D wie Datum
Theorie: Das Datum auf einem Dokument gibt an, wann es fertiggestellt wurde, ab wann es gültig ist oder wann es herausgegeben wurde. Es hilft den Lesenden, die (zeitliche) Relevanz des Inhalts einzuschätzen. «Kein Dokument ohne Datum!», hiess es vor Jahren noch im Studium – wer erinnert sich?
Realität: Man sollte eigentlich meinen, heute sei das kein Thema mehr, wo doch fast jede gebräuchliche Applikation eine automatische Datumsfunktion bietet. Doch in Wahrheit sind datierte Inhalte eine bedrohte Art. Besonders im Web scheinen sie schon länger aus der Mode gekommen zu sein. Wie anders lässt sich erklären, dass nicht einmal mehr Blogger meinen, uns mitteilen zu müssen, wann sie einen Post onlinegestellt haben. Dabei sollten es gerade sie am besten wissen. Da ist es schon nicht mehr verwunderlich, dass auch die News und Artikel auf den Websites vieler Medien mittlerweile ohne Zeitstempel daherkommen.
Zu vielen Themen lassen sich im Web wohl gut geschriebene Fachartikel, informative Broschüren, ja ganze Lehrmittel finden – was fehlt, ist oft allein das Datum. So bleibt am Ende unklar, ob man jetzt den allerletzten Stand des Wissens aufgestöbert hat oder über eine zehn Jahre alte Klamotte gestolpert ist. Doch genau das wäre eigentlich relevant heutzutage, wo die Halbwertszeit von Informationen zerrinnt wie Butter in der Sonne. Und es führt dazu, dass an sich guter Inhalt links liegen gelassen wird, weil sein Alter unklar ist.
Natürlich werden jetzt einige einwenden, dass das Datum gerade in der IT ja schon lange durch die allseits beliebte Versionierung à la v2.3.1 abgelöst wurde. Doch die ersetzt das Datum nicht, weil sie dem Lesenden ohne (oft nicht greifbare) «Release History» wenig hilft.
Fazit: Wer meint, er habe etwas Relevantes zu berichten, gebe Bitteschön das Datum an. Es gehört prominent gleich an den Anfang jedes Dokuments. Das ist nicht nur eine Frage der Vollständigkeit, Glaubwürdigkeit und Beachtung, sondern das ist schlicht und einfach höflich.