Business gegenüber der IT hat, nämlich, dass diese als Businesspartner auftritt. Zirka 25 Prozent der Fachverantwortlichen IT sehen in der digitalen Transformation einen zusätzlichen Aufwand. Das ist ein hoher Anteil im Vergleich zu den Fachverantwortliche Business, wo dies lediglich 5 Prozent angeben (Grafik 5).

Studie

Die FHNW will die Studie noch vertiefen. Deshalb sind alle Interessierten eingeladen, teilzunehmen:

https://movecloud.ch/tools/cloud-studie

Als Dankeschön verlost die FHNW 20 Gratistickets für den 5. Cloud Use Cases Day am 14. März 2018. Weitere Infos zum Anlass unter https://tinyurl.com/FHNW-Cloud-2018

Der Cloud Use Cases Day widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Business und IT. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Cloud als Enabler für die Digitalisierung eingesetzt werden kann.

Am 14. März 2018 wird ebenfalls der Studienbericht zur "FHNW Cloud Studie 2017" erscheinen.

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