Gemeindeumfrage 2023

Digitalisierung in Schweizer Gemeinden: Der Wille ist da, die Mittel fehlen

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von Joël Orizet und tme

Drei Viertel der Schweizer Gemeinden sehen die Digitalisierung als Chance - die meisten wollen sich jedoch als "Nachzügler" verstanden wissen. Erstaunlicherweise wollen mehr und mehr Gemeinden ihre Digitalisierungsprojekte im Alleingang anpacken, statt mit anderen Gemeinden oder Städten zu kooperieren.

(Source: GiZGRAPHICS / Fotolia.com)
(Source: GiZGRAPHICS / Fotolia.com)

Die meisten Schweizer Gemeinden stehen der digitalen Transformation aufgeschlossen gegenüber. 75 Prozent betrachten die Digitalisierung als Chance, wie aus der aktuellen Gemeindeumfrage des Vereins "Myni Gmeind" hervorgeht. 

Deutschschweizer Gemeinden zeigen sich tendenziell optimistischer als Gemeinden in der Romandie, wo man die Digitalisierung häufiger als Risiko wahrnimmt. Am stärksten ist die Risikowahrnehmung unter den Gemeinden allerdings im Kanton Schwyz. 

Deutschschweizer Gemeinden zeigen sich tendenziell optimistischer als Gemeinden in der Romandie.
(Source: mynigmeind.ch)

Die meisten wollen Nachzügler sein

32 Prozent der teilnehmenden Gemeinden sehen sich in puncto Digitalisierung tendenziell in einer Vorreiterrolle. Im Vorjahr waren es noch 36 Prozent. 

62 Prozent bezeichnen sich hingegen als Nachzügler – 4 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. 

3 Prozent gaben sogar an, "den Anschluss verpasst" zu haben. Im vergangenen Jahr gaben dies noch 2 Prozent der teilnehmenden Gemeinden an. 

62 Prozent der Schweizer Gemeinden bezeichnen sich bezüglich Digitalisierung als Nachzügler.

(Source: mynigmeind.ch)

Mehrheit noch immer ohne Koordinationsstelle

Die meisten Gemeinden haben den Ergebnissen zufolge keine Stelle, die sich um die bereichsübergreifende Koordination von Digitalisierungsprojekten kümmern soll. Knapp 54 Prozent verneinen die Frage, ob solch eine Stelle respektive ein Gremium oder eine Person vorhanden ist. 2021 lag der entsprechende Anteil allerdings bei 59,5 Prozent. 

Bei den 41,4 Prozent, die über solch eine Stelle verfügen, obliegt die Aufgabe in 42 Prozent der Fälle den Gemeinde- respektive Stadtschreibern. In weiteren 23 Prozent sind es IT-Verantwortliche, welche die Digitalisierungsbestrebungen koordinieren sollen. Nur 11 Prozent haben den Antworten zufolge eine Digitalisierungsbeaftragte oder einen Digitalisierungsbeauftragten in der Verwaltung. 

Weniger Kooperation, mehr Alleingänge

Knapp 31 Prozent der Gemeinden gehen ihre Digitalisierungsprojekte im Verbund mit anderen Gemeinden oder Städten an. Erstaunlicherweise nahm dieser Anteil im Vergleich zu früheren Erhebungen ab. 

69 Prozent der Gemeinden gehen Digitalisierungsprojekte vorzugsweise eigenständig an.

(Source: mynigmeind.ch)

69 Prozent gehen Digitalisierungsprojekte vorzugsweise eigenständig an. In der Umfrage von 2021 (PDF) lag der entsprechende Anteil (entgegen der Darstellung in der Grafik) bei nur 36 Prozent. Allerdings hinkt die Vergleichbarkeit, denn in der Umfrage von 2021 gab es noch eine weitere Antwortmöglichkeit, die in der aktuellen Ausgabe fehlt, nämlich: "Wir lassen uns bei unseren Digitalisierungsprojekten von externen Beratern begleiten." Vor zwei Jahren stimmten noch 40 Prozent der Teilnehmenden dieser Aussage zu. 

Meistens fehlt das separate Budget

Der Hauptbefund der Auftraggeber der Umfrage, nämlich der gemeinnützige Verein "Myni Gmeind" in Partnerschaft mit dem Schweizerischen Gemeindeverband, lautet: Das Thema Digitalisierung sei in den Leitungsebenen der Gemeindeverwaltungen angekommen – doch es fehle vielerorts an personellen und finanziellen Ressourcen. 

Den Ergebnissen zufolge sind dedizierte Budgetposten für Digitalisierungsprojekte in nur 18 Prozent der Gemeinden vorhanden. In den übrigen Fällen budgetiert man Digitalisierungsprojekte themen- beziehungsweise bereichsbezogen. Allerdings steigt der Anteil der Gemeinden mit einem Budget für Digitalisierungsprojekte. Im vergangenen Jahr lag er bei 15 und im Jahr davor noch bei 13 Prozent. 

Von den 2136 Gemeinden der Schweiz (Stand 1.1.2023 gemäss Bundesamt für Statistik) nahmen 736 an der Umfrage Teil. Die Beratungsfirma für Markt- und Meinungsforschung TransferPlus führte die Umfrage durch. Die Ergebnisse stehen online (PDF) bereit. 

Den Bericht zu den Ergebnissen der Umfrage vom vergangenen Jahr finden Sie hier

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